Purer Sonnenschein und fast schon warme Temperaturen, im Vergleich zu den zweistelligen Minusgraden in den vergangenen Tagen, herrschten am Faschingssonntag.Umso größer war der Wehmut der Faschingsfreunde im Landkreis, wären das doch die besten Wetterbedingungen für die Faschingsumzüge gewesen.
Dennoch gab es „Fasching light“ in einigen Orten. Der wahrscheinlich größte, legale Gaudiwurm im Landkreis schlängelte sich durch eine Siedlungsstraße im Knetzgauer Ortsteil Oberschwappach. So wie auch schon im vergangenen Jahr hatte hier die achtjährige Emilia Hülz das Regiment über die jungen Faschingsnarren. Zusammen mit ihren Schwestern Mathilda (2) und Sophie (5) sowie ihren beiden Cousins Bastian (8) und Marlon (11) wurde im Vorfeld fleißig gemalt und gebastelt. Verkleidet und mit bunt geschmückten Handwägen ausgestattet hieß es um 11 Uhr: „Der Zug kommt“. Freilich war das eine rein private Veranstaltung zweier Familien, aber die Kinder hatten trotz aller Hygiene- und Abstandsregeln mächtig Spaß. Mama Denise Hülz sagte in diesem Zusammenhang: „Ich glaube Kinder setzen die Coronavorschriften noch viel gewissenhafter um als so mancher Erwachsener“.
Auch in der Faschingshochburg Sand wurden am Sonntagnachmittag so einige Zweiergrüppchen gesehen, die sich das Feiern nicht nehmen ließen. So waren zum Beispiel auch die Sander Mädels Manu, Zabrina und Dina im Dorf unterwegs. Die drei, die aus zwei Haushalten stammen hatten ihr Motto auf ein Plakat geschrieben: „Wir feiern mit (1,5 Meter) Abstand die geilste Party“. In der Nachbarstadt Zeil waren schon am Freitag die „Krach-mach-Spatzen“ der Kindertagesstätte St. Michael unterwegs. Zusammen mit ihren Erzieherinnen hatten sie als Ziel das Rathaus im Visier. Dort wurden sie von Bürgermeister Thomas Stadelmann mit Süßigkeiten belohnt. Am Sonntag gab es in der Pfarrkirche auch einen Gottesdienst mit einer Büttenpredigt von Pfarrer Michael Erhart, bei dem selbstverständlich auch einige Zeiler Elferräte anwesend waren.
Von Vorteil ist es in dieser Zeit, wenn alle Funktionsträger in einem Haushalt wohnen. So musste sich Bürgermeister Thomas Stadelmann doch noch Sorgen um seine Krawatte machen. Seine Frau Monika ist nämlich die Chefin der Zeiler Hexen und hat einfach ihrem Gatten im Homeoffice den Schlips abgeschnitten. Als Sitzungspräsident der Zeiler Narrenzunft war Thomas Stadelmann natürlich sofort für diesen Spaß zu haben.
Am Donnerstag, an Altweiberfasching, hatten es die Hexen schwer in diesem Jahr. Auch sie konnten natürlich nicht wie gewohnt feiern. In Knetzgau zogen sie deshalb auch in Zweiergruppen umher um besonders den kleinen Faschingsfreunden eine Freude zu bereiten. „Wir verteilen Süßigkeiten an die Kinder“, sagten die beiden schaurigen Gestalten Kathrin Hagen und Silke Haubner, in deren mitgeführtem Kinderwagen samt Püppi die Naschsachen verstaut waren.
„Wir haben uns gegenseitig per WhatsApp getröstet und an den Spaß der letzten Jahre gedacht. Da keine Wirtschaften auf sind, sind wir auch nicht unterwegs gewesen“, sagte hingegen Antonie Bergmann, die Sander Oberhexe, die sonst immer mit ihren Mitstreiterinnen ein großes Spektakel vor dem Rathaus veranstaltet. Für die Zukunft hat Antonie Bergmann große Sorge ob denn nächstes Jahr wieder eine Gruppe zusammen kommt und diese Tradition weiter pflegt. Um die heimischen Betriebe zu unterstützen hat sich die Truppe Essen to go geholt.
„Unterkriegen lassen wir uns net, da könnt ihr alle drauf wett. Wir ham Pläne und ihr werdet sehn, nächstes Jahr wirds doppelt schön“, zeigte sich Sitzungspräsident Bernhard Jilke zuversichtlich, der für alle Freunde der Westheimer Narrenzunft eine Videobotschaft sendete. Fast 1000 Zuschauer haben bereits den Facebook-Auftritt verfolgt, so Jilke, der als Parole ausgibt: „Für einen Narren ist nicht nur mit Corona Maskenpflicht“.
Ganz hart trifft Corona die zahlreichen Tanzgruppen im Landkreis. „Leider kann man online schwer Training machen, weil es sich schwierig gestaltet, Choreografien richtig rüber zu bringen“, sagt zum Beispiel Franziska Ullrich aus Zell am Ebersberg. Die junge Dame, die Gründungsmitglied der Tanzgruppe „Black Diamonds“ ist, hat zusammen mit den neun anderen Mädels normal rund zehn Auftritte in der Faschingszeit. „Wir halten aber online ganz viel Kontakt zueinander und haben über die Faschingszeit ganz viel in Erinnerung geschwelgt, indem wir uns gegenseitig viele Bilder und Videos geschickt haben“, trösten sich die Tänzerinnen und hoffen wenigstens auf einen normalen Fasching 2022.
Neben Ebern ist im nördlichen Landkreis zum Beispiel auch Maroldsweisach eine Faschingshochburg. Sitzungspräsident Dieter Hepp hat als kleinen Ersatz für die ausgefallenen Faschingsaktivitäten der Concordia Maroldsweisach eine Auswahl an Auftritten der vergangenen Bunten Abende auf Facebook veröffentlicht. Auch die „Machtübernahme“ am 11.11. die als originelles Video präsentiert wurde, kam sehr gut bei den Zuschauern an. „Natürlich ist das kein vollwertiger Ersatz, aber es geht natürlich nicht anders“, sagt auch Heidi Müller-Gärtner, die zusammen mit Barbara Denninger die Organisation der Veranstaltungen inne hat. Ein fester Bestandteil des Faschings waren auch immer Auftritte in den beiden Maroldsweisacher Altenheimen. Müller-Gärtner findet es besonders traurig, dass dies abgesagt werden musste, ist es doch immer eine willkommene Abwechslung für die Bewohner. Dieter Hepp macht auch auf die rund zehn Gastauftritte der Concordia mit Prinzenpaar, Elferrat und Gardemädchen aufmerksam. Wie zum Beispiel in Geroldswind, Hafenpreppach und Dürrenried sind das natürlich auch wichtige Einnahmen für die dortigen Vereine. Zumindest sehen die Verantwortlichen der Concordia Maroldsweisach optimistisch in die Zukunft. „Wir sind so gut miteinander verbunden, dass wir gemeinsam dieses Jahr überstehen“; zeigte sich Heidi Müller-Gärtner überzeugt, dass auch im Jahr 2022 alle Aktiven wieder auf der Bühne stehen.