Junge Winzerinnen im Abt-Degen-Weintal stellen sich vor

Weinprinzessin Anna-Lena Werb (Fünfte von links) repräsentiert das Abt-Degen-Weintals, so wie hier zum Beispiel bei einem Ausflug des Sander Weinfest-Organisationskomitees in die Lagen des Weingut Goger. Foto: © Christian Licha

Zeil am Main, Lkr. Haßberge. Erfolgreiche Frauen in eigentlichen Männerberufen sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Dass das auch im Weinbau so ist, stellte Anna-Lena Werb, die Weinprinzessin des Abt-Degen-Weintals im Rahmen eines Pressegesprächs am Sonntag im Hotel Kolb in Zeil heraus. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Abt-Degen-Weintals, Bürgermeister Thomas Stadelmann, hatte die Weinhoheit zwei Winzerinnen eingeladen, die beispielhaft Einblicke in ihr Berufsleben beziehungsweise Hobby gewährten.

Momentan aufgrund der Coronalage schwierig durchzuführen, aber hoffentlich bald wieder möglich: Nadine Rippstein stellt in ihrem Familien-Weingut gerne eine Auswahl der eigenen Weine vor und lädt die Besucher zum probieren ein, so wie hier Weinbaupräsident Artur Steinmann (rechts). Foto: © Christian Licha

Voll dem Weinbau verschrieben hat sich Nadine Rippstein aus Sand. Die ehemalige Sander Weinprinzessin anno 2015 arbeitet seit drei Jahren hauptberuflich im Familienbetrieb, das den Namen ihres Opas „Weingut Bernhard Rippstein“ trägt. Ihr Vater, Stefan Rippstein, hat im Jahr 2014 den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und die Tradition, die bis zu seinen Urgroßeltern zurück reicht, professionell fortgesetzt. So ist auch Tochter Nadine mit den Trauben aufgewachsen und hat viel Zeit in ihrer Kindheit in den Weinbergen verbracht. Eines Tages stand für die heute 26-Jährige fest, dass sie ihr Hobby zum Beruf machen will. Von 2013 bis 2017 studierte Nadine Rippstein Weinbau und Oenologie an der Hochschule Geisenheim und schloss ihre Prüfung Prüfung als Bachelor of Science erfolgreich ab. Im Laufe der Zeit wuchsen die bewirtschafteten Flächen immer mehr an, so dass das Weingut Rippstein heute über rund 6,5 Hektar verfügt. Eine Vielfalt von 42 eigenen Weinen wird angeboten, die in der neu erbauten Vinothek probiert werden können. Allerdings sind Weinproben im Moment wegen den geltenden Coronaauflagen sehr schwierig umzusetzen, so die Nachwuchs-Winzerin. Auch das beliebte Garten-Weinfest der Rippsteins muss coronabedingt heuer leider ausfallen. Um ihren Erfahrungsschatz auszubauen, war Nadine Rippstein Anfang diesen Jahres für zwei Monate in Südafrika. In der Stadt Stellenbosch, die für den Anbau hochwertiger Weine bekannt ist, absolvierte die Sanderin in einem Weingut ein Praktikum. Nicht nur dass dort zu der Jahreszeit gerade Herbst war und die Traubenlese anstand, auch die Weinberge sehen etwas anders aus als in der fränkischen Heimat: „In Südafrika wird der Wein hauptsächlich in der Ebene angebaut, Steillagen wie bei uns gibt es nicht“.

Barbara Auer aus Unterhaid liebt den Wein und hat sich zur Nebenerwerbswinzerin fortgebildet. Foto: © Christian Licha

Ebenfalls einer sehr langen Familientradition verbunden ist Barbara Auer aus Unterhaid. Seit 1934 hat die Familie Auer ihre eigenen Weinlagen, die die östlichsten in Weinfranken sind und direkt an Bierfranken angrenzen. Auch dieses Gebiet gehört noch zum Abt-Degen-Weintal. Barbara Auer ist hauptberuflich Filialleiterin in einer Bäckerei und hat in ihrer Freizeit in 18 Monaten eine Fortbildung zur Nebenerwerbswinzerin an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim absolviert. Weniger als ein Zwölftel der Fläche der Familie Rippstein bewirtschaftet Barbara Auer zusammen mit ihren Angehörigen. Auf einem halben Hektar werden Müller-Thurgau, Domina und Silvaner angebaut. „Seit meiner frühen Jugend habe ich Spaß am Naturprodukt Wein und möchte das Familienerbe bewahren“, ist Barbara Auer stolz auf das kleine aber feine Weingut. Zum ersten Mal veranstalteten die Auer’s im vergangenen November eine Glühweinparty in ihrem Hof. Damit hatten sie wortwörtlich den Geschmack der Besucher getroffen. „Wir wurden erschlagen vom Erfolg“, so die 26-Jährige, die bei diesem Event roten und weißen Glühwein anbot, der ausschließlich aus Eigenproduktionen hergestellt wurde. Für die Zukunft versprach Barbara Auer bei kommenden Events, sofern es die Coronalage zulässt, organisatorisch besser auf den Ansturm eingestellt zu sein, waren doch im Herbst teilweise sehr lange Schlangen vor den Ständen. Seit einigen Monaten bietet das Weingut Auer, das sonst 16 Wochen im Jahr auch eine Heckenwirtschaft betreibt und Weinproben sowie Kellerführungen durchführt, einen kostenlosen Lieferservice in der Umgebung für Flaschenweine an. Dieser wird sehr gut angenommen, ist Barbara Auer stolz auf die Resonanz und denkt, dass auch die ausgefallenen Feste etwas damit zu tun haben: „Die Leute wollen trotzdem einen guten Wein genießen und machen das halt jetzt Zuhause“.

Anna-Lena Werb (rechts) hat vor gut einem Jahr die Krone des Abt-Degen-Weintals von ihrer Vorgängerin Elisabeth Goger (links) übernommen. Foto: © Christian Licha

Weinprinzessin Anna-Lena Werb bezeichnet die beiden erfolgreiche jungen Mitstreiterinnen als ihre Vorbilder. In den Weinbergen und der Heckenwirtschaft ihres Opas Karl Hömer packt sie auch oft kräftig mit an. Hauptberuflich ist die 20-Jährige zwar anderweitig orientiert, aber die Liebe zum Wein wird sie ihr Leben lang begleiten: „Ich finde es sehr spannend wenn man sieht, wie die Reben sich entwickeln und aus den Trauben ein guter Wein entsteht“.

Nicht minder stolz ist Thomas Stadelmann auf die drei jungen Frauen. Aber auch alle anderen Weingüter und Winzer, die Mitglied im Abt-Degen-Weintal sind, dankte der Vorsitzende für ihre starkes Engagement: „Alle gemeinsam haben dazu beigetragen, dass mittlerweile das Abt-Degen-Weintal bis über die Grenzen Frankens hinaus den Weinliebhabern ein Begriff ist“.

Nadine Rippstein ist stolz auf die Türgriffe der neu erbauten Vinothek, die aus echten Rebstöcken bestehen und dem Verkaufsraum eine ganz besondere Atmosphäre verleihen. Foto: © Christian Licha