[VIDEO] 1000 Schüler verabschieden Hausmeister „Nobby“ in den Ruhestand

Foto: © Christian Licha

Haßfurt, Lkr. Haßberge. Eine „Institution“ verlässt das Haßfurter Schulzentrum. Für den überaus beliebten Hausmeister Norbert Jäckisch beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Der 61-jährige gebürtige Gemeinfelder geht nach 32 Dienstjahren in den Ruhestand beziehungsweise in die Freistellungsphase der Altersteilzeit.

Grund genug für die beiden Lehrkräfte Kim Davey und Jörg Gramlich spontan eine kleine Verabschiedung zu organisieren. Geschickt sorgte die Lehrerin unter einem Vorwand dafür, dass „Nobby“, wie der Hausmeister wirklich von allen liebevoll genannt wird, nicht mitbekam, wie sich die rund 1000 Schüler des Regiomontanus-Gymnasiums ins Freie bewegten. Mit einer großen La Ola-Welle und tosendem Beifall wurde der völlig überraschte Handwerker, Seelentröster und Ratgeber in einer Person von der versammelten Mannschaft begrüßt. Ehe noch jeder einzelne Schüler „seinen“ Hausmeister mit Handschlag verabschiedete, gab es für den künftigen Rentner symbolisch den „Goldenen Hammer“ als Abschiedsgeschenk. Außerdem hatte jede Klasse auf einem großen Blatt ihre guten Wünsche für „Nobby“ aufgeschrieben, die er gesammelt als überdimensionale Mappe überreicht bekam.

Eigentlich hatte Norbert Jäckisch seinerzeit nicht gewusst, ob die Hausmeistertätigkeit das Richtige für ihn ist, als er den Job angeboten bekam. Nach seiner Lehre zum Gas- und Wasserinstallateur bildete er sich weiter und wurde dann mit nur 23 Jahren der jüngste Meister seines Faches. Wenige Jahre später folgte dann noch die Meisterprüfung im Spengler- und Heizungsbauerhandwerk. Insgesamt 13 Jahre war Jäckisch bei einem Betrieb in Hofheim beschäftigt, bevor er 1986 ans Schulzentrum kam.

Schnell ins Herz geschlossen hatten ihn dann die Schülerinnen und Schüler. Aber auch beim Lehrerkollegium war der immer freundliche und hilfsbereite Mann äußerst beliebt. Nie kam ein böses Wort über seine Lippen und die Ruhe, die „Nobby“ stets ausstrahlte, war im hektischen Schulalltag ausgesprochen wohltuend. Das „Markenzeichen“ des Hausmeisters waren Lollies. Die verteilte er immer gerne an die Schüler, zum Beispiel vor Prüfungen, zu Weihnachten, an Geburtstagen oder wenn ihm mal wieder ein Schüler zur Hand ging. Alleine im letzten Schuljahr wurden so 12000 Lollies „unters (Schul-)volk“ gebracht.

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„Nie habe ich einen Schüler zum Chef bringen müssen, weil er etwas angestellt hatte“, resümierte Jäckisch. „Das haben wir immer unter uns geregelt“. So gab es zum Beispiel dann als „Strafarbeit“ die Aufgabe ihm bei einer handwerklichen Tätigkeit zu helfen, was die Schüler auch reumütig taten und ihm diese „Kulanz“ hoch anrechneten. Aber auch als Vertrauensperson war „Nobby“ sehr beliebt. So beobachte er beim Pausenverkauf, bei dem ihm immer seine Frau Jutta zur Seite stand, beispielsweise wie ein Junge plötzlich nur immer ein blankes Brötchen für damals noch 20 Pfennig kaufte. Der Schüler erzählte ihm dann, dass seine Eltern kein Geld hätten, weil sie gebaut haben und der Vater plötzlich arbeitslos wurde. „Nobby“ zeigte sein großes Herz und gab dem Buben fortan immer ein mit Wurst belegtes Brötchen für seine Groschen. Nach etwa einem halben Jahr kam der Schüler und berichtete stolz und dankbar: „Du musst mir nichts mehr geben, mein Papa hat eine neue Arbeit gefunden“.

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Auch das Prädikat „pädagogisch wertvoll“ könnte man Norbert Jäkisch glatt verleihen. Ein Mädchen kam heulend auf ihn zu und berichtete, dass sie Hausarrest und Fernsehverbot wegen schlechter Noten hätte. „Nobby“ gab den Tipp, den Lernstoff nur noch einmal gründlich durchzulesen anstatt ihn mehrfach sterotyp zu pauken. Fünf Monate später kam die Mutter der Schülerin auf ihn zu, überreichte ihm eine Schachtel Pralinen und berichtete dankbar, dass ihre Tochter durch diese Lernmethode nun auf einer Drei stand und sich somit um zwei Notenstufen verbessert hatte.

So könnte man die Liste der Anekdoten noch beliebig weiterführen, denn es gab praktisch nichts, was der Hausmeister nicht erlebt hat. Tag und Nacht war er für Schüler und Lehrer da und dabei war es keine Seltenheit, dass auch mal am Sonntag jemand an der Dienstwohnung klingelte, weil er etwas in der Schule vergessen hatte. Zukünftig wird es im Hause Jäckisch aber ruhiger zugehen, denn die neue Heimat wird in Knetzgau sein. Dort freut sich „Nobby“ nun immer wenn Anna zu Besuch kommt, seine 14 Tage alte Enkelin. Mit ihr wird der frischgebackene Opa wohl in Zukunft sehr viel Zeit verbringen.