[VIDEO] Feuerwehrspendenmarsch:

100 Kilometer in 24 Stunden –

13.000 Euro für brandverletzte Kinder

Foto: © Christian Licha

Ein großes Ziel hatten sie vor Augen: 100 Kilometer zu Fuß in 24 Stunden! Der Haßfurter Feuerwehrmann Patrick Born und sein Königsberger Kollege Fabian Blümmert waren wieder einmal für den guten Zweck unterwegs. Im 160 Kilometer entfernten Landkreis Gotha nahmen die beiden  am 100 Kilometer-Feuerwehrspendenmarsch teil.

Organisiert von den „FireFighter Muscle“, eine Gemeinschaft von sportlichen Feuerwehrlern, startete der Spendenmarsch im thüringischen Waltershausen. Mit einem kleinen Feuerwerk gingen am Ostersamstag um 9 Uhr die fünf Rolltore des dortigen Feuerwehrhauses auf und 106 Feuerwehrmänner und -frauen strömten hinaus zum wohl längsten Marsch ihres Lebens. In voller Schutzausrüstung und mit Pressluftflasche vertraten Patrick Born und Fabian Blümmert gewissermaßen Unterfranken. Denn neben den einheimischen Läufern aus Thüringen, waren Teilnehmer aus ganz Deutschland gekommen: Hamburg, Berlin, Potsdam, Köln und vielen weiteren Regionen waren dabei. Und auch aus der Schweiz nahm ein Floriansjünger die 800 Kilometer weite Anreise auf sich, um in Deutschland Gutes zu tun. Die Feuerwehr Bad Salzungen gedachte bei dem Marsch auch gleichzeitig ihrem im Januar bei einem Sturm-Einsatz tödlich verunglückten Freund und Kameraden Sebastian Gubitz.

Auf Ortsstraßen, Fahrradwegen und auch auf unbefestigtem Gelände ging es Kilometer für Kilometer voran. An insgesamt zwanzig Zwischenstationen wurden die tapferen Läufer von der jeweiligen örtlichen Feuerwehr am Gerätehaus mit großem Applaus empfangen. Pausen gab es auch an einigen Osterfeuern, deren Brauch in Thüringen weit verbreitet ist. Bei den kleinen Zwischenstopps gab es Obst, Snacks und Getränke, so dass keiner hungern musste. Trotzdem war es natürlich sehr anstrengend. „Zwei Mal habe ich Socken und Schuhe wechseln müssen, weil die Strecke stellenweise sehr matschig und nass war“, berichtete Patrick Born. In der ersten Tageshälfte hatte es auch oft geregnet, so dass sich die Einsatzkleidung mit Wasser voll sog und dementsprechend schwerer wurde. „Wir schaffen das“, war sich Fabian Blümmert nach rund 30 Kilometern noch sehr siegessicher. Am Abend waren immerhin noch über 80 Männer und Frauen erschöpft bei der Berufsfeuerwehr Gotha angekommen. Ungefähr die Hälfte der Strecke lag hinter ihnen. In der etwas längeren Pause in der Kreisstadt nahmen die Kameraden und Kameradinnen den dortigen Service gerne an. Ein Team von Physiotherapeutinnen kümmerte sich um die angeschlagene Mannschaft und brachten mit ihren entspannenden Massagen wieder Mut in die Reihen.

Weiter ging es anschließend durch die Nacht, stets abgesichert von begleitenden Einsatzfahrzeugen, die für die Sicherheit sorgten und auch erschöpfte Teilnehmer aufnahmen. Patrick Born und Fabian Blümmert liefen noch bis fast 3 Uhr nachts, die Zähne zusammengebissen und immer an die vielen Spenden denkend, die sie bereits gesammelt hatten. „Dann ist es einfach nicht mehr gegangen. Wir hatten Blasen an den Füßen und auch Verletzungen am Knie“, resümiert Born etwas enttäuscht. „Aber immerhin sind wir 18 Stunden mitgelaufen und haben damit zwei Drittel geschafft“, muntert ihn sein Mitkämpfer Blümmert wieder auf und stellt fest: „Viele andere Läufer haben schon wesentlich früher aufgegeben“. Bei manchen hatte einfach das Training gefehlt, dass die beiden Haßbergler in den letzten Wochen bei einigen anderen Läufen hinlegten. Letztendlich kamen gegen 8 Uhr früh nur drei Läufer wieder am Zielort Waltershausen an, die die kompletten 100 Kilometer bewältigt hatten.

Auch Fabian Blümmert (mitte) wärmte sich bei einer Pause im thüringischen Remstädt am Lagerfeuer auf. Foto: © Christian Licha

Für die beiden Feuerwehrmänner aus Haßfurt und Königsberg gab es aber dennoch für ihre hervorragende Leistung eine Urkunde und eine Medaille as den Händen von Organisator Michel Mallon. Er hatte zusammen mit seinem fleißigen Team der Freiwilligen Feuerwehr Waltershausen monatelang geplant, die Strecke optimiert und für einen reibungslosen Ablauf gesorgt. Sehr stolz ist Mallon auch auf die Spendensumme, die zusammengekommen ist. Über 9500 Euro wurden alleine an dem Veranstaltungstag gesammelt. Die Partner-Feuerwehren unterwegs übergaben eifrig viele Spenden und auch viele Zuschauer am Straßenrand warfen spontan einige Euro in den zur Spendenbox umgebauten Feuerlöscher, der mitgetragen wurde. „Zusammen mit den Überweisungen die bei uns schon im Vorfeld eingegangen sind, können wir 13000 Euro an Paulinchen e. V. weitergeben“, sagte Michel Mallon und betonte, dass jeder Euro auch dort ankommt, da jede Feuerwehr, bei der Station gemacht wurde, ihre Unkosten selbst trug.

Groß ist auch die Freude bei Paulinchen e. V. Der Verein, der sich bereits seit 1993 um brandverletzte Kinder kümmert, kann das Geld gut gebrauchen. Die Mitarbeiter dort beraten und begleiten Familien mit brandverletzten Kindern in jeder Phase nach dem Unfall. Ein großes Kompetenznetzwerk steht zur Verfügung, so dass keine Frage rund um die thermische Verletzung offen bleibt. Ziel ist es, für jedes verletzte Kind individuell die bestmögliche Versorgung zu erreichen. Mit jährlichen Seminaren gibt Paulinchen e.V. Hilfestellung in der Rehabilitationszeit und warnt mit Präventionskampagnen vor den Gefahren durch heiße Flüssigkeiten und Flächen, sowie Brandbeschleunigern, Feuer, Strom und Säuren.

Patrick Born genoss sichtlich die entspannende Massage der Physiotherapeutin bei der Berufsfeuerwehr Gotha. Foto: © Christian Licha

Eines der jährlich deutschlandweit 6000 brandverletzten Kinder haben Michel Mallon und sein Team vor kurzem persönlich kennengelernt. Enrique Wirth aus Landsberg in Sachsen-Anhalt verletzte sich bei einem Grillunfall durch eine Verpuffung von Bioethanol. 40 Prozent seiner Haut wurden verbrannt. Nach mehreren Operationen im Helios Klinikum Erfurt wird er auch 18 Monate nach dem Unfall regelmäßig in der Spezial-Ambulanz des Klinikums betreut und behandelt. In einer Videobotschaft überbrachten alle Teilnehmer des Spendenmarsches Enrique ihre Glückwünsche zum elften Geburtstag des Jungen und sagen gemeinsam ein kräftiges „Happy Birthday“. Als besondere Überraschung organisierten die „FireFighter Muscle“ für den technikbegeisterten Schüler eine Betriebsbesichtigung zusammen mit seinen Eltern bei der Firma Claas, einem großen Hersteller landwirtschaftlicher Maschinen in Nordrhein-Westfalen. „Wir freuen uns, dass ein großer Wunsch von Enrique damit in Erfüllung geht“, freut sich Michel Mallon, während er in Gedanken schon im nächsten Jahr ist. Denn auch 2019 wird es voraussichtlich einen Feuerwehrspendenmarsch geben, der anderen helfen wird.