Die Walrosse lieben das kaltes Wasser

Kleine Kunstwerke aus Eis baute Anette Zdrojek als seinerzeit der Sander Baggersee extrem zugefroren war. Foto: © Christian Licha

Sand am Main/Zeil am Main, Lkr. Haßberge. Im Winter in der Natur baden gehen? Das ist nicht Jedermanns Sache. Anette und Richard Zdrojek aus Zeil schwören aber darauf. Seit über sieben Jahren geht das Ehepaar jedes Jahr von November bis zum Frühlingsanfang ins kalte Wasser, um etwas für ihre Gesundheit zu tun. Mit der Zeit haben sich auch einige Mitstreiter gefunden, die ebenfalls eifrig bei der Sache sind. Zusammen nennt sich die Gruppe „Haßberger Walrosse“, die auch auf Facebook mit einer eigenen Fanpage vertreten ist.

Premiere in diesem Jahr war am vergangenen Sonntag im Sander Baggersee. „Eigentlich ist das Wasser noch zu warm“, sagt Anette Zdrojek, die andere Temperaturen gewohnt ist. Etwa 10 Grad hatte das Wasser, als die „Walrosse“ im hinteren Bereich des Campingplatzes in den See gingen. Drei mal drei Minuten und zwischen drin am Ufer aufwärmen, verrät Richard Zdrojek die Aufenthaltsdauer im Wasser. Seit Jahren mit dabei ist Wieland Bernhardt aus Eltmann, der keinen Termin verpasst. Eifrige „Wassergänger“ sind auch drei junge Männer aus Zeil und eine Frau aus Haßfurt mit ihrem Sohn. Das erste Mal dabei war die Schwester von Anette Zdrojek, deren Tochter Martyna mit ihren sieben Jahren die Jüngste im Bunde war.

Auf geht’s ins kühle Nass: Als Jüngste war beim Winterbaden der „Haßberger Walrosse“ die siebenjährige Martyna dabei (Mitte). Foto: © Christian Licha

Wenn die Wassertemperatur knapp über dem Gefrierpunkt ist, fühlen sich die Badegäste der besonderen Art erst richtig wohl. Noch interessanter wird es dann, wenn der See gefroren ist und erst mal ein Einstieg geschaffen werden muss. Mit Axt und Motorsäge bewaffnet sorgt dann Richard Zdrojek für eine eisfreie Fläche im Wasser. „Leider ist das seit 2013 nur ein Mal vorgekommen, dass der Baggersee extrem zugefroren war“, erinnert sich seine Ehefrau, die heute noch von den damals über 20 Zentimetern dicken Eisblöcken schwärmt. Manchmal geht es auch an den Kleidersee nach Augsfeld, denn dort lässt sich leichter ein Loch in das Eis hacken als in Sand.

Anette und Richard Zdrojek gehen seit über sieben Jahren Winterbaden und merken wie es ihrem Körper gut tut. Foto: © Christian Licha

Die Kälte liebt die Familie Zdrojek schon immer. So ist das Ehepaar Anhänger des Eissportclubs Haßfurt und so gut wie bei jedem Heimspiel der „Hawks“ dabei. Das Winterbaden entdeckte Anette Zdrojek in ihrem ursprünglichen Heimatland Polen. Die Zdrojeks leben seit über 30 Jahren im Landkreis Haßberge und haben sich längst mit dem fränkischen Leben identifiziert. Ab und an besuchen beide jedoch ihre Heimatstadt Osterode im früheren Ostpreußen. Dort gibt es riesengroße Seen, die bis zu acht Kilometer lang sind. Angelockt von einem Facebook-Beitrag nahm Anette Zdrojek an einem Winterbaden dort teil und war sofort begeistert, so dass sie die Idee mit nach Unterfranken nahm. Seit dem sie es regelmäßig macht fühlt sie sich pudelwohl: „Meine Schmerzen sind weg“, sagt Anette Zdrojek, die an einigen chronischen Erkrankungen leidet. Tabletten sind für sie aber tabu, alleine das regelmäßige Baden im kalten Wasser verschafft ihr starke Linderung. Nach kurzer Zeit hat sie auch ihren Mann mit dem „Badefieber“ angesteckt.  „Da ist schon was dran“, sagt Richard Zdrojek, der sich seitdem abgehärtet fühlt und seine früher oft auftretende Sommergrippe nun nicht mehr hat.

Drei mal drei Minuten im kalten Wasser stärkt den Körper und seine Abwehrkräfte. Foto: © Christian Licha

Im Sommer gehen Anette und Richard Zdrojek  entweder zur Kneippanlage an der Altachquelle in Wonfurt oder in ein Fitnessstudio, das einen Naturbadesee hat, in dem das Wasser kälter als in den öffentlich zugänglichen Seen ist. Sie wollen keinen großen Rummel um ihre Person, sondern einfach nur ihren „Abhärtungs-Tipp“ an andere weitergeben, um ihnen vielleicht zu helfen. Generell sollten aber Anfänger beim Eisbaden etwas Vorsicht walten lassen. Winter- beziehungsweise Eisbaden ist zwar nicht gesundheitsschädlich, sondern kann langfristig die körpereigenen Abwehrkräfte stärken. Ein erhöhtes Risiko könnte aber bei Personen mit beispielsweise Kreislauferkrankungen bestehen. Die Belastung beim Eisbaden könnte hier für den Körper zu groß sein, so die Zdrojeks, die diese Aussage in einer Fachzeitschrift gelesen haben.

Aufwärmen zwischen den einzelnen Badegängen ist wichtig, sagen diese drei jungen Männer aus Zeil. Foto: © Christian Licha