Haßfurt, Lkr. Haßberge. Die letzte Ehre erwiesen über 300 Trauergäste dem vor kurzem verstorbenen Altlandrat Rudolf Handwerker, darunter auch viele Landräte und Bürgermeister aus der Region sowie Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär und Landtagsabgeordneter Steffen Vogel ( beide CSU). Bei der Trauerfeier am Freitag war die Ritterkapelle bis zum letzten Platz gefüllt. Auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen gestaltete Diakon Manfred Griebel den Trauergottesdienst und die anschließende Beerdigung auf dem alten Friedhof.
Die tröstenden Worte Griebels, mit dem Handwerker auch persönlich befreundet war, richteten sich in erster Linie an seine Frau Regine, mit der der Altlandrat 49 Jahre verheiratet war. Um ihn trauern auch seine drei Kinder, seine sieben Enkel und seine Urenkel. „Rudolf Handwerker war es immer wichtig, mit anderen Menschen zu reden und sich auszutauschen“, sagte Griebel. Umso schmerzhafter war es für Handwerker, als er vor neun Jahren nach einem Schlaganfall seine Sprache verlor. Der Altlandrat resignierte aber nicht, sondern fand mit Handzeichen und Hilfe seines Smartphones immer Wege, um mit seiner Umwelt zu kommunizieren. Als eindrucksvolles Beispiel erzählte Griebel von einer Fahrradtour nach Südbayern, bei der Handwerker alleine unterwegs war und trotz seiner Einschränkung bestens zurechtkam. Kurz vor seinem 80. Geburtstag in diesem Jahr erhielt Rudolf Handwerker die Diagnose Zungentumor. Die geplante Geburtstagsfeier im März wurde deshalb aus gesundheitlichen Gründen abgesagt.
Landrat Wilhelm Schneider (CSU) bezeichnete Handwerker als Macher und Visionär und würdigte seine beruflichen Leistungen. In Würzburg aufgewachsen, studierte Rudi, wie er liebe- und vertrauensvoll von seinen Freunden genannt wurde, anschließend Jura in der Mainmetropole. Als Verwaltungsjurist kam er schließlich 1974 mit Haßfurt in die Stadt, die seine neue Heimat werden sollte.
Die Karriere für den „Vollblut-Kommunalpolitiker“ begann im Jahr 1978 als der CSUler die Bürgermeisterwahl in Haßfurt gegen den damals amtierenden Bürgermeister Alfons Schwanzar (SPD) gewann. Zwölf Jahre führte Handwerker die Geschicke der Kreisstadt, bis er schließlich 1990 zum Landrat des Landkreises Haßberge gewählt wurde. „Rudi ist uns immer auf Augenhöhe begegnet, um eine Lösung im Sinne der Städte und Gemeinden zu finden“, sagte Schneider, der seinen Vorgänger auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Landratsamt als einen „Chef zum Anfassen“ beschrieb. Nach den erfolgreichen Wiederwahlen 1996, 2002 und 2008 trat Handwerker nach 24 Jahren nicht mehr an und verabschiedete sich in den wohlverdienten Ruhestand.
„Rudi hat Spuren hinterlassen, die nicht verblassen werden“, sagte Bürgermeister Günther Werner (Wählergemeinschaft), der einige Verdienste aufzählte. So fallen der Neubau von Stadthalle, Landratsamt, Eishalle und Freibad in Haßfurt in die Amtszeit Handwerkers und er war es auch, der das erste Straßenfest 1978 ins Leben rief. Nach seiner Amtszeit wurde Rudolf Handwerker zum Ehrenbürger der Stadt Haßfurt ernannt.
Fast 50 Jahre war Rudolf Handwerker CSU-Mitglied. Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär erinnerte sich an ihre Kindheit und Jugend, als er den Landkreis politisch anführte. In Bezug auf den Spruch „Freund – Feind – Parteifreund“ stellte Bär heraus: „Rudi war kein Parteifreund, sondern ein echter Freund.“
Abschiedsworte sprach auch Peter Schleich, der Aufsichtsratsvorsitzende der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge. Er würdigte Handwerkers Verdienste in seiner 24-jährigen Amtszeit als Verwaltungsratsvorsitzender der damaligen Sparkasse Ostunterfranken. Einen musikalischen letzten Gruß spielten Musikerinnen und Musiker der Blaskapellen aus Haßfurt, Wülflingen, Prappach und Augsfeld gemeinsam am Grab. Zum Leichenschmaus im großen Sitzungssaal des Landratsamtes fanden sich neben der Familie etliche Freunde und Wegbegleiter Handwerkers ein.