Oberaurach macht Frühjahrsputz: Über 200 Ehrenamtliche sammeln 830 Kilo Müll in der Flur

Den jüngsten Müllsammler im Kinderwagen dabei, hatte diese Familie, die zwischen Trossenfurt und Kirchaich die Umwelt sauberer machte. Foto: © Christian Licha

Oberaurach, Lkr. Haßberge. Großes Ramadama in Oberaurach! Kräftig aufgeräumt haben am Samstag gleichzeitig in allen Ortsteilen der Steigerwaldgemeinde über 200 Ehrenamtliche. Sie befreiten Straßen, Wald und Flur von den unliebsamen Hinterlassenschaften verantwortungsloser Mitmenschen.

Unglaubliche 830 Kilogramm Müll kamen zusammen, wie Organisator Thomas Zettelmeier am Abend verkündete. Der Oberschleichacher hat die Müllsammelaktion ins Leben gerufen: „Dahinter steht kein Verein, keine Partei! Ich mache das, weil ich meine Heimat liebe!“ Mit im Boot waren die Freiwilligen Feuerwehren aus Dankenfeld, Fatschenbrunn, Kirchaich, Neuschleichach, Oberschleichach, Trossenfurt/Tretzendorf und Unterschleichach.

Ehrenamtliche aus Unterschleichach haben sich genauso an der Müllsammelaktion beteiligt, wie in allen anderen Oberauracher Ortsteilen. Foto: © Christian Licha

Ohne die Feuerwehren wäre die Müllsammelaktionen nicht möglich gewesen, hob Zettelmeier hervor: „Sie haben bei der Durchführung geholfen, die Straßen und gefährliche Stellen abgesichert, um so die Müllsammelnden vor den Gefahren des Straßenverkehrs zu schützen.“ Natürlich packten auch die Feuerwehrler selbst mit an, sammelten Unrat und transportierten größere Fundstücke zu ihren Gerätehäusern. Nützelsbach, wo es keine eigene Feuerwehr gibt, wurde von den Kameraden aus Kirchaich mitbetreut und die Trossenfurter/Tretzendorfer Wehr war auch in Hummelmarter aktiv.

Mit knapp 50 Teilnehmern und Feuerwehrlern ging in Neuschleichach die größte Anzahl an Menschen aller Gemeindeteile auf Tour. Darunter waren auch sehr viele Familien mit Kindern jedes Alters. Der Jüngste wurde im Kinderwagen mitgeschoben und auch „Müll-Suchhunde“ waren dabei. „Er findet garantiert alles, was essbar ist“, sagte ein Herrchen scherzhaft über seinen Vierbeiner.

Fast 50 Ehrenamtliche, darunter viele Kinder, sammelten in Neuschleichach fleißig Müll. Die örtliche Organisation lag in der Hand der Feuerwehr Neuschleichach. Foto: © Christian Licha

Die gesammelte Müllmenge hob sich in „Althütten“, wie das Dorf im Volksmund genannt wird, mit 380 Kilogramm erheblich von den anderen Ortschaften ab. Sogar einen Autositz haben die Müllsammler gefunden, wie Feuerwehrkommandant Thomas Huttner berichtete. Sein Stellvertreter Thorsten Schmittwolf zeigte währenddessen auf einen Stapel alter Autoreifen, die achtlos in die Flur geschmissen wurden. Im Nachbarort Unterschleichach war dagegen ein weggeworfener Staubsauger das „Highlight“ und in Kirchaich wurden unter anderem Ton-Bierkrüge in einem Gebüsch gefunden, die quasi noch wie neu aussahen. Auch die Jugendfeuerwehr „Tro-Tre-Hu“ (Trossenfurt, Tretzendorf und Hummelmarter) war mit zahlreichen Nachwuchs-Feuerwehrfrauen und -männern fleißig am Werk und entdeckte viele Sachen, die nicht in die Natur gehören.

Die Jugendfeuerwehr aus Tretzendorf-Trossenfurt-Hummelmarter säuberte auch die Straßengräben entlang der Staatsstraße. Foto: © Christian Licha

„Ist es denn so schwer, seinen Abfall in der richtigen Tonne beziehungsweise im Wertstoffhof zu entsorgen?“, fragte sich Michael Kundmüller, der zusammen mit seiner Frau Ramona und den beiden Kindern Ava (8) und Zoe (10) dem Unrat nachspürte. Neben der Zufahrtsstraße nach Neuschleichach fand der Familienvater ein etwa zweieinhalb Meter langes, breites Blechstück, das wohl mal früher irgendwo als Dach gedient haben könnte. „Wir haben unseren Kindern schon beizeiten das Bewusstsein für unsere Umwelt mit auf den Weg gegeben“, sagte Ramona Kundmüller, die zusammen mit ihrem Mann den Campingplatz in Neuschleichach betreibt und auch dort sehr auf die richtige Müllentsorgung achtet. Die beiden Schwestern, die die Grundschule beziehungsweise das Gymnasium besuchen, erinnern sich heute noch gerne an die spielerische Heranführung an das Thema Umweltschutz und Müllvermeidung seinerzeit im Kindergarten.

Michael Kundmüller (links) fand ein großes Blechstück, das früher wohl einmal als Überdachung diente. Foto: © Christian Licha

„Weltweit auf Platz eins der achtlos weggeworfenen Sachen liegen die Zigarettenkippen“, sagte Nadine Schubert, die ebenfalls mit Warnweste und Eimer bewaffnet, der Natur half, sauberer zu werden. Die Neuschleichacherin ist mittlerweile bundesweit bekannt mit ihrer Lebenseinstellung „Besser Leben ohne Plastik“. So heißt auch ihre Homepage, auf der die Journalistin und ehemalige Radiomoderatorin regelmäßig Tipps für ein plastikfreies Leben gibt. Regelmäßig wird Nadine Schubert eingeladen, bei Veranstaltungen ihre Bücher vorzustellen oder in Vorträgen Impulse für ein besseres Leben ohne Plastik zu geben. Um bei der Zigarettenkippe zu bleiben: „Kaum einer weiß, dass ein Zigarettenstummel aufgrund seines Plastikanteils bis zu 40 Liter Grundwasser verseuchen kann“, sagt die engagierte Familienmutter, die einen komplett plastikfreien Haushalt führt.

Auch viele Zigarettenkippen wurden mühsam eingesammelt. Foto: © Christian Licha

Mit seiner Müllsammelaktion hofft Organisator Thomas Zettelmeier auch, bei allen Bürgern etwas mehr Bewusstsein für eine sachgerechte Müllentsorgung geweckt zu haben. Dem pflichtet auch Dominik Eichhorn bei, der als aktiver Feuerwehrler ein Müllauto seines gleichnamigen Entsorgungsunternehmens kostenlos zur Verfügung stellte, um die Abfälle einzusammeln und fachgerecht zu entsorgen. Aber auch weitere Unterstützung war notwendig, damit die Aktion funktionieren konnte. Die LAG Haßberge stellten aus Leadermitteln 850 Euro zur Verfügung und Oberaurachs Bürgermeister Thomas Sechser sagte zu, den Differenzbetrag der Mehrwertsteuer in Höhe von 160 Euro zu übernehmen, da nur Nettokosten gefördert werden. Wichtig war auch Peter Ullrich, der als „Müllshuttle“ fungierte, ebenso wie die Bäckerei Weis’n Beck und die Brauerei Zenglein, die für das leibliche Wohl der Ehrenamtlichen in Form einer „Brotzeit to go“ sorgten.

Das Oberauracher Entsorgungsunternehmen Eichhorn stellte kostenlos ein Müllauto zur Verfügung, um den gesammelten Unrat fachgerecht zu entsorgen. Foto: © Christian Licha

Unglücklicherweise wurde die Müllsammelaktion von einem tragischen Unfall überschattet. Ein 59-jähriger Mann stürzte beim Müll sammeln nahe Trossenfurt eine Straßenböschung hinunter und musste mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Zusätzlich war die Feuerwehr Kirchaich bei einem Brand eines Grüngut-Containers am heimischen Friedhof während der Sammelzeit gefordert. Dank großer Mannschaftsstärke konnte sich die Kirchaicher Feuerwehr aber gleichzeitig auch noch um die 40 Müllsammler kümmern, die rund um den östlichsten Ortsteil Oberaurachs unterwegs waren.

Viel Spaß und dabei noch ein gutes Werk vollbringen, hatten die Kinder, die zahlreich bei der Müllsammelaktion in Oberaurach teilnehmen. Foto: © Christian Licha

Thomas Zettelmeier will es nicht bei der Sammelaktion in Oberaurach belassen. In Knetzgau, wo Zettelmeier im Rathaus Ansprechpartner für das Bündnis für Familien und Senioren ist, wird am Freitag, 18. März, ebenfalls fleißig die Umwelt vom Müll befreit. Um 15 Uhr ist Treffpunkt am jeweiligen Feuerwehrhaus in Knetzgau und den Ortsteilen. Zwei Stunden sind für die Sammlung veranschlagt, bei der es auch familienfreundliche Routen gibt, bei denen Kinder gefahrlos mitlaufen können.