Angushof Schauer begeistert Jobentdeckerin Linda

Ein perfektes Team: Rainer Schauer und Jobentdeckerin Linda. Foto: © Christian Licha

Ebern / Bramberg, Lkr. Haßberge. „Das ist für mich ein ganz neues Erlebnis“, sagt Linda Schmitt, als sie dem Angushof Schauer im Eberner Stadtteil Bramberg einen zweitägigen Besuch abstattet. Die 17-Jährige ist eine von insgesamt sechs Jobentdeckern, die, gefördert durch das Regionalmanagement und unter dem Label der „Bildungsregion Landkreis Haßberge“, die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten im Landkreis erkunden. Dabei sollen sie Erfahrungen für ihre eigene Berufswahl sammeln und ihre Erlebnisse mit der Community teilen und damit an andere Jugendliche weitergeben.

Ihre Erlebnisse teilt Linda auf Instagram und kann damit ihre Erfahrungen an andere Jugendliche weitergeben. Foto: © Christian Licha

Linda ist nicht ganz unbedarft in Sachen Landwirtschaft. „Mein Onkel hat auch einen Bauernhof und hält Milchkühe“, so die Jobentdeckerin. Was sie aber jetzt bei der Familie Schauer erleben darf, ist etwas ganz anderes. 80 Angus-Rinder, darunter 30 Mutterkühe, genießen hier in Kleingruppen neun Monate im Jahr ihr Leben auf großen Weiden. „Wir haben Weideland in Bramberg, Ebern, Reckenneusig und Prappach, das jeweils bis zu sieben Hektar groß ist“, ergänzt Rainer Schauer, der zusammen mit seiner Frau Katja vor 15 Jahren den Schritt in die nebenberufliche Selbstständigkeit als Direktvermarkter wagte. „Man weiß am Abend schon, was man getan hat“, schmunzelt Katja Schauer, denn das Ehepaar arbeitet noch zusätzlich in einem großen Eberner Betrieb. Es helfen zwar auch die Kinder Amelie (14) und Max Xaver (11) die Tiere zu versorgen und im Verkauf, dennoch haben die Schauers vier Angestellte auf Minijob-Basis, damit alles rund um die Rinder einwandfrei funktioniert. Als „unsere gute Fee“ bezeichnet Rainer Schauer beispielsweise Ramona Krauser, die von allen nur liebevoll „Momo“ genannt wird. Auch Jobentdeckerin Linda war sofort auf einer Wellenlänge mit der jungen Frau und half ihr bei der Arbeit, nämlich Packungen mit reinem Angus-Hackfleisch verwiegen und etikettieren. „Das ist toll, dass ich wirklich richtig mithelfen darf“, freut sich Linda, die die Leidenschaft der Familie Schauer und deren Angestellten richtig spürt.

Jobentdeckerin Linda (rechts) und Angestellte Ramona Krauser haben viel Spaß beim Etikettieren und Wiegen der Angus-Produkte. Foto: © Christian Licha

Sogar der Nachwuchs kommt auf dem Angushof auf natürliche Art und Weise zur Welt. Dem künstlichen Besamen eine Absage erteilt, hat sich Rainer Schauer den zweitschönsten Bullen von ganz Bayern vor einigen Jahren bei den Süddeutschen Fleisch- und Rindertagen in Ansbach gekauft. Der Zuchtbulle kommt meist Mitte März in die Herde, damit die ersten Kälber so um die Weihnachtszeit geboren werden. Die Schauers praktizieren eine Winterabkalbung, da die Rinder über den Winter im großzügig angelegten Laufstall sind und so eine leichtere Übersicht bei sehr selten auftretenden Abkalbe- und Kälberproblemen gewährleistet ist. „Das Wohl der Tiere, also die Gesundheit und Sicherheit, geht bei uns über alles!“, so der Nebenerwerbslandwirt. Die dann geborenen Kälber können etwa zehn Monate an ihrer Mutterkuh säugen. Das ist anders als in der Milchviehhaltung, wo die Kälber meist nach dem ersten Tag von der Kuh getrennt werden und nach kurzer Zeit ausschließlich Milchaustauscher zum Trinken bekommen, erklärt Schauer. Die Jungbullen werden auch mit etwa zehn Monaten, also kurz vor der Geschlechtsreife, vom Muttertier getrennt und bleiben bis zur Schlachtung mit circa 18 bis 24 Monaten im „Männerverbund“. Sie verbringen auch den Sommer auf der Weide und werden nicht im Stall gemästet.

Auch beim Heuballen pressen war Linda live dabei. Foto: © Christian Licha

Ein wichtiges Thema für Rainer Schauer ist auch die Landschaftspflege, die ihn zur Haltung seiner Rinder in der Natur bewogen hat. So bleiben wichtige Pflanzen erhalten, wie zum Beispiel die Kuhschelle, die auf den Weiden in Prappach wächst. Solange die Kühe und Bullen auf der Weide stehen bekommen sie ausschließlich Gras. Im Winter werden im Offenstall Heu, Stroh und Grassilage aus eigener Erzeugung zugefüttert. Dafür hat die Familie Schauer über 100 Hektar Ackerfläche, auf der in einer fünfgliedrigen Fruchtfolge Hafer, Klee, Erbsen, Dinkel und Mais angebaut werden. Was nicht für die eigenen Tiere gebraucht wird, wird vermarktet. Lediglich das Mineralfutter und die Malzkeime werden von der Bamberger Traditionsbrauerei „Schlenkerla“ zugekauft. Auf Maissilage und Soja  wird aber gänzlich verzichtet, so Rainer Schauer.

Einmal im Monat können die Kunden ihre vorbestellten Bio-Produkte auf dem Hof der Familie Schauer in Bramberg abholen. Foto: © Christian Licha

Linda zeigt sich von der aufwendigen Viehhaltung fasziniert, ist aber auch von der Herstellung und Vermarktung der Rindfleisch-Produkte beeindruckt. „Bei uns ist alles Bio“, sagt Rainer Schauer, der einmal Monat einen Jungbullen persönlich in einen zertifizierten Schlachtbetrieb nach Kulmbach fährt. Nach der Schlachtung wird das Fleisch 14 Tage zum Reifen zur Metzgerei Schoppel im nahen Frickendorf gebracht und dort vom Metzgermeister persönlich zerlegt, portioniert und vakuumiert. 80 Prozent der Produktion sind Vorbestellungen, die den Monat über zusammenkommen, verrät Rainer Schauer. Der Rest landet im freien Verkauf. Einmal im Monat, wie jetzt beim Besuch von Linda, wird ein Verkaufsstand im Hof der Schauers aufgebaut und die Kunden holen ihre bestellten Angus-Spezialitäten ab. Zwölf ausgefallene Sorten Steaks mit US-Zuschnitt, sechs Sorten Salami, Polnische, Pastrami, Hackfleisch und vieles mehr steht auf dem Lieferprogramm. Einen Tag nach dem heimischen Verkauf beliefern die Schauers ihre Kunden im Raum Oberfranken. Hier haben sie auch einmal monatlich ihren Stand vor der Bioland-Gärtnerei Niedermaier in der Bamberger Mittelstraße. Jobentdeckerin Linda ist auch hier dabei, und entdeckte dabei ihr Verkaufstalent.

Genauso wie die Rinder darf sich natürlich auch Hofhund Mailo frei bewegen. Der vierjährige Australian Shepherd hat aber auch ein wachsames Auge auf alles was im Hof vor sich geht. Foto: © Christian Licha

Und noch etwas hat Linda herausgefunden. Der Angushof Schauer ist einer der Praxisbetriebe, in dem zukünftige Landwirte im Rahmen des Bildungsprogramms Landwirt (BiLa) Erfahrungen sammeln. Das Programm richtet sich an landwirtschaftliche Unternehmer und Hofnachfolger, die einen außerlandwirtschaftlichen Beruf erlernt haben und den landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb weiterführen wollen. Besonders stolz zeigt sich Rainer Schauer, dass einer seiner Praktikanten im vergangenen Jahr der Prüfungsbeste war.

Unter der fachmännischen Aufsicht von Rainer Schauer bringt Linda Mineralfutter auf der Weide aus. Foto: © Christian Licha

Für alle, die jetzt spontan Lust auf Bio-Fleisch haben, hat die Familie Schauer ihre „Angus Beef Bar“ im Gebäude gegenüber ihres Wohnhauses im Treibweg 2 in Bramberg eingerichtet. Hier können die Kunden Tag und Nacht an 365 Tagen im Jahr ihr Lieblingsprodukt direkt aus dem Kühlschrank auswählen und den ausgezeichneten Zahlbetrag in einem Kassentresor hinterlassen. Weitere Infos rund um den Angushof gibt es im Internet auf www.angushof-schauer.de. Dort kann auch im Online-Shop eingekauft beziehungsweise vorbestellt werden.

Im „Männerverbund“ werden die Bullen gehalten. Foto: © Christian Licha