Mehr als 220 Einsatzkräfte bei Großbrand in Entsorgungsfachbetrieb – Einsatzende noch nicht abzusehen

Foto: Michael Will /BRK Haßberge

Knetzgau, Lkr. Haßberge. Bei einem Großbrand in einem Entsorgungsfachbetrieb ist am Montagnachmittag in Knetzgau (Landkreis Haßberge) Sachschaden von mehreren Hunderttausend Euro entstanden. Sechs Personen wurden verletzt, darunter vier Firmenmitarbeiter und zwei Feuerwehrleute.

Gegen 14:30 Uhr war über eine Brandmeldeanlage bei der Integrierten Leitstelle Schweinfurt ein erster Alarm aufgelaufen. Sofort wurde die Feuerwehr Knetzgau zur Einsatzstelle entsandt. Bereits auf der Anfahrt waren weithin sichtbar schwarze Rauchwolken zu erkennen, die sich mehrere hundert Meter hoch in den sommerblauen Nachmittagshimmel fraßen. Als die ersten Kräfte eintrafen, brannte es in der großen Firmenhalle bereits lichterloh. Der dunkle Rauch war nach Angaben von Augenzeugen bis zu 15 Kilometer weit zu sehen.

Umgehend wurden weitere Feuerwehren nachalarmiert, ebenso ein Großaufgebot des Rettungsdienstes und des Katastrophenschutzes. Weshalb es in der großen Fabrikhalle zu dem Feuer gekommen ist, ist aktuell Gegenstand der kriminalpolizeilichen Ermittlungen. Offenbar war im Bereich eines Förderbandes Papier in Brand geraten, der sich in der Folge rasch in dem Gebäude ausbreitete, teilte die Polizei mit. Durch die enorme Rauchentwicklung war insbesondere auch der Verkehr auf der nahe liegenden Maintalautobahn A70 betroffen. Im Bereich der Anschlussstelle Knetzgau kam es teils zu erheblichen Sichtbehinderungen. Die Rauchwolken waren nach Angaben von Kreisbrandrat Ralf Dressel zunächst in Richtung Sand und Zell am Ebersberg gezogen. Eine Gefahr für Anwohner in und um Knetzgau habe jedoch nicht bestanden.

Bei dem Einsatz wurden mindestens sechs Personen verletzt, darunter vier Mitarbeiter des Entsorgungsbetriebes und zwei Feuerwehrleute. Fünf der Betroffenen konnten durch den Rettungsdienst vor Ort ambulant versorgt werden, ein Mitarbeiter musste mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung vorsorglich mit einem Rettungswagen zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus gebracht werden.

Foto: Michael Will /BRK Haßberge

Der BRK-Rettungsdienst war mit vier Rettungswagen und einem Notarzt vor Ort. Vorsorglich wurde auch ein Rettungshubschrauber angefordert, der einen zweiten Notarzt zubrachte, da zunächst nicht klar war, welches Ausmaß der Einsatz annehmen würde und mit wie vielen Verletzten zu rechnen ist. Wolfgang Zweverink, BRK-Einsatzleiter Rettungsdienst, ließ weitere Kräfte des Katastrophenschutzes nachalarmieren. So wurden die mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern besetzten Schnelleinsatzgruppen Transport 1 (BRK-Bereitschaften Zeil und Knetzgau) und Transport 2 (Bereitschaft Ebern) ebenso alarmiert, wie die Schnelleinsatzgruppen Betreuung (Bereitschaften Haßfurt und Untermerzbach), Verpflegung (Bereitschaft Hofheim) sowie die SEG „Information und Kommunikation“ (Bereitschaft Eltmann), die vor Ort die Kommunikation aller Einheiten über Digitalfunk sicherstellte und Zusammen mit dem Einsatzleiter den Rettungsdienst- und Betreuungseinsatz koordinierte. Ebenfalls wurde die SEG GSG „Gefährliche Stoffe und Güter“ zur Unterstützung angefordert. Das Rote Kreuz war mit mehr als 50 Einsatzkräften vor Ort.

Vor Ort wurde ein Spezialgerät des BRK eingesetzt, mit dem die Kohlenstoffmonoxid-Konzentration in der Atemluft gemessen wird. So kann festgestellt werden, ob Personen, die mit Rauchgas in Kontakt gekommen sind, zu viel des lebensgefährlichen Gases Kohlenmonoxid (CO) eingeatmet haben. Ist dies der Fall kann es zu Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und im schlimmsten Fall auch zu lebensbedrohlichen Atemstörungen kommen. Betroffene mit einer erhöhten CO-Konzentration müssen deshalb in besonderem Maße überwacht, in schweren Fällen auch in einem Krankenhaus intensivmedizinisch versorgt werden.

Wie bereits am Vortag bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Bundesstraße 303 bei Hofheim war auch bei dem Großbrand in Knetzgau am Montag die hochsommerliche Hitze ein Problem. „Bei Temperaturen über 30 Grad sind die Einsatzkräfte der Feuerwehren und des Roten Kreuzes in der schweren Schutzkleidung in besonderem Maße körperlich belastet“, sagt Michael Will, Pressesprecher des BRK-Kreisverbandes Haßberge. Vor allem den Atemschutzgeräteträgern galt besonderes Augenmerk. Ihnen drohen bei derartigen Außentemperaturen in ihrer dichten Einsatzkleidung ein Hitzschlag oder Kreislaufprobleme. Deshalb können die Feuerwehrleute nur eine bestimmte zeitlang unter schwerem Atemschutz arbeiten und müssen sich anschließend erholen und mit Getränken abkühlen.

Zur Versorgung aller Einsatzkräfte wurde vom BRK eine Betreuungsstelle eingerichtet, an der die Helferinnen und Helfer von Feuerwehr, BRK, Polizei und THW mit Getränken versorgt wurden. Die Firmenleitung des betroffenen Entsorgungsfachbetriebes stellte ebenfalls Getränke bereit. Der Rewe-Markt Mück aus Haßfurt stellte dem BRK zur Betreuung in Knetzgau unbürokratisch 25 Kästen Wasser zur Verfügung; ebenso meldete sich der Lidl-Markt aus Zeil, der anbot, für die Dauer des Einsatzes bei Bedarf jederzeit Getränke kostenlos ordern zu können. „Eine tolle Geste“, bilanziert Ingrid Böllner, Leiterin der Servicestelle Ehrenamt beim BRK-Kreisverband Haßberge, die sich für diese Zusammenarbeit und Unterstützung der überwiegend ehrenamtlichen Kräfte dankbar zeigt.

Feuerwehrmann Jan Schroll lässt sich von BRK-Kollege Maximilian Keeß zur Abkühlung eine Flasche Wasser über den Kopf gießen. bei Temperaturen von rund 30 Grad eine angenehme Erfrischung. Foto: Michael Will / BRK Haßberge

Verantwortliche des Entsorgungsfachbetriebs sprachen nach ersten Einschätzungen davon, dass zum Zeitpunkt des Ausbruchs des Feuers in der betroffenen Halle rund 300 Tonnen Papier gelagert wurden. Zudem ist von dem Feuer eine Förderanlage betroffen. Wie hoch der Sachschaden sein wird, ist bislang nicht abzuschätzen. Die Polizei bezifferte ihn nach ersten vorsichtigen Schätzungen auf mehrere Hunderttausend Euro. Nach Firmenangaben waren rund sieben Mitarbeiter bei Brandausbruch in der Halle mit Arbeiten beschäftigt.

Seitens der Feuerwehr waren nach Angaben von Kreisbrandrat Ralf Dressel rund 170 Feuerwehrleute von den Feuerwehren Knetzgau, Haßfurt, Zeil, Eltmann, Limbach, Königsberg, Hofheim, Hainert, Westheim, Oberschwappach, Sand und Zell am Ebersberg im Einsatz. Dutzende Teams mit Atemschutz waren in der Halle mit Löscharbeiten beschäftigt; sie mussten immer wieder ausgetauscht werden. Pro Minute wurden laut Dressel rund 6000 Liter Löschwasser zur Bekämpfung des Feuers eingesetzt, das rasch unter Kontrolle war. Allerdings sorgte das schwelende Papier stundenlang für starke Rauchentwicklung.

Bei einer Einsatzbesprechung gegen 17:00 Uhr gingen die Einsatzleiter von Feuerwehr, BRK, THW und Polizei davon aus, dass die Arbeiten vermutlich bis weit nach Mitternacht andauern werden. Nach und nach war geplant, die Papierreste mit Radladern aus der Halle zu schaffen und vollends abzulöschen. Bei Bedarf steht aktuell auch das Technische Hilfswerk Haßfurt bereit, um auf Anforderung der Einsatzleitung einzugreifen. Beamte der Polizeiinspektion Haßfurt und der Kriminalpolizei Schweinfurt nahmen vor Ort erste Ermittlungen zur Brandursache auf.

Der Einsatz zeigt, wie gut das Rettungs- und Feuerwehrwesen in der Region organisiert ist“, bilanziert BRK-Pressesprecher Michael Will. Innerhalb kürzester Zeit gelingt es den Feuerwehren und dem Roten Kreuz im Rahmen seines komplexen Hilfeleistungssystems bei entsprechenden Einsatzlagen, hunderte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu mobilisieren, die ihre Freizeit für die Gesellschaft opfern oder bei einem Alarm ihre Arbeitsplätze verlassen, um in besonderen Notlagen zu helfen, um so weitere Gefahren für Mitmenschen und Sachwerte abzuwenden.“ Dabei komme auch Arbeitgebern und Unternehmen besondere Bedeutung zu, die ihre Angestellten bei einem Alarm freistellen.