Landkreis Haßberge. Immer mehr Männer wollen wie echte Kerle aussehen. Wer hip sein will, trägt Bart. „Da ist der Mann noch ein Mann“, würde Grönemeyer singen. Ein bisschen „Catweasel“, nur viel gepflegter. Völlig tabu ist jedoch das Thema bei den Atemschutzgeräteträgern der Freiwilligen Feuerwehren.
Michael Diehm, der Leiter des Atemschutzzentrums des Landkreises Haßberge in Knetzgau, weiß warum: „„Einsatzkräfte mit Bart oder Koteletten im Bereich der Dichtlinie von Atemanschlüssen sind für das Tragen von Atemschutzgeräten ungeeignet“. So steht es in der Feuerwehr-Dienstvorschrift und diese Anweisung macht auch Sinn. Denn bei Normaldruck-Geräten können giftige Gase von außen in die Maske eindringen beziehungsweise bei Überdruckgeräten die Atemluft aus der Maske unzulässig entweichen. Das hat zur Folge, dass sich die sonst übliche Einsatzzeit von rund 25 Minuten erheblich verkürzen kann.
Tätigkeiten unter Atemschutz stellen überhaupt besondere Anforderungen an die körperliche Eignung. Daher muss diese vor Aufnahme der Tätigkeit und in regelmäßigen Abständen durch Eignungsuntersuchungen überprüft und ärztlich bescheinigt werden. Zu einer Übung im Atemschutzzentrum Knetzgau können nur Feuerwehrangehörige zugelassen werden, die einen schriftlichen Nachweis einer gültigen Eignungsuntersuchung vorlegen können. Auch bei Vorliegen einer gültigen ärztlichen Eignungsbescheinigung können sich aktuelle Erkrankungen, Verletzungen oder andere Einflüsse negativ auf die momentane Eignung auswirken und schlimmstenfalls zu gesundheitlichen Problemen während der Übung führen.
Im Landkreis gibt es 652 aktive Atemschutzgeräteträger in 52 Feuerwehren. Einer von ihnen war Patrick Born, der lange bei der Feuerwehr Haßfurt seinen ehrenamtlichen Dienst ausübte. Inzwischen ist ein großer Wunsch des 28-Jährigen in Erfüllung gegangen, denn seit einem Monat arbeitet er bei der Berufsfeuerwehr in Hamburg. „Hier haben wir täglich mindestens einen Einsatz, bei dem das Tragen des Atemschutzes notwendig ist“, berichtet Born. Für ihn ist es selbstverständlich, dass er sich jeden Tag vor Dienstbeginn frisch rasiert, damit seine Atemschutzmaske einen perfekten Halt hat.
Knapp 30 ausgebildete Atemschutzgeräteträger hat die Freiwillige Feuerwehr Zeil. Kommandant Tobias Hetterich sagt, dass Bärte bei ihm kein Thema sind: „Meine Leute verzichten schon von sich aus auf einen Atemschutz-Einsatz und helfen stattdessen an anderer Stelle, wenn sie mal einen Drei-Tage-Bart haben sollten“. Im Zeiler Feuerwehrhaus ist auch der Gerätewagen „Atemschutz/Strahlenschutz“ vom Freistaat Bayern stationiert, der 18 Pressluftatemgeräte zusätzlich zu der eigentlichen Zeiler Ausrüstung beinhaltet. Zu Großbränden wird dieses Fahrzeug mitalarmiert, wobei Hetterich und sein Team stets darauf achten, dass die Einsatzkräfte anderer Feuerwehren, die hieraus ein Gerät bekommen, glatt rasiert sind: „Bartträger bekommen schon von Haus aus keine Ausrüstung von uns“.