Ebern, Landkreis Haßberge. Wie läuft ein Großeinsatz für die Feuerwehr ab? Welche Aufgaben hat der Einsatzleiter? In einem Gespräch mit der Führungsmannschaft des Inspektionsbezirkes 1 im Landkreis Haßberge, erklärten Kreisbrandinspektor Thomas Habermann und die beiden Kreisbrandmeister Jonas Ludewig und Ralph Morgenroth das Vorgehen anhand eines realen Einsatzes vor knapp drei Wochen.
Eigentlich ein ganz normaler Sonntag. Jonas Ludewig ist der jüngste Kreisbrandmeister im Landkreis und für Ebern sowie alle Stadtteile zuständig. Gerade will der 26-Jährige mit seiner Partnerin Sarah zu einer Radtour aufbrechen und den freien Tag genießen. Plötzlich ist es aus mit der Ruhe. Der Funkmeldeempfänger gibt seine schrillen Töne von sich und ruft zu einem Einsatz. „Waldbrand größer als 1.000 Quadratmeter“ war die erste Einsatzmeldung um 16:05 Uhr, anhand der es sich nicht abschätzen lässt, wie groß das Ausmaß wirklich ist. Ludewig rennt zu seinem Auto und los geht es in Richtung Ebern.
Am Brandort zwischen Eyrichshof und Fischbach war als erste die Freiwillige Feuerwehr Eyrichshof. Auf einer Fläche von 150 mal 150 Metern brannte der Jungwald zwischen Fahrradweg und alter Bundesstraße lichterloh. Nach Absprache mit dem örtlich zuständigen Kommandanten, Manuel Prediger, übernahm Ludewig die Einsatzleitung, denn es zeichnete sich ab, dass es ein größerer Einsatz werden würde. Und so war es dann auch. Um nicht noch mehr Wald zu gefährden wurden zahlreiche Einheiten rund um Ebern nachalarmiert. „Die Ordnung des Raumes ist extrem wichtig, wenn das falsch gemacht wird, kann es fatale Folgen für den ganzen Einsatz haben“, hebt Ludewig hervor. Als Nachwuchs-Führungskraft muss er bei einem Großalarm in der sogenannten Chaosphase einen Bereitstellungsraum einrichten. In diesem Fall war der Ortseingang von Eyrichshof dafür vorgesehen. Dort sammeln sich alle ankommenden Feuerwehrfahrzeuge und wurden dann, je nach dem welche Ausrüstung benötigt wurde, zur eigentlichen Einsatzstelle beordert. „Wichtig ist es auch, dass man Ruhe ausstrahlt.“, betonte Ludewig. Denn Hektik würde sich schnell auf die anderen Einsatzkräfte übertragen. Der junge Kreisbrandmeister handelte jedoch besonnen. Er schickte als erstes die wasserführenden Fahrzeuge aus Ebern und Pfarrweisach in den Wald, um eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern.
Ebenfalls vor Ort war Kreisbrandmeister Ralph Morgenroth. Er hielt Ludewig den Rücken frei, in der er anfangs den Funkverkehr übernahm und seine Entscheidungen und Befehle weitergab. Anfangs wurde ein Pendelverkehr eingerichtet, damit immer genug Löschwasser zur Verfügung stand. Gleichzeitig wurden insgesamt drei B-Schlauchleitungen mit einer länge von jeweils circa 600 Metern von dem Ort Fischbach und dem Flüsschen „Baunach“ aus verlegt. Zwischenzeitlich war dann die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG ÖEL) eingetroffen, die von Kreisbrandmeister Dieter Murken geleitet wird und bei großen Schadenslagen den Einsatzleiter unterstützt. Als Einheit des Katastrophenschutzes im Landkreis verfügt die UG ÖEL über ein hochmodernes Einsatzleitfahrzeug mit viel Technik. Von hier aus wird der Funkverkehr mit den Einsatzkräften und der Integrierten Leitstelle (ILS) übernommen, Lagekarten werden dargestellt, das Einsatztagebuch geführt und viele andere Dinge. Im konkreten Fall war damit Morgenroth wieder frei für andere Aufgaben.
Vier Abschnitte wurden gebildet. Für die Wasserförderung war der Pfarrweisacher Kommandant Sebastian Bock zuständig, sein Eberner Kollege, Kommandant Michael Wüstenberg, kümmerte sich um den Pendelverkehr, während Kreisbrandmeister Andreas Franz, der auch Kommandant der Feuerwehr Ermershausen ist, das Kommando über den Bereitstellungsraum hatte. Später kam dann noch Kreisbrandmeister Alfred Hauck aus dem benachbarten Inspektionsbezirk hinzu und half als Führungsassistent mit. Morgenroth bekam eine besondere Aufgabe zugewiesen. Die Polizeiinspektion Ebern hatte sich nämlich zwischenzeitlich gemeldet und einen Hubschrauber angeboten, der in der Nähe stationiert und gerade frei war. Da musste Ludewig nicht lange überlegen und nahm das Angebot dankend an. Morgenroth übernahm diesen neu gebildeten Abschnitt und wies die Hubschrauberbesatzung ein, die bereits nach 20 Minuten im Einsatzgebiet war. Mithelfen musste Morgenroth auch, den Faltbehälter, mit dem der Hubschrauber das Wasser transportierte, startklar zu machen. „Wie einen Regenschirm kann man den Faltbehälter auseinanderklappen“, resümiert der 46-Jährige. Vier bis fünf Mal überflog der Polizeihubschrauber die Brandstelle und entleerte seine hunderte von Litern Wasser, die er zuvor aus nahegelegenen Teichen holte. „Der Erfolg dieser Aktion war sehr gut, denn mit dem Wassernebel, der sich bildet, lässt es sich aus der Höhe optimal löschen“, freut sich Morgenroth.
„Wichtig ist es immer, als Einsatzleiter mit allen Einheiten in Kontakt zu bleiben und das weitere Vorgehen zu besprechen“, hebt Jonas Ludewig hervor und meint damit die Lagebesprechungen mit Feuerwehr, BRK, Polizei, THW und dem Einsatzleiter Rettungsdienst. Denn gerade auch zum Beispiel das THW hat viele Möglichkeiten, einen Feuerwehreinsatz zu unterstützen. Sei es in diesem Fall mit Boden umgraben oder mit dem Radlader eine Schneise in den Wald zu ziehen. Und auch der Rettungsdienst ist sehr wichtig. Mit einer Einsatzstärke von 30 Personen, wurden einerseits die Einsatzkräfte sanitätsdienstlich abgesichert und auch mit Getränken versorgt. An zwei Ausgabestellen wurden insgesamt mehrere Hundert Liter Wasser und Kaltgetränke an die Helfer verteilt. Aber auch mit seiner Drohne, die aus der Luft ein hervorragendes Lagebild erstellte, war das Bayerische Rote Kreuz sehr hilfreich.
Nach rund viereinhalb Stunden konnten schließlich alle abrücken, nachdem das Waldgebiet nochmals intensiv mit Wärmebildkameras nach Glutnester abgesucht wurde. „Nur gemeinsam können wir einen solchen Einsatz stemmen“, hebt der Einsatzleiter hervor und dankt nochmals ausdrücklich den 130 ehrenamtlichen Feuerwehrleuten aus Ebern, Fischbach, Eyrichshof, Unterpreppach, Gereuth, Leuzendorf, Burgpreppach, Pfarrweisach, Rentweinsdorf und Untermerzbach sowie der Werksfeuerwehr von der Firma Valeo (ehemals FTE).
Aber nicht nur die Brandbekämpfung leiten musste Ludewig, sondern auch der Presse Rede und Antwort stehen, denn die Bevölkerung hatte natürlich auch das Geschehen bemerkt. Zum ersten Mal stand Ludewig somit auch vor einer Fernsehkamera und beantwortete die Fragen des Journalisten. „Ich war zwar ein bisschen aufgeregt, aber ich denke, ich habe das Wesentliche gut rübergebracht“, sagt der Kreisbrandmeister im Nachhinein. Das sahen offensichtlich auch die Fernsehsender so, denn neben TV Mainfranken und dem Bayerischen Rundfunk hatte auch SAT 1 Bayern über den Waldbrand berichtet.
Kreisbrandinspektor Thomas Habermann befand sich an diesem besagten Sonntag weit außerhalb seines Einsatzgebietes. Unterwegs wurde er aber von der ILS telefonisch sehr gut auf dem Laufenden gehalten, wie sich die Lage entwickelte. Als er wieder in der Heimat war, erkundigte er sich zuerst über das Wohlbefinden der zwei Verletzten. Zwei Feuerwehrler wurden nämlich leicht verletzt. Einer erlitt eine Brandverletzung, der andere wurde am Bein verletzt. Nach medizinischer Versorgung an Ort und Stelle und danach im Krankenhaus Ebern, waren die Beiden aber schon wieder auf dem Weg der Besserung. Nachdem er sich einen Überblick über den organisatorischen Ablauf des Einsatzes gemacht hatte, sprach Habermann seinem jüngsten Kreisbrandmeister ein großes Lob aus. „Die Vorgehensweise war perfekt und es war richtig, dass ein Großaufgebot alarmiert wurde“, beurteilt Habermann den ersten Großeinsatz von Jonas Ludewig, dem er als Einsatzleiter vorstand. Der Kreisbrandinspektor sah das als Zeichen des sehr guten Ausbildungsstandards, den die schlagkräftige Feuerwehr im gesamten Landkreis hat.