Haßfurt, Lkr. Haßberge. Nach schwerer Krankheit ist am Donnerstag Altlandrat Rudolf Handwerker im Alter von 80 Jahren verstorben. „Mit Rudolf Handwerker verliert der Landkreis eine allseits hochgeschätzte und beliebte Persönlichkeit, die über viele Jahrzehnte politisch gewirkt und die Entwicklung unserer Heimat maßgeblich mitgestaltet und erfolgreich geprägt hat“, drückt Landrat Wilhelm Schneider seine Trauer und Mitgefühl gegenüber der Familie aus. Mit ganzem Herzblut und großer Leidenschaft habe sich Rudolf Handwerker für die Belange der Bürgerinnen und Bürger eingesetzt und wichtige Weichen für den Landkreis gestellt. In vielen Bereichen galt er als Vorbild und sehr geschätzter Wegbegleiter, so Schneider.
1944 in Klingenberg am Main im Landkreis Miltenberg geboren, studierte Handwerker nach seinem Abitur und dem Wehrdienst Jura. Bereits von 1974 bis 1978 war er als juristischer Staatsbeamter für den Landkreis Haßberge tätig. Schon in jungen Jahren wurde Handwerker im Alter von 34 Jahren zum ersten Bürgermeister der Stadt Haßfurt gewählt. Nach zwölf Jahren aktiven Einsatz für die Kreisstadt, krönte seine Wahl zum Landrat des Landkreises Haßberge als Nachfolger von Walter Keller seine kommunalpolitische Karriere. Nach drei erfolgreichen Wiederwahlen trat Rudolf Handwerker schließlich im Jahr 2014 in den wohlverdienten Ruhestand.
Durch seine Zielstrebigkeit, seine menschliche Art und seinem strategischen Weitblick hat Rudolf Handwerker als Landrat wesentlich dazu beigetragen, dass der Landkreis Haßberge verschiedene Umbruchsituationen gemeistert und im Wettbewerb der Standorte nicht zurückgefallen ist. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 1990 hatte er durch die Grenzöffnung und Wiedervereinigung eine schwierige Situation für den Grenzlandkreis zu bewältigen. Dieser Umbruch erforderte einen Visionär, einen Macher und Organisator, der die Herausforderungen annahm und Hand anlegte, einen „Handwerker“ im wahrsten Sinne des Wortes.
Neben der Stärkung der Region Haßberge als Wirtschaftsstandort galt sein besonderes Interesse dem Ausbau des Schulwesens. Landauf, landab wurde Rudolf Handwerker als „Schul-Landrat“ bezeichnet. Unter anderem wurden alle wichtigen Sanierungen der Schulgebäude, für die der Landkreis verantwortlich ist, begonnen oder sogar abgeschlossen. Ebenso ist ihm zu verdanken, dass der Landkreis führend im Ausbau der Ganztagsschulen und Vorreiter in der Jugendsozialarbeit an Schulen ist.
Rudolf Handwerker hat im Landkreis tiefe und große Spuren hinterlassen und vieles angestoßen. Er engagierte sich auch für wichtige Verbände, wie zum Beispiel den Landesverband für Gartenbau- und Landespflege oder die Lebenshilfe, die er als Kreisvorsitzender sehr gefördert und zu starken Gemeinschaften entwickelt hat. Durch die Partnerschaften mit dem Distrikt Tricastin in Frankreich, mit Lindesberg in Schweden, Kyriat Motzkin in Israel und dem polnischen Landkreis Klobuck hat Rudolf Handwerker vielen Haßberglern die Tore zur Welt geöffnet.
In seiner Amtszeit war Rudolf Handwerker nie Verwalter, sondern er hat als aktiver Gestalter zukunftsfähige Visionen für die Stadt Haßfurt sowie den Landkreis und seine Kommunen entwickelt. Für sein außergewöhnliches kommunalpolitisches Wirken wurde Altlandrat Rudolf Handwerker unter anderem mit der Kommunalen Verdienstmedaille in Silber, dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und mit dem Bayerischen Verdienstorden ausgezeichnet. Darüber hinaus wurde sein Engagement als Ehrenbürger der Stadt Haßfurt und der israelischen Stadt Kiryat Motzkin gewürdigt.
Rudolf Handwerker hinterlässt seine Ehefrau und drei erwachsene Kinder mit ihren Familien.
Der Termin für den Trauergottesdienst wird noch bekanntgegeben.