Seltene Pflanze nach über 100 Jahren im Lkr. Haßberge wiederentdeckt

Barbara Fuchs (Foto) entdeckte vor einigen Wochen zusammen mit ihrem Ehemann Werner das seit über 100 Jahre verschollene Wald-Nabelnüsschen in einem Wald bei Horhausen. Foto: © Christian Licha

Theres / Horhausen, Lkr. Haßberge. Seit über 100 Jahren hat es keiner mehr gesehen, nun wurde es in der Nähe von Horhausen wiederentdeckt – Das Wald-Nabelnüsschen, eine sehr seltene Pflanze die auf der Roten Liste Bayern als stark gefährdet (Stufe 2) eingestuft wird. Auch als Wald-Gedenkemein bezeichnet, hat das Wald-Nabelnüsschen eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Vergissmeinnicht.

Im Mitteilungsblatt der Bayerischen Botanischen Gesellschaft zur Erforschung der heimischen Flora e. V. heißt es in der Ausgabe vom 1. Juli 1913 wurden neben einigen Fundstellen rund um Schweinfurt auch ein Vorkommen des Wald-Nabelnüsschens im „Kreuzholz bei Horhausen von einem Botaniker namens Dr. Hecht erwähnt. Das machte Otto Elsner aus Rottenstein neugierig. Als Gebietsbetreuer beim BUND Naturschutz Bayern ist er Fachmann für Pflanzen aller Art.

Das Wald-Nabelnüsschen blüht im April und Mai und hat eine himmelblaue Blütenkrone. Foto: © Christian Licha

Nur wo sollte man suchen? Auf heutigen Karten ist keine Flurbezeichnung „Kreuzholz“ in der Umgebung von dem Thereser Gemeindeteil zu finden. Herbert Roth, ein befreundeter, ehrenamtlicher Wiesenweihenbetreuer, brachte Licht ins Dunkel. Er nahm Kontakt zu Heimatforscher Mario Dorsch auf, der wiederum auf die Suche ging und fündig wurde. Tatsächlich besitzt Mario Dorsch eine alte. historische Karte, in der das „Kreuzholz“ als kleines Waldgebiet in der Umgebung von Horhausen eingezeichnet ist. Dies erfuhr auch ein Wiesenweihenbetreuer-Kollege von Herbert Roth, nämlich Dr. Werner Fuchs aus Theres. Zusammen mit seiner Ehefrau Barbara machte sich der praktische Arzt auf die Suche und durchstreifte die Gegend bei Horhausen. Und tatsächlich fand das naturliebende Ehepaar vor einigen Wochen das Wald-Nabelnüsschen mit seinen blauen Blüten in einem Wäldchen nahe des Mains. Auch Manfred Husslein von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Haßberge zeigte sich begeistert von der Wiederentdeckung: „Dank der akribischen Vorarbeit und Suchaktion aller Beteiligten können wir jetzt auf unser einziges Nabelnüsschen-Vorkommen im Landkreis Haßberge stolz sein“.

Das Wald-Nabelnüsschen ist eine einjährige krautige Pflanze und wird etwa zehn bis 30 Zentimeter hoch, beschreibt Otto Elsner das Gewächs. Der Stängel ist oft sehr ästig und weit verzweigt, scharf kantig und zerstreut behaart. Die unteren Laubblätter haben eine Länge von zwei bis fünf Zentimeter und eine Breite von 0,5 bis 1,5 Zentimeter. Vorwiegend im April und Mai ist die Blütezeit der himmelblauen Blütekrone, die einen Durchmesser von circa vier bis sechs Millimeter hat.

Durch die nussartigen Klausenfrüchte, die in vier Teile zerfallen, hat das Wald-Nabelnüsschen seinen Namen. Foto: © Christian Licha

Seinen Namen hat das Wald-Nabelnüsschen einerseits, weil es unter anderem gerne in beschatteten Lagen von Laubmischwäldern wächst. Zusätzlich ist die Form der Früchte namensgebend, die sich nabelförmig anordnen. Die nussartigen Klausenfrüchte zerfallen in vier Teile. Sie sind glatt oder behaart, am Saum bewimpert rund zwei Millimeter lang. Durch den am Scheitel stehenden hautartigen Ringsaum, wirkt die Form nabelartig. Auf der Rückseite sind die Früchte am Griffel angewachsen, erläutert der Gebietsbetreuer weiter.

Otto Elsner, Manfred Husslein, Herbert Roth sowie Werner und Barbara Fuchs sind sich einig: „Wir müssen uns um den Erhalt dieser einzigartigen Pflanze kümmern“. Allgemein sollten sich Sparziergänger vorsichtig bewegen, denn auch im Wald gibt es eine hohe Artenvielfalt an Pflanzen, die es nicht verdient haben, durch unbedachte Fußtritte vernichtet zu werden.

Um den Erhalt des Wald-Nabelnüsschens bei Horhausen kümmern sich (von links) Gebietsbetreuer Otto Elsner, Dr. Werner Fuchs und Ehefrau Barbara, Herbert Roth und Manfred Husslein von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Haßberge. Foto: © Christian Licha