Königsberg, Lkr. Haßberge. Die Fränkischen Rohrwerke in Königsberg sind eines von zehn Unternehmen in Bayern, die für das Modellprojekt „Impfung in Betrieben“ vom Bayerischen Gesundheitsministerium ausgewählt wurden. Am Samstag startete die Aktion, die großen Zuspruch bei den Mitarbeiterin findet. Auf Einladung der geschäftsführenden Gesellschafter Otto Kirchner und Julius Kirchner überzeugten sich Landrat Wilhelm Schneider, Landtagsabgeordneter Steffen Vogel und Bundestagsabgeordnete Dorothee Bär vor Ort von der guten Umsetzung des Projektes.
Im Einbahnstraßensystem werden an zwei Stationen im Königsberger Werk die Mitarbeiter geimpft. Die Teilnahme ist für die knapp 1.900 Mitarbeiter freiwillig, die sich mittels der firmeneigenen App für einen Termin anmelden können. Der Ablauf ist analog zu dem in den öffentlichen Impfzentren. Nach der Anmeldung vor Ort und einer kurzen Verweildauer im Wartebereich wird die Impfung durch einen Arzt vollzogen. Am ersten Impftag war das zum Beispiel Sebastian Winkler, der ansonsten in einer Gemeinschaftspraxis in Eltmann tätig ist. Danach müssen die Geimpften noch eine Viertelstunde in einem weiteren Wartebereich verweilen, damit bei eventuell auftretenden Gesundheitsproblemen schnell geholfen werden kann.
„Es war schon eine logistische Herausforderung, die wir aber prima Hand in Hand gemeistert haben“, sagte Otto Kirchner in Hinblick auf die kurze Vorlaufzeit. Erst am vergangenen Dienstag kam die Zusage aus München, dass die Fränkischen Rohrwerke ausgewählt wurden bei dem ersten Testlauf mitzumachen. Kirchner lobte die gute Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und dem Gesundheitsamt. Auch der Betriebsrat sei sehr kooperativ gewesen. Dem Firmeninhaber liegt es sehr am Herzen, dass seine Mitarbeiter gesund bleiben. Deshalb werde auch Homeoffice, in Bereichen in denen es möglich ist, konsequent umgesetzt. „Manche Abteilungen sind zu Geisterbüros geworden“, sagte Kirchner augenzwinkernd.
Und was sagen die Mitarbeiter? Bereits seit Januar ist Martin Lüdtke beim bayerischen Impfportal angemeldet. Weil der 33-jährige Maschinenführer dort nur unter der Priorität 4 geführt wird, hätte er wahrscheinlich noch länger auf einen Impftermin warten müssen. Umso mehr freut sich der Mitarbeiter aus Knetzgau, dass er mit dem Pilotprojekt nun doch schon an der Reihe ist: „Ich möchte meine Mitmenschen schützen und vor allem dass das Leben wieder normal wird“. Genauso sieht es Jasmin Basler. Die junge Vertriebsangestellte aus Königsberg sagte: „Ich finde es eine wahnsinnig gute Sache, dass in meinem Betrieb geimpft werden kann“. Dadurch lasse sich die Gefahr einer Ansteckung etwas mehr bannen und das sei auch für das ganze Umfeld nur von Vorteil.
1.500 Dosen Binotech-Impfstoff hat das Familienunternehmen zugeteilt bekommen. Werden dadurch die Impfzentrem im Landkreis benachteiligt? Nein, sagt Landrat Wilhelm Schneider. Die fränkischen Rohrwerke haben eine Zuweisung aus einem Sonderkontingent erhalten, welches nicht auf die normale Zuteilung angerechnet wird. Dennoch muss das Impfzentrum in Zeil am Montag vorübergehend seine Pforten schließen. Der Grund dafür liegt darin, dass anstatt der ansonsten etwa 1.900 Dosen nur 1.500 Dosen für das Impfzentrum geliefert wurden. Das Sonderkontingent für die Fränkischen Rohrwerke und Valeo in Ebern, die in vier Wochen noch dazukommen, helfen natürlich insgesamt im Landkreis Haßberge sehr mit, vom hohen Inzidenzwert herunter zu kommen. „Ich hoffe, dass wir bald wieder in einem normalen Fahrwasser unter 100 Inzidenz sein werden und dann können wir auch ohne Probleme die nächsten Tage darüber nachdenken, die Allgemeinverfügung, die wir leider erlassen mussten, wieder zurück zu nehmen“, so Schneider.
Hätten Impfberechtigte der Priorität 2 nicht einen Vorrang gegenüber den Betriebsangehörigen? Landrat Schneider sieht keinen großen Widerspruch durch das Pilotprojekt. Die geimpften Mitarbeiter würden ja auch durch ihre Immunisierung ihre Familienangehörigen mitschützen. Außerdem erklärte der Landrat: „Wir sind bei der Priorität 2 relativ weit. Ich gehe auch davon aus, dass in den nächsten Tagen, wenn der Impfstoff wieder in gewohntem Maße zu uns kommt, diese Gruppe abgeschlossen ist“.
Das Modellprojekt „Impfung in Betrieben“ ist dafür da, Erfahrungen zu sammeln, erklärte Landtagsabgeordneter Steffen Vogel. Er habe die Fränkischen Rohrwerke als Partner für eine zügigere Impfung vorgeschlagen. „Der Impfturbo im Landkreis Haßberge ist gezündet“, sagte Vogel und verwies darauf, dass in dieser Woche insgesamt bis zu 4.000 Personen geimpft werden können. Neben dem normalen Kontingent der öffentlichen Impfzentren und dem des Modellprojektes in den Fränkischen Rohrwerken zählen hierzu auch die Dosen die an Hausärzte im Landkreis abgegeben werden. Für die Zukunft sei es ein Ziel, generell mehr und mehr durch die niedergelassenen Ärzte und Betriebsärzte impfen zu lassen. Das sagt auch die Bundestagsabgeordnete und Staatsministerin für Digitalisierung, Dorothee Bär: „Neben den Hausärztinnen und Hausärzten wollen wir in die Betriebe rein. Zum einen ist es natürlich, um die Impfquoten nach oben zu bekommen, aber zum anderen haben wir auch einen ganz positiven Effekt. Wenn jemand sieht, dass auch der Nachbar oder die Kollegin im Büro sich auch impfen lässt, steigt auch die Impfbereitschaft in ganz Deutschland“.