[VIDEO] Flammeninferno im engen Ortskern – 200 Einsatzkräfte bei Bauernhof-Vollbrand

Foto: © Christian Licha

+++UPDATE+++
Im Zuge der kriminalpolizeilichen Ermittlungen erhärtete sich nach und nach der Verdacht, dass der offenbar psychisch belastete Bewohner das Feuer selbst verursacht haben könnte. Er wurde aufgrund des dringenden Tatverdachts am Folgetag auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Schweinfurt der Ermittlungsrichterin vorgeführt, die die Unterbringung des Mannes in einem Bezirkskrankenhaus anordnete. Wie genau das Feuer verursacht wurde, ist ebenso wie die exakte Schadenshöhe, noch Gegenstand der andauernden Ermittlungen.

Donnersdorf / Falkenstein, Lkr. Schweinfurt. Bereits aus etlichen Kilometern Entfernung konnte man den Feuerschein in der Nacht zum Sonntag sehen. Im Donnersdorfer Ortsteil Falkenstein stand ein landwirtschaftliches Anwesen in Vollbrand. Gleichzeitig an verschiedenen Stellen des alten fränkischen Dreiseithofes loderten die Flammen meterhoch in den Nachthimmel. Durch den starken Funkenflug und die Hitze waren Nachbaranwesen in Gefahr.

Kurz vor 3 Uhr gingen mehrere Notrufe bei der Integrierten Leitstelle Schweinfurt ein, die sofort ein Großaufgebot von Feuerwehren, auch aus dem angrenzenden Landkreis Haßberge, alarmierte. „Wir hatten zum Höchstzeitpunkt heute Nacht gegen 4 Uhr rund 200 Einsatzkräfte, bestehend aus Feuerwehr, Polizei, Rettungsdienst und THW, im Einsatz“, sagte Kreisbrandinspektor Alexander Bönig, der als Einsatzleiter fungierte und von Kreisbrandrat Holger Strunk sowie der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung des Landkreises Schweinfurt (UG ÖEL) entlastet wurde.

Extrem gefährdet waren in der Nacht ein direkt angebautes Nachbaranwesen auf der einen und die Kirche und das Pfarrhaus auf der anderen Seite. Bäume und Büsche brannten bereits, auf dem benachbarten Friedhof schmolzen Plastik-Gieskannen dahin. Glücklicherweise konnte der Schaden auf einen relativ kleinen Übergriff der Flammen auf eine benachbarte Scheune begrenzt werden. In deren Obergeschoss befindet sich auch eine Sauna, die in Mitleidenschaft gezogen wurde. Der dort eingesetzte Wasserwerfer brachte jedoch die örtliche Wasserversorgung fast zum erliegen. Aus diesem Grund wurde auch aus einer nahegelegenen Zisterne Wasser gefördert und zusätzlich eine etwa 1000 Meter lange Schlauchleitung von zwei Seen in Donnersdorf entlang der Staatsstraße zum Einsatzort gelegt.

Mit zwei Kettenbaggern eines Bauunternehmens aus dem nahegelegenen Horhausen wurden ab dem Vormittag Teile der einsturzgefährdeten Gebäude eingelegt, um die restlichen Glutnester freizulegen. Außerdem wurden noch brennende Holzbalken aussortiert, um diese auf einer angrenzenden Wiese besser ablöschen zu können. Hilfreich war auch die Arbeitsbühne eines ortsansässigen Verleihs, die auf einem beengten Nachbargrundstück zum Löscheinsatz benutzt wurde.

Von dem einzigen Bewohner des Anwesens fehlte in der Nacht jede Spur. Eine Zeugin war noch auf Rufe von ihm aufmerksam geworden, als sie den Brand bemerkt hatte. Die Polizeiinspektion Gerolzhofen leitete im Bereich des Brandobjekts sowie in und um Falkenstein umfangreiche Suchmaßnahmen in die Wege. Auch ein Polizeihubschrauber kam dabei zum Einsatz. Es gibt aktuell keine Anhaltspunkte, wo sich der Mann aufhalten könnte. Erst gegen Sonntagmittag konnte eine Polizeistreife den unverletzten Mann außerhalb seines Heimatdorfes aufgreifen und vernehmen. Die Ermittlungen zur Brandursache hat inzwischen die Kriminalpolizei Schweinfurt übernommen.

Nachbarn erzählten vor Ort, dass der Hausbewohner offenbar psychisch belastet ist. Bereits in der Vergangenheit soll es mehrere Polizeieinsätze auf dem Hof gegeben haben. Von dem wahrscheinlich gesundheitlich angeschlagenen Zustand des Mannes zeugt auch der Zustand des Hofes. Kreisbrandinspektor Bönig berichtete von einer erheblichen Brandlast aufgrund von gehortetem Unrat. Ein Blick in den Eingangsbereich des Hauses offenbarte eine augenscheinliche Vermüllung des Anwesens. So befand sich zum Beispiel in einem Nebengebäude eine große Menge gebrauchter Weinflaschen-Korken, den die Feuerwehr ins Freie bringen musste und die dort einen rund einen Meter hohen Haufen ergab.

Bislang ist noch völlig unklar, wie das Feuer entstanden ist. Dass es im Wohnhaus, einer angrenzenden Scheune und einem gegenüberliegenden Wirtschaftsgebäude gleichzeitig brannte, könnte ein Hinweis dafür sein, dass es sich möglicherweise um Brandstiftung handeln könnte. Offizielle Ermittlungsergebnisse gibt es aber hierzu noch keine. Die Sachschadenshöhe dürfte nach ersten Schätzungen im sechsstelligen Bereich liegen. Verletzt wurde niemand.

Perfekt geklappt hat die landkreisübergreifende Zusammenarbeit der Freiwilligen Feuerwehren. Aus dem Landkreis Schweinfurt waren die Ehrenamtlichen aus Donnersdorf, Gerolzhofen, Werneck, Grettstadt. Sulzheim, Stammheim, Michelau, Kleinrheinfeld, Altmannsdorf/Hundelshausen, Geldersheim und Pusselsheim im Einsatz, die aus dem Landkreis Haßberge durch die Wehren aus Haßfurt, Oberschwappach, Steinsfeld, Unterschwappach, Westheim, Eschenau, Dampfach und Zeil verstärkt wurden. Auch das Technische Hilfswerk mit seinen Ortsverbänden Gerolzhofen und Schweinfurt sowie die Atemschutzwerkstatt Landkreis Schweinfurt waren im Einsatz. Die Schnelleinsatzgruppe Verpflegung des Roten Kreuzes sorgte für die Verköstigung der erschöpften Feuerwehrler.

Der Einsatz zog sich bis in die Abendstunden des Sonntags. In der Nacht zum Montag stellte die Feuerwehr Donnersdorf vorsichtshalber eine Brandwache.