Fußgängerzone in der Haßfurter Hauptstraße? – Das sagen die Geschäftsleute dazu

Soll der Autoverkehr aus der oberen Hauptstraße verbannt werden? In einer Umfrage ziehen betroffene Geschäftsleute klar dazu Stellung. Foto: © Christian Licha

Haßfurt, Lkr. Haßberge. Für Aufsehen sorgte der Behindertenbeauftragte Michael Schulz als er vor kurzem in der Sitzung des Seniorenbeirates seine Idee präsentierte. Vom Kunsthaus bis zum Oberen Turm wünscht sich Schulz jährlich eine zeitlich befristete autofreie Zone in den warmen Monaten, zum Beispiel von Ostern bis Oktober. Der entstehende Freiraum könnte als Treffpunkt und mehr Miteinander genutzt werden und gleichzeitig die Attraktivität der Geschäfte in der oberen Hauptstraße steigern, so der Behindertenbeauftragte.

Aber wie stehen die Haßfurter Geschäftsleute zu diesem Vorschlag? Belebt eine autofreie obere Hauptstraße wirklich das Geschäft? Eine Umfrage unter sechs zufällig ausgewählten Ladeninhabern zeichnet ein anderes Bild. Alle Befragten sehen eine Verbannung der Autos aus ihrem Umkreis als nicht förderlich für ihr Geschäft an.

Manfred Schweiger, Bekleidungsfachgeschäfte „Schweiger – Mode für Männer“ und „Schweiger – Frauensache“. Foto: © Christian Licha

Manfred Schweiger, Inhaber der beiden Bekleidungsfachgeschäfte „Schweiger – Mode für Männer“ und „Schweiger – Frauensache“ stellte klar: „Für uns ist es lebenswichtig, dass die obere Hauptstraße weiterhin mit dem Auto erreichbar ist. Für unsere Kunden, darunter auch viele Auswärtige, ist die leichte Erreichbarkeit ein großer Grund in die Haßfurter Innenstadt zu kommen“. Schweiger zeigte sich strikt gegen eine Sperrung der Hauptstraße, auch eine zeitweise Umleitung des Verkehrs ist keine Option für ihn. Der Geschäftsmann verdeutlichte seine Meinung mit der Aussage eines Vertreters der ihn neulich besuchte: „In Haßfurt ist richtig Leben in der Stadt im Vergleich zu verkehrsberuhigten Städten, dort ist es wie auf dem Friedhof“. Schweiger ergänzte: „Bei uns wollen die Leute nicht bummeln sondern ihre Sachen erledigen und weiterfahren“. In Großstädten sei eine Fußgängerzone sinnvoll, aber nicht in einer kleinen Kreisstadt. „Es ist existenzgefährdend, wenn die Hauptstraße zugemacht wird“.

Bettina Müller, Damenmodengeschäft „Cecil & Street One Store“. Foto: © Christian Licha

Bettina Müller, die Ehefrau von Martin Müller, dem Inhaber des Damenmodengeschäftes „Cecil & Street One Store“, zeigte ebenfalls keine Begeisterung angesichts einer autofreien Straße vor dem Geschäft: „Unsere Kunden sind so gestrickt, sie würden am liebsten in den Laden reinfahren. Schon der kurze Fußweg vom Parkplatz Gries zu uns ist vielen zu weit“. Die Idee einer Fußgängerzone komme nach Bettina Müllers Meinung 20 Jahre zu spät: „Damals war die Stadt noch gut besucht und es waren noch viele Läden da“. In Bezug auf den immer häufiger werdenden Leerstand von Geschäftsräumen in der Innenstadt wählt die Geschäftsfrau drastische Worte: „Wir sind kurz vor dem Aussterben“.

Doris Zeltner, Einhorn-Apotheke. Foto: © Christian Licha

„Ich sehe keinen Sinn dahinter die Hauptstraße zu sperren, denn um die Stadt zu beleben brauchen wir mehr Lokalitäten und Gastronomie“, sagte Doris Zeltner von der Einhorn-Apotheke, die mit ihrer Gründung im Jahr 1592 die älteste Apotheke weit und breit ist. Erst müsse man die vielen Leerstände mit Geschäften füllen und zusätzliche Gastronomie für die Innenstadt anwerben. Erst dann könne man weitersehen und über die weitere Zukunft diskutieren, so Zeltner. Eine Sperrung zum jetzigen Zeitpunkt würde bestimmt auch dem Zuspruch ihrer Apotheke schaden. Auch betrachtet Zeltner eine neue Verkehrsführung, wie die auch immer bei einer gesperrten Hauptstraße aussehen möge, als sehr kritisch.

Gerhard Schweinfest, Lederwarenfachgeschäft A. Schweinfest. Foto: © Christian Licha

In einer Kleinstadt wie Haßfurt sieht Gerhard Schweinfest, der bereits in dritter Generation das Lederwarenfachgeschäft A. Schweinfest führt, eine Fußgängerzone als problematisch an. „Mobilität ist das A und O“, so Schweinfest, der zwar die „Lange Einkaufsnacht“ oder das Straßenfest mit einer ein- oder zweitägigen gesperrten Hauptstraße lobt, aber sich gegen eine dauerhafte Lahmlegung des Verkehrs ausspricht: „Das wäre der Tod für uns“. Auch viele Kunden hätten den Geschäftsmann schon angesprochen und gefordert, dass er sich dafür einsetze, dass keine autofreie Stadt verwirklicht wird. Viele Stammkunden kommen sogar aus Bamberg, Würzburg oder Nürnberg in das Haßfurter Fachgeschäft, eben weil es Parkmöglichkeiten vor der Tür bietet. Schweiger erzählte, dass er in Gesprächen mit anderen Geschäftskollegen in seiner Meinung bestätigt werde, keiner wolle eine Hauptstraße ohne Autos und Parkplätze.

Hans Jüngling, Bäckerei Jüngling. Foto: © Christian Licha

Einen Verlust von Kundschaft sieht auch Bäckermeister Hans Jüngling, Seniorchef der gleichnamigen Bäckerei, sollte denn die im Seniorenbeirat vorgebrachte Idee verwirklicht werden. Jüngling ist gegen eine Fußgängerzone, aber spricht sich für eine noch verkehrsberuhigtere obere Hauptstraße aus. So wie es in Volkach bereits umgesetzt wurde, könne er sich auch in Haßfurt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf zum Beispiel 15 km/h in der Hauptstraße vorstellen, vielleicht mit zusätzlichen verkehrsberuhigenden Hindernissen auf der Fahrbahn. Auch der Schwerlastverkehr über 3,5 Tonnen sollte verbannt werden und Lieferverkehr nur zu bestimmten Zeiten möglich sein.

Susanne Wirsing und Inka Scholl, Optik Ostendorp. Foto: © Christian Licha

Susanne Wirsing und Inka Scholl, die beiden Geschäftsführerinnen von Optik Ostendorp, sind auch der Meinung, dass ein Großteil der Autofahrer trotz „Zone 30“ zu schnell in der Hauptstraße unterwegs sind. Dem könne nur begegnet werden, wenn konsequent die Geschwindigkeit kontrolliert und geblitzt werden, so Inka Scholl. „Das wäre der Todesstoß für die Innenstadt, wenn die Hauptstraße tatsächlich gesperrt würde“, sagte Susanne Wirsing, die auch erwähnte, dass die letzten Jahre gezeigt hätten, dass bereits viel Kundenpotenzial verloren ging. „Die Leute fahren in die Stadt, decken ihren Bedarf und fahren wieder raus. Ein stundenlanger Aufenthalt ist sowieso nicht möglich“, so die Augenoptikermeisterin, die gleichzeitig ergänzt; „Bei einer gesperrten Hauptstraße haben die Kunden keinen Mehrwert. Vor dem Bäcker oder der Eisdiele draußen zu sitzen ist zwar schön, aber der Rest ist tot“. Die beiden Geschäftsführerinnen sagten auch, dass sie alles daran setzen werden zusammen mit anderen Geschäftsinhabern das Gespräch mit Bürgermeister und Stadtrat zu suchen: „Eine autofreie Hauptstraße würde die Altstadt noch mehr zum Dornröschenschlaf bringen“.