Hofheim, Lkr. Haßberge. Mit Blaulicht und Martinshorn wurde am Mittwochnachmittag die neue Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr Hofheim empfangen. Das besondere daran: Es ist keine gebrauchte Drehleiter, so wie sie vielerorts angeschafft wird, sondern ein fabrikneues Modell mit einem Gesamtkaufpreis von über einer Dreiviertelmillion Euro.
Überpünktlich, etwa 20 Minuten vor der geplanten Ankunft um 18 Uhr, trafen die vier Verantwortlichen der Feuerwehr Hofheim mit dem neuen Fahrzeug am Feuerwehrgerätehaus ein. Eineinhalb Tage weilten Kommandant Karlheinz Vollert und die Drehleitermaschinisten Holger Eiring, Alexander Eiring und Simon Gräf im 260 Kilometer entfernten Magirus-Werk in Ulm. Dort wurden die Einsatzkräfte im Umgang mit der DLA(K) 23-12 geschult.
Die hydraulische Drehleiter ist auf einem Fahrgestell eines Mercedes Atego verbaut, hat eine Steighöhe von 32 Meter und eine Rettungshöhe von 23 Meter bei 12 Meter Ausladung. Viele technische Feinheiten erleichtern die Handhabung im Einsatzfall, wenn es schnell gehen muss. So sorgen Kameras rund um das Fahrzeug dafür, dass bereits bei der Positionierung die Abstellfläche in Augenschein genommen werden kann. Scheinwerfer, die automatisch Richtung Himmel leuchten, erleichtern, dass bei Dunkelheit eventuelle Hochspannungsleitungen oder ähnliches nicht übersehen werden. Fasziniert zeigten sich die Feuerwehrler von der sogenannten Memory-Funktion. Damit lässt sich Zeit einsparen, wenn es um die Menschenrettung geht. Wenn zum Beispiel mehrere Personen aus dem gleichen Stockwerk gerettet werden müssen, die nicht alle zusammen in den Drehleiterkorb passen, drückt der Maschinist nach der Rettung der ersten Personen nur noch auf einen Knopf. Dann fährt die Drehleiter automatisch wieder an die gleiche Position wie vorher, ohne dass es einer manuellen Steuerung bedarf. Auch ein Zusatzgerät, nämlich den Rescue Loader RL 500 kann die Feuerwehr Hofheim ihr Eigen nennen. Damit kann auf einfache und sichere Weise die Rettung adipöser Menschen gewährleitet werden, wenn zum Beispiel das Treppenhaus zu eng ist. Das integrierte Kettenzugsystem ermöglicht präzises und leichtes Anheben der Schwerlasttrage. Ein intelligentes Nivelliersystem und spezielle Transportfunktionen machen die Personenrettung sicher und schonend. Mit einem abknickbaren Gelenkarm ermöglicht die neue Drehleiter außerdem mehr Möglichkeiten im Einsatz.
Zusammen mit Drehleitermaschinisten Simon Gräf durfte Hofheims Bürgermeister Wolfgang Borst als Erster in den Tragekorb steigen und einen Ausblick über „seine“ Stadt genießen. Bereits vor fünf Jahren liefen die ersten Vorgespräche in Sachen Neuanschaffung. Nach konkreten Planungen stellte die Stadt Hofheim im Jahre 2018 einen entsprechenden Antrag und stellte seitdem Rücklagen in ihren Haushalt ein. 754.600 Euro kostet die nagelneue Drehleiter insgesamt. Vermindert um den staatlichen Zuschuss in Höhe von 300.000 Euro, hat die Stadt Hofheim die restlichen 454.600 Euro aus Eigenmitteln erbracht. Durch die interkommunale Zusammenarbeit konnten zehn Prozent mehr Zuschuss bewilligt werden. Die Freiwillige Feuerwehr Arnstein bestellte nämlich zeitgleich das selbe Modell und kann ihre Drehleiter, die exakt der Hofheimer gleicht, in etwa zwei bis drei Wochen empfangen.
Sicherlich ist so eine Anschaffung für die 5.000-Einwohner-Stadt nichts alltägliches, aber Bürgermeister Wolfgang Borst zeigte sich überzeugt, so wie auch der Stadtrat bei der damaligen Abstimmung, dass der Kauf die richtige Entscheidung war. Die Drehleiter, die bei Bedarf natürlich auch in der Umgebung von Hofheim eingesetzt werden kann, ist unabdingbar bei der Bekämpfung von Wohnhaus- oder Hallenbränden sowie bei Photovoltaikanlagen, so Borst. Weiterhin diene sie auch als Fluchtweg für das Interkommunale Zentrum (Rathaus) von Hofheim.
Bis das neue Fahrzeug in seinen ersten Einsatz darf, werden in den kommenden zwei Wochen nun noch weitere Drehleitermaschinisten der Hofheimer Feuerwehr geschult. Bis dahin wird noch die bisherige Drehleiter in der ehemaligen Kreisstadt verbleiben. Diese wurde 2015 von der Freiwilligen Feuerwehr Geislingen an der Steige in Badem-Württemberg übernommen. Und genau dorthin wird sie auch wieder zurückkehren. Das jetzt 31 Jahre alte Feuerwehrfahrzeug geht zum damaligen Beschaffungspreis, den die Stadt Hofheim bezahlt hatte, an einen Geschäfts- und Feuerwehrmann, der schon zahlreiche Oldtimer besitzt. In der Halle des Geislingers stehen schon zwei andere Drehleitern und an die 15 weitere Einsatzfahrzeuge. Persönlich hängt der Sammler auch an dem guten Stück, dass in Hofheim bald ausgemustert wird. Seinerzeit hatte der Mann nämlich seine Hochzeit in dem Drehleiterkorb gefeiert.