Gädheim, Lkr. Haßberge / Berlin. Bereits seit Ende Januar harren Landwirte aus ganz Deutschland in Berlin aus. Anlässlich der bevorstehenden Entscheidung zum Insektenschutzgesetz warnen die Bauern vor den dadurch entstehenden massiven Belastungen der Landwirtschaft. Mit Argumenten, Fachwissen und Gutachten versuchen sie den Verantwortlichen Wege aufzuzeigen wie dieses Gesetz aussehen kann damit es für alle von Vorteil ist.
Am frühen Freitagabend haben sich nun auch ein knappes Dutzend Landwirte aus den Landkreisen Haßberge, Schweinfurt, Kitzingen und Würzburg mit ihren großen Traktoren auf den Weg in die Bundeshauptstadt gemacht. Treffpunkt war in Gädheim der Bauernhof von Florian Schuler, der sich bereits seit 15 Jahren gemeinsam mit seinem Kollegen Martin Gleichmann aus Friesenhausen für seinen Berufsstand einsetzt. „Es geht um die Zukunft der landwirtschaftlichen Familienbetriebe in unserem Deutschland“, sagt Florian Schuler während Martin Gleichmann ergänzt: „Auch die Ernährungssicherung ist sehr wichtig! Wollen wir wirklich alles aus dem Ausland beziehen, wo wir keine Kontrolle über den Anbau und die Produktion haben?“.
12 Stunden Fahrt inklusive regelmäßigen Pausen hatten die Demonstrationsteilnehmer zu bewältigen. Von Gädheim aus führte ihr rund 450 Kilometer langer Weg zuerst die B 303 entlang und über Kronach, Saalfeld und auf weiteren Landstraße nach Berlin. Am Samstag Vormittag konnten sich die Unterfranken schließlich in die lange Reihe der Traktoren in der Straße des 17. Juni an der Siegessäule mit einreihen.
Eigentlich war es eine mehr oder weniger spontan organisierte Aktion von Florian Schuler. Weil er daheim in seinem Bio-Betrieb dringend gebraucht wird, konnte er nicht selbst nach Berlin fahren. Aber der Bauer aus Leidenschaft stellte spontan einen seiner Traktoren zur Verfügung und stellte ihn einem Freund zur Verfügung, der auf einem Gutshof arbeitet und frei nehmen konnte. Auf Schulers Post in seiner Whats App-Gruppe meldeten sich daraufhin 15 Mitstreiter, die mit zehn PS-starken Bulldogs teilnahmen. Für Anfang dieser Woche ist geplant, dass weitere Unterstützung aus Unter- und Oberfranken nach Berlin kommt. Freilich können nicht alle Teilnehmer wochenlang von daheim fern bleiben. Deshalb ist es deutschlandweit so organisiert, dass immer ein neuer Trupp die anderen ablöst. „Zeigt mal wo der Hammer hängt und tretet den Politikern da oben mal so richtig auf die Füße“, spornte Florian Schuler seine Mitkämpfer an. „Es geht um die Zukunft. Das was uns unsere Vorfahren gegeben haben, möchten wir auch unseren Nachkommen übergeben“, so der Familienvater dessen drei Töchter im Alter von vier, acht und zwölf Jahren natürlich auch mit am Abfahrtsort waren.
Als Mitglied des LSV-Orgateam Unterfranken (Land schafft Verbindung Bayern e. V.) erklärt Martin Gleichmann worum es in dem Insektenschutzprogramm geht, das am 10. Februar beschlossen werden soll. In FFH- und Vogelschutzgebieten soll der konventionellen Landwirtschaft der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verboten werden. Auch Bio-Betriebe haben dann einen Nachteil, weil sie bisherige Bio-Prämie nicht mehr vergütet bekommen. Den Landwirten fehle es somit an Erträgen und Einkommen. Gleichmann sagt sogar: „Das ist praktisch wie eine kalte Enteignung für uns Landwirte“.