Ermershausen, Lkr. Haßberge. Land unter hieß es am Freitagnachmittag auch in Ermershausen. Gegen 14 Uhr bemerkten die Bewohner eines Einfamilienhauses in der Straße “Schafäcker” massive Wasser- und Schlammmassen, die von einem Hang vor dem Wohnhaus in den Vorgarten drangen und drohten das Haus beziehungsweise den Keller zu überschwemmen. Grund dafür waren die starken Niederschläge und das Tauwetter, das den Schnee auf einer angrenzenten Ackerfläche schmelzen ließ.
Die Freiwillige Feuerwehr Ermershausen war schnell am Einsatzort und konnte mit ihrem sofortigen und beherzten Eingreifen ein akutes Vollaufen des Kellers verhindern. Schnell stellte Kommandant und Einsatzleiter Johannes Schobig jedoch fest, dass eigene Mittel und Personal nicht lange ausreichen um Herr der Lage zu werden. Daraufhin wurden die Feuerwehren aus Maroldsweisach und Sulzdorf an der Lederhecke und das Technische Hilfswerk (THW) Haßfurt nachalarmiert.
Gerade mit dem Aufbau des neuen Impfzentrums in Zeil fertig geworden, konnten sich die THW-Helfer keine große Ruhepause gönnen und mussten gleich in den nächsten Einsatz übergehen. Neben der Überschwemmung im Ermershausen waren auch mehrere Bäche im Landkreis über ihre Ufer getreten. Sandsäcke auffüllen, Logistik und Transport waren Aufgabe des THW. Mit 600 Sandsäcken an Bord machte sich ein Einsatzfahrzeug auf den Weg nach Ermershausen und halfen so in bewährter Art und Weise der örtliche Feuerwehr. Die dort eingesetzten THW-Helfer unterstützten ebenfalls fachmännisch den Sandsackverbau vor Ort und konnten hierbei ihre Fachkenntnisse anwenden, die sie unter anderem bei einem Lehrgang „Hochwasserschutz und Deichverteidigung“ erworben hatten. Für eine weitere Einsatzstelle in Krum wurden 100 Sandsäcke bereitgestellt und von der Freiwilligen Feuerwehr Krum in der Haßfurter Unterkunft abgeholt. Um für alle Eventualitäten in den nächsten Tagen gewappnet zu sein, wurden gleichzeitig bereits neue Sandsäcke in der THW-Liegenschaft mittels der Sandsackfüllmaschine des Landkreises befüllt.
Inzwischen hatten die Feuerwehren in Ermershausen die Kellerfenster und den Kellereingang abgesichert und stellten Tauchpumpen auf. Zeitgleich kam die Tragkraftspritze aus Ermershausen ebenfalls zum Einsatz. Wasser und Schlamm nahmen aber immer noch kein Ende und stiegen weiter an, so dass noch mehr Einsatzkräfte benötigt wurden. Mit einem zweiten Nachalarm wurden die Feuerwehren aus Ditterswind, Birkenfeld und Geroldswind angefordert. Die Feuerwehr Hofheim fuhr mit ihrem Gerätewagen Logistik ebenfalls nach Ermershausen um zwei Chiemseepumpen mit einer Leistung von 2.200 Liter/Minute in den Einsatz zu bringen. In den frühen Abendstunden wurden die nachalarmierten Feuerwehren nach und nach aus dem Einsatz herausgelöst.Von einer Baufirma wurde ein Kettenbagger organisiert um für das heranlaufende Wasser unter anderem einen Graben zu ziehen.
Bis tief in die Nacht liefen die Pumpen um die Wassermassen in einen benachbarten Bach zu leiten. Hierbei wurde im Zweischichtsystem eine Nachtwache eingerichtet. Am Samstag in den Morgenstunden organisierte der Hausbesitzer selbst Pumpen und Schlauchmaterial, so dass die Feuerwehr Ermershausen Einsatzende zumindest vor Ort hatte. Dennoch waren die Ehrenamtlich im Anschluss gefordert, die Schläuche, Gerätschaften und Einsatzkleidung zu säubern und vom Schlamm zu befreien, um die Einsatzbereitschaft wieder herzustellen. Insgesamt waren die Floriansjünger der Ermershäuser Wehr fast 24 Stunden im Dauereinsatz.
Ein großes Lob sprach Einsatzleiter Johannes Schobig an die Eigentümerfamilie des betroffenen Hauses und die Nachbarschaft aus. Die insgesamt knapp 100 Einsatzkräfte wurden vorbildlich mit kalten und vor allem warmen Getränken, frisch gebackenen Kuchen und belegten Brötchen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt versorgt.