Oberaurach / Fatschenbrunn, Lkr. Haßberge. Auch wenn einige Pfarrgemeinden im Landkreis ihren Weihnachtsgottesdienst abgesagt hatten, im Oberauracher Ortsteil Fatschenbrunn hielt man an der Tradition fest. Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung veranstalten dort alljährlich eine Einführung in die Heilige Nacht, die freilich im Corona-Jahr 2020 anders ablief als gewohnt. Unter freiem Himmel mit Maskenpflicht und Sicherheitsabstand genossen die Gläubigen dennoch die besondere Kirchenveranstaltung.
Ein großer Christbaum stand in der Mitte des Hutzelhofes von Franz Hümmer, der sein landwirtschaftliches Anwesen gerne zur Verfügung stellte. War es doch seine Schwiegertochter Ruth Hümmer-Hutzel, die als Pfarrgemeinderatsvorsitzende zusammen mit ihrer Gremiumskollegin Monika Thierstein durch die stimmungsvolle, halbstündige Zusammenkunft führte. Rund 50 Personen waren gekommen, die sich im großen Hof versammelten. Am Boden standen Kerzen in Gläsern, die den teilnehmenden Familiengruppen den richtigen Abstand wiesen.
Mit einer Kurzfassung der Heiligen Geschichte, einem „sprechenden“ Christbaum, der Weihnachten aus seiner Sicht erzählte sowie Fürbitten und Gebeten, kam in der Dämmerung des Nachmittags die richtige Stimmung auf. Dazu konnte sich jeder am Friedenslicht seine eigene Kerze entzünden. Auch wenn auf Gesang coronabedingt verzichtet werden musste, sollte die Musik nicht zu kurz kommen. Die Fatschenbrunner Musikanten unter der Leitung ihres Dirigenten Horst Aumüller sorgten für eine festliche Umrahmung.
Und wie gefiel den Anwesenden dieser besondere Heilig Abend? „Ich hatte Angst, dass das Ganze ins Wasser fällt. Aber kaum hatte die Musik angefangen zu spielen schaute sogar die Sonne heraus“, beschrieb Felix Ortegel das Glück der Fatschenbrunner, die Veranstaltung trotz des allgemein regnerischen Wetters trocken überstehen zu dürfen. Zusammen mit seiner Frau Angelika und den Kindern Lorenz (8), Luise (6) und Benjamin (3) war der Familienvater gekommen, der seit diesem Jahr auch Ortssprecher des 274-Einwohner-Dorfes ist. „Wenn man live dabei sein kann kommen doch schon die Tränen ein bisschen in die Augen“, erklärte Angelika Ortegel den Unterschied zu einem Gottesdienst im Fernsehen, den sich die Familie angeschaut hätte, falls der kirchliche Heilig Abend in Fatschenbrunn ausgefallen wäre. Kerstin Pfaff, die zusammen mit ihrem 13-jährigen Sohn Nicklas den Abend mit der Familie ihrer Schwester Angelika Ortegel verbrachte, sprach den Verantwortlichen ein großes Dankeschön aus und lobte die perfekte und vorschriftsmäßige Organisation unter Coronabedingungen.
Einer der ebenfalls in das Geschehen auf dem Hutzelhof Hümmer involviert war, ist Mario Pfaff. Der selbständige Verwanstaltungstechniker sorgte ehrenamtlich für den richtigen Sound und stellte dafür seine Tonanlage kostenfrei zur Verfügung. Für ihn war es kein leichtes Jahr. Alle gebuchten Veranstaltungen fielen aus und die wenigen, die ersatzweise stattfanden, wie zum Beispiel die Open-Air-Kinoveranstaltungen in Sand und Zeil, waren für Pfaff umsatzmäßig kein nennenswerter Ersatz. Zwar bekam er die Soforthilfe vom Staat, durfte diese aber nur für Geschäftskosten verwenden, nicht für seinen Lebensunterhalt. Aber nachdem der 46-Jährige keiner ist, der die Hände in den Schoß legt, sondern sich immer zu helfen weiß, packte er anderweitig mit an. Mit einer stundenweisen Beschäftigung am Landratsamt hält er sich über Wasser. Am Anfang als Einweiser an der Corona-Teststelle und jetzt aktuell als „Türsteher“ bei der Zulassungsstelle. Dort begleitet er die Besucher vom Eingang zum Schalter und sorgt für die Einhaltung der Hygienemaßnahmen.
„Ich lasse mich impfen, wenn ich an der Reihe bin“, sagt Pfaff, dessen Hoffnungen darauf beruhen eine mindestens 60-prozentige Impfabdeckung zu bekommen. Nur so könne dem Virus Einhalt geboten werden und die Inzidenzwerte sinken, so dass wieder ein einigermaßen normales Leben möglich sei. Gleichzeitig ruft der Ein-Mann-Unternehmer dazu auf: „Haltet Euch bitte alle an die Corona-Regeln, denn da steckt schon viel Sinn dahinter“.