Königsberg, Lkr. Haßberge. Um Material zu einer Firma in Königsberg anzuliefern, befuhr am Dienstag ein ukrainischer Lkw-Fahrer, der für eine polnische Spedition unterwegs war, die Standardstrecke über die Staatsstraße 2278 von Haßfurt nach Königsberg. Auf einem Großteil der Strecke befindet sich eine kilometerlange Großbaustelle. Nach der Prappacher Einmündung missachtete der Lkw-Fahrer die ordnungsgemäße Absperrung mit entsprechender Beschilderung und 500 Meter weiter die endgültige Vollsperrung mit Verkehrsverbot für Fahrzeuge aller Art. Danach wurde ein zusätzlicher Wall aus Asphaltabbruch umfahren und über die Abbruchrampe zunächst in den anschließenden Schotterunterbau eingefahren, erklärt die Polizei in einer Pressemitteilung. Als nach 50 Meter die Aushubtrasse in eine nicht mehr tragende Erdbodenschicht überging, fuhr sich der Lkw fest. Anhand der zahlreichen tiefen Spuren waren die untauglichen Fahrmanöver, aus dem Schlammassel herauszukommen, erkennbar. Letztlich schaffte der Lkw-Fahrer es nicht, sich alleine zu befreien, so dass der Fahrer bei der Polizei um Hilfe nachfragte.
Eine Streife der Polizeiinspektion Haßfurt mit einem Fachmann aus dem Bereich Verkehr nahm sich der Sache an und kümmerte sich um den festgefahrenen Lkw und den hilflosen Ukrainer. Aufgrund der widrigen Umstände, nämlich der Entfernung zu tragfähigem Fahruntergrund, wäre eine Bergung mit normalem Abschleppgerät nicht möglich gewesen. Um die Bergung des Lkw und auch die Kosten abzuklären, wurde trotz nahezu unmöglicher sprachlicher Verständigung die polnische Halterfirma ermittelt. Letztlich kam man überein, dass die kostengünstigste, aber dennoch effektive Bergung des Lkw durch die ortskundigen Fachkräfte der dort im Bereich tätigen Baufirma erfolgen konnte. Deren Know-How und Gerät konnte durch die Vermittlung der Polizeibeamten ganz unbürokratisch genutzt werden. Schlussendlich rollte auf Umwegen ein Baustellenbagger, der weit abgesetzt am anderen Ende der Großbaustelle eingesetzt war. Der Bagger konnte mittels eines Stahlseils den Lkw langsam in den gesicherten Bereich schleppen.
Aufgrund der Gesamtumstände blieb dem wegen der Aufregung völlig erschöpfen Lkw-Fahrer trotz Geldmangels eine geringe gebührenpflichtige Verwarnung als Denkzettel nicht erspart. Zusätzlich kommt der Baggereinsatz der Baufirma als Kostenfaktor auf die polnische Firma zu. Jedoch hatte der Fahrer noch Glück im Unglück, denn es hätte nicht mehr viel gefehlt und der Auflieger wäre manövrierunfähig eine Böschung hinuntergerutscht. Dann hätte die Reparatur eines defekten Lkw und beschädigte Ladung die jetzigen Bergungskosten um ein Vielfaches übertroffen.
Abschließend stellten sich die Polizeibeamten die Frage, warum wie hier beharrlich dem Navigationsgerät gefolgt wird, obwohl die tatsächlichen Umstände vor Ort dies verbieten. Eine aufwändige Umleitungs- und Sperrbeschilderung wurde in diesem Fall ignoriert und auf das Navi vertraut, obwohl die aufgestellten Verkehrszeichen internationale Bedeutung haben.