[VIDEO] Über 18 Meter hoher Aussichtsturm auf Zabelstein durch THW abgerissen

Schwindelfrei musste man sein, um in über 18 Meter Höhe arbeiten zu können. Foto: © Christian Licha

Landkreis Schweinfurt. Knapp 40 Stunden haben die ehrenamtlichen Helfer des Technischen Hilfwerks (THW) Gerolzhofen damit verbracht, den maroden Aussichtsturm auf dem Zabelstein, nahe der Grenze zum Landkreis Haßberge, abzureißen. Zusammen mit den Vorbereitungen und Verladearbeiten sowie der organisatorischen Planungen bereits Wochen im voraus, kann gut von der doppelten Anzahl Arbeitsstunden ausgegangen werden.  Gegen Erstattung der Selbstkosten hatte der THW-Ortsverband diese Aufgabe im Auftrag des Landratsamtes Schweinfurt übernommen, da sie ein perfektes Übungsszenario darstellt.

„Das ist eine gute Gelegenheit viele unserer Werkzeuge zum Einsatz zu bringen und jeder kann alles ausprobieren“, erklärte der THW-Ortsbeauftragte Thomas Stengel. So kann die Holz- und Metallbearbeitung, das Bewegen von schweren Lasten und andere Maßnahmen geübt werden. Etwa 30 Ehrenamtliche, darunter auch drei junge Frauen und Nachwuchs der THW-Jugend verbrachten durchgehend drei Tage, von Freitag bis Sonntag, auf dem Zabelstein. In der Unterkunftshütte des Steigerwaldclubs Gerolzhofen wurde übernachtet, damit jeweils am nächsten Tag ohne Verluste von Anfahrtszeit weitergemacht werden konnte. Bewusst wurde im Vorfeld die Öffentlichkeit nicht über den genauen Termin informiert, denn einen Besucheransturm wollte man unterbinden, was auch ganz gut gelang. Vereinzelt wurden zwar Wanderer oder Radfahrer auf das Geschehen aufmerksam, aber eine größere Anzahl Schaulustiger fand sich nicht ein. Davon unabhängig wurde das Gelände weiträumig abgesperrt, damit niemand in den sicherheitsrelevanten Bereich gelangen konnte.

Persönliche Schutzausrüstung ist auch bei einer Übung sehr wichtig. Foto: © Christian Licha

Der aus Lärchenholz und Leimbinder konstruierte alte Turm, der seit 20 Jahren stand, wurde Stück für Stück abgetragen. Das Material trennte man dabei in Nutzholz, Altholz, Altmetall und wiederverwendbares Metall, so dass es der jeweiligen Verwendungs- beziehungsweise Entsorgungsmöglichkeit zugeteilt werden konnte. „Natürlich sind unsere Rettungssägen, die wir hier verwenden mit speziellen Ketten für die Holzbearbeitung ausgerüstet“, sagte Stengel und stellte auch klar, dass auch bei einer Übung die persönliche Sicherheit im Vordergrund steht. Der Helm war Pflicht und diejenigen, die in bis zu 18 Metern Höhe arbeiteten, wurden mit einer Absturzsicherung ausgerüstet.

Wie hier gut zu sehen, waren große Teile der Konstruktion morsch. Foto: © Christian Licha

Eine Überprüfung der Statik durch externe Fachleute hatte gezeigt, dass der Turm inzwischen erhebliche Mängel aufweist. Bei dem abgebauten Holz konnte man auch sehr gut die Vermorschungen erkennen. Daher war der Aussichtsturm am Zabelstein seit Silvester 2017/2018 für Besucher aus Sicherheitsgründen gesperrt. „Die Mitglieder des Kreisausschusses haben mehrheitlich für den Neubau eines Turms, ähnlich dem jetzigen, gestimmt“, sagte Landrat Florian Töpper und bezifferte die Kosten laut Beschluss auf 475.000 Euro. Sein großer Dank galt dem THW Gerolzhofen, dessen Männer und Frauen tatkräftig zupackten. Zur Untermauerung seiner Wertschätzung brachte der Landrat zum Ortstermin auch zwei große Bleche Streusel -und Käsekuchen mit, damit die Helfer eine wohlverdiente Kaffeepause einlegen konnten.

Auch Landrat Florian Töpper (links) war vor Ort und ließ sich die Arbeiten von Thomas Stengel, dem THW-Ortsbeauftragten (Zweiter von links) erklären.

Der Entwurf für die Neuerrichtung des Nachfolgeturms wurde von den Planern Johannes-Ulrich Blecke (Warstein, Architekt) und Michael Maas (Werl, Tragwerk) erstellt. Das Planer-Duo möchte mit dem neuen Turm ein weiteres Beispielprojekt für nachhaltiges Bauen schaffen. Zum einen soll
das schon vorhandene Fundament, welches auf dem Grund des Freistaats Bayern (Forstverwaltung) steht, weiterhin genutzt werden. Daneben soll der neue Turm im Gegensatz zu den Türmen in der Vergangenheit, die als reine Holzkonstruktion realisiert wurden, in Hybridbauweise, als Holz- und Stahlkonstruktion, errichtet werden. Insbesondere soll die hochbelastete Treppenanlage in korrosionsgeschütztem Stahl ausgeführt werden. Das Holz soll nur an den Stellen verarbeitet werden an denen es aufgrund seiner Materialeigenschaften am besten geeignet ist. Die Grundrissform des Turms mit einer Gesamthöhe von 19,50 Metern entspricht einem regelmäßigen Sechseck. Um die Haltbarkeit der Stützen zu verlängern, werden diese mit einer hinterlüfteten Holzverschalung als Verschleißschicht versehen. Ab einer Höhe von 11,25 Metern sind die Holzstützen nach außen gebogen, sodass sich das Sechseck bis auf eine Seitenlänge von etwa vier Metern aufweitet. Dadurch wird die notwendige Fläche für die Aussichtsplattform geschaffen. Diese soll sich mit etwa 20,50 Quadratmetern auf einer Höhe von 18 Metern befinden und ihren Besuchern wieder die Fernsicht auf das Steigerwaldvorland und bei klarem Wetter bis in das Maintal, die Haßberge und die Rhön ermöglichen. Die Entwurfsplanung ist abgeschlossen, der Bauantrag wurde eingereicht. Sobald die Baugenehmigung erteilt ist, wird der Förderantrag über die untere Naturschutzbehörde bei der Bewilligungsbehörde, der Regierung von Unterfranken, eingereicht werden. Zuwendungsempfänger ist nach den Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien (LNPR) der Naturpark Steigerwald e. V. Dieser beauftragt den Landkreis Schweinfurt als unterstützendes Naturparkvereinsmitglied den
Aussichtsturm auf dem Zabelstein neu zu errichten. Spätestens Ende 2020 soll der neue Turm fertig sein.