Hilfe aus der Luft: So sind die Feuerwehren im Landkreis Haßberge für Wald- und Flächenbrände gewappnet

Im Sommer 2018 forderte ein großer Waldbrand zwischen Ebern und Fischbach die Einsatzkräfte. Foto: © Christian Licha

Ebern / Lkr. Haßberge. Die Sommer werden immer heißer und trockener. Dadurch erhöht sich die Gefahr von Waldbränden erheblich. Wie sind die Feuerwehren im Landkreis Haßberge darauf vorbereitet, im Fall des Falles Schlimmeres zu verhindern? Zu diesem Thema fand am Freitag ein Landkreisinformationsabend der Kreisbrandinspektion und des Kreisfeuerwehrverbandes Haßberge in der Eberner Frauengrundhalle statt. Organisiert von Kreisbrandinspektor Jonas Ludewig haben hier die über 300 anwesenden Feuerwehrkameraden aus dem gesamten Landkreis Haßberge wertvolle Informationen erhalten, insbesondere wie eine solche Gefahrenlage aus der Luft beherrschbar ist. Die Durchführung des Infoabends war nur möglich, weil sich Sponsoren wie zum Beispiel die Firmen Rösler Oberflächentechnik aus Untermerzbach, Weigang Luson GmbH aus Ebern, das Ingenieurbüro Stubenrauch aus Königsberg und die Stadt Ebern die Aktion tatkräftig unterstützen.

“Prinzipiell ist die Gefahr eines Wald- oder Flächenbrandes recht hoch, da wir im Landkreis Haßberge viele Wald- und Ackerflächen haben”, sagte Ludewig, der einen Anstieg der Zeiträume mit den höchsten Waldbrandgefahrenstufen beobachtet. Damit ein Feuer überhaupt nicht entsteht, rät der Kreisbrandinspektor der Bevölkerung grundsätzlich kein offenes Feuer in Waldnähe zu entfachen. Auch Lagerfeuer auf dem eigenen Grundstück sollen möglichst klein gehalten werden. Oft sind auch zum Beispiel herumliegende Scherben verantwortlich für einen Brand, wenn diese durch Sonneneinstrahlung ein Feuer entstehen lassen. Deshalb mahnt Ludewig an, die Warnstufen und Feuerverbote sehr ernst zu nehmen.

Kreisbrandinspektor Jonas Ludewig, der damals im Jahr 2018 noch als Kreisbrandmeister (Foto) die Einsatzleitung bei dem Waldbrand bei Ebern inne hatte, organisierte jetzt den Landkreisinformationsabend für seine Feuerwehrkameraden. Foto: © Christian Licha

Grundsätzlich gibt es drei wichtige Organisationen, die zur Bekämpfung von Waldbränden aus der Luft, aber auch zur Vorbeugung verfügbar sind. Das sind die Flughelfergruppen, die bei Feuerwehren in Bayern angesiedelt sind, die Luftrettungsstaffel Bayern und die Luftbeobachter der Bezirksregierungen.

Die Flughelfergruppe der Feuerwehr Bischofsheim in der Rhön ist als eine von den insgesamt 18 Gruppen in Bayern für die gesamte Region Main Rhön zuständig. Diese beinhaltet neben dem Landkreis Haßberge auch die Landkreise Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen und Schweinfurt. Zusätzlich fällt auch der Landkreis Coburg in die Zuständigkeit der Bischofsheimer. Brandrat Stephan Brust von der Staatlichen Feuerwehrschule Würzburg erklärte, über welche nützliche Ausrüstung die Flughelfergruppen verfügen. Bei der Feuerwehr Bischofsheim sind das zwei SEMAT-Löschwasser-Außenlastbehälter für Hubschrauber mit einem Fassungsvermögen von jeweils 900 Litern. Im Ernstfall werden diese durch die Feuerwehr Bischofsheim mit ihren zehn ausgebildeten Flughelferinnen und Flughelfern direkt an die Einsatzstelle geliefert und dort verwendet. Dazu kann auf die Polizeihubschrauberstaffel zurückgegriffen werden, die ebenfalls stets einsatzbereit ist. Die Befüllung und Entleerung der Behälter kann sehr flexibel erfolgen. Zum einen ist es möglich, die Außenlastbehälter mittels einer Schlauchleitung zu füllen, aber auch die Befüllung aus der Luft durch Eintauchen in ein offenes Gewässer ist jederzeit möglich. Über der Brandstelle kann dann das Löschwasser entweder über eine breite Fläche oder punktuell entleert werden. Zusätzlich sind die Flughelfer auch mit Boxen für den Lastentransport ausgestattet, mit denen zum Beispiel eine Tragkraftspritze in unwegsames Gelände gebracht werden kann. Diese Behältnisse mit einer Tragkraft von 500 Kilogramm und der Größe einer Europalette können bei Waldbränden oder auch anderen Gefahrenlagen wie zum Beispiel Hochwasser eingesetzt werden.

Die Flughelfer der Feuerwehr Bischofsheim in der Rhön zeigten am Landkreisinformationsabend ihre beiden Löschwasserbehälter für Hubschrauber. Foto: © Christian Licha

Damit ein Waldbrand bereits gelöscht werden kann, bevor er größere Ausmaße angenommen hat, dafür sorgen die Luftbeobachter die im Auftrag der Regierung von Unterfranken unterwegs sind. Die insgesamt 38 unterfränkischen Luftbeobachter setzen sich aus Bediensteten der Feuerwehren, der Forstwirtschaft und des Katastrophenschutzes zusammen, erklärte Wolfgang Raps, der bei der Regierung von Unterfranken unter anderem für den Katastrophenschutz zuständig sind. Zwei Luftbeobachter aus dem Heimatlandkreis sind zum Beispiel Peter Friedrich und Lukas Schneider vom Landratsamt Haßberge. Diese beiden und ihre Kollegen kommen ab der Waldbrandstufe 4 zum Einsatz. Dann werden die Waldgebiete überflogen und verdächtige Beobachtungen wie zum Beispiel Rauchentwicklung sofort an die Leitstellen gemeldet. Mit zwei verschiedenen Routen wird dabei ganz Unterfranken abgedeckt. Wenn der Waldbrandgefahrenindex die Stufe 4 erreicht hat, finden die Beobachtungsflüge an den Wochenenden und an Feiertagen nachmittags ab 15 Uhr statt. Die Stufe 5 sieht einen zusätzlichen Einsatz von Montag bis Freitag jeweils ab 17 Uhr vor. Zu diesen Zeiten sind nämlich Forstbedienstete nicht mehr im Dienst, die natürlich auch ein Auge auf den Wald werfen. Zusätzlich treibt es nach Feierabend und an arbeitsfreien Tagen mehr Menschen in den Wald, die leider nicht selten für das Entstehen eines Waldbrandes verantwortlich sind, so Diplom-Verwaltungswirt Raps.

Damit die Luftbeobachter überhaupt ihren “Arbeitsplatz” in luftiger Höhe erreichen, sind sie auf die Luftrettungsstaffel angewiesen, die im Landkreis Haßberge auf dem Haßfurter Flugplatz stationiert ist. Zwei Cessnas stehen für die Beobachtungsflüge hierzu in der Kreisstadt zur Verfügung, wie der örtliche Leiter Andreas Elsner erklärte.Auf der Ost-Route im Regierunsgebezirk Unterfranken, die von Haßfurt aus geflogen wird, gab es im Jahr 2022 stolze 700 von der Regierung angeordnete Flüge. Zusätzlich beobachteten die Piloten bei ihren über 10.000 freiwilligen Flugstunden ihre Umgebung ebenfalls genau und gaben bei Brandausbrüchen Alarm.

Über seine Erfahrungen bei einem EU-Programm in Griechenland berichtete Kreisbrandmeister Maximilian Wüstenberg, der als einziger freiwilliger Helfer aus Unterfranken dort teilnahm. Griechenland mit seinen besonderen Waldbrandgefahren eignete sich sehr gut als Fortbildungsort. Verschiedene Szenarien wurden hier im Gelände geübt und die dabei gemachten Erfahrungen können teilweise auch in die Heimat übertragen werden. So lobte Wüstenberg zum Beispiel das Vorgehen mit drei bis vier Brandpatschen gleichzeitig bei der Vernichtung von Glutnestern als wesentlich effektiver als mit nur einem dieser Geräte.

Die Feuerwehr Rauhenebrach und die Feuerwehr Haßfurt verfügen über jeweils 9.000 Liter fassende Löschwassertanks. Foto: © Christian Licha

Auch die Politik war mit Innenstaatssekretär Sandro Kirchner und Landrat Wilhelm Schneider vor Ort bei der Veranstaltung. Beide hoben hervor, wie unverzichtbar die stetige Einsatzbereitschaft der Feuerwehren ist und sprachen den Ehrenamtlichen ihren Dank aus. Die Kreisbrandinspektion erarbeiten gerade ein Stufenkonzept. Das sieht neben dem Einsatz der bestehenden Dispogruppen “Wasser”, die für das Verlegen längerer Schlauchstrecken verantwortlich sind,  auch ein Tanklöschfahrzeugkonzept vor, damit mehr wasserführende Fahrzeuge im Landkreis vorgehalten werden können. Die Städte und Gemeinden der jeweiligen Standorte beschaffen Tanklöschfahrzeuge mit bis zu 5.ooo Litern Inhalt und der Landkreis unterstützt dabei mit einem Zuschuss. In Ebelsbach und Eltmann sind bereits zwei dieser Einsatzfahrzeuge stationiert, weitere Standorte folgen.