Knetzgau, Lkr. Haßberge. Insgesamt eine halbe Million Euro hat Knetzgau für die Jugend investiert und untermauert damit erneut die familienfreundlichste Gemeinde im Landkreis zu sein. Nach über dreijähriger Planungsarbeit wurde am Samstag der neue Skate- und Bikerpark im Gewerbegebiet offiziell eröffnet. Den ganzen Tag strömten über 500 Menschen zu der neuen Attraktion, die in der Region ihresgleichen sucht.
In der Hans-Kötzner-Straße 7 befindet sich der Skate- und Bikepark, der neben Jugendlichen und jungen Erwachsenen auch Familien ansprechen soll. Dafür ist der Park in drei bereiche aufgeteilt. Im Westen des Grundstückes befindet sich der 660 Quadratmeter große Steetpark. Dieser ist eine asphaltierte Fläche, die in drei Ebenen aufgeteilt ist. In die Anlage sind verschiedene Hindernisse, sogenannte Obstacles, integriert. Hier kann man springen, sliden, grinden und vieles mehr. Direkt im Anschluss befindet sich eine 200 Quadratmeter große Bowl, gewissermaßen eine Art Schüssel, die im Boden eingelassen ist und vielseitige Variante einer Halfpipe darstellt. Östlich gelegen erstreckt sich der 300 Quadratmeter große Pumptrack, der ein asphaltierter Rundkurs mit verschiedenen Wellen ist. Durch „pumpen“ beim Abfahren der Wellen, nimmt der Benutzer Geschwindigkeit auf. So kann der Rundkurs ohne „anstoßen oder anschubsen“ durchfahren werden. Theoretisch können den Pumptrack schon Kinder mit dem Laufrad nutzen.
Die komplette Anlage kann mit Mountainbike, BMX-Rad, Scooter-Roller, Skateboard oder Inlineskates befahren werden. Erlaubt ist die Nutzung laut Hinweisschild ab einem Alter von acht Jahren, werktäglich von 9 bis 22 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen von 9 bis 21 Uhr, längstens aber bis zum Einbruch der Dunkelheit. Eine Aufenthaltsfläche mit überdachten Sitzgelegenheiten und eine behindertengerechte und barrierefreie Toilettenanlage ist ebenfalls vorhanden. Natürlich wird die gesamte Anlage noch begrünt. „Wir wollen vor allen Dingen an den Randbereichen Blühwiese anlegen“, sagte Marco Depner von der Gemeinde Knetzgau und ergänzt: „Wenn alles grün ist, sind auf dem Rasen natürlich auch Picknicks möglich“.
Damit es zukünftig auf dem neuen Domizil der Jugend nicht drunter und drüber geht, sorgt ein eigens gegründeter Verein für Ordnung. Der Main-Action-Sports e. V. mit Sitz in Knetzgau hat bereits rund 40 sportbegeisterte Mitglieder, wie der Vorsitzende Johannes Folger erzählt. Gemeinsam mit seinen Stellvertretern Jannik Schnapp und Stefan Zösch sowie weiteren Ehrenamtlichen will Johannes Folger aber nicht nur „Aufpasser“ sein, sondern weit mehr bieten. „Wir wollen uns im ganzen Landkreis engagieren und beratend mitwirken oder andere Skateanlagen wieder auf Vordermann bringen“, sagt der Vorsitzende und denkt dabei an die Anlage in Zeil, die nach seinen Worten gemeingefährlich sei, weil dort vieles zerstört wurde. Ein erstes Gespräch mit den Verantwortlichen der Stadt Zeil habe schon stattgefunden und weitere Planungen seien im Gange.
In Knetzgau möchte der Main-Action-Sports e. V. aber auch besondere Veranstaltungen und Höhepunkte zukünftig bieten. So haben die jungen Vereinsmitglieder schon verschiedene Event-Ideen im Kopf. Für Vereinsmitglieder sind zum Beispiel Aktionstage in Planung, bei denen man sich das nötige Equipment wie Skateboard, Roller oder Bikes ausleihen und damit erste Erfahrungen im Skatepark sammeln kann. „Derzeit sind unsere Mitglieder im Alter von zwölf bis 30 Jahren, wobei das natürlich keine absolute Altersgrenze ist“, beschreibt Johannes Folger die Bemühungen des Vereins weitere Mitglieder zu gewinnen. Interessenten eines jeden Alters können über Instagram auf dem Profil @mainactionsportsev oder per E-Mail an mainactionsports@gmail.com Kontakt mit der Vorstandschaft aufnehmen.
Bürgermeister Stefan Paulus dankte in seiner Ansprache besonders Thomas Zettelmeier, dem Koordinator für Kinder- und Jugendarbeit der Gemeinde Knetzgau, der aktiv in der Planungsphase mitgewirkt hat. So hat der Gemeindeangestellte beispielsweise mit Workshops und unzähligen Gesprächen die Jugendlichen animiert an den Planungen für „ihren“ Skate- und Bikerpark mitzuwirken. Mit Bernd Fröhner, dem Inhaber des Planungsbüros POPULÄR Handcrafted Skateparks aus Nürnberg hatte man einen absoluten Fachmann an der Hand, der sich ausschließlich dem Bau von solchen Anlagen widmet. In Knetzgau wurde eines der größten Projekte des Unternehmers und ehemaligen Vizeweltmeister im BMX-Freestyle verwirklicht. Aus Leader-Mitteln hat die Gemeinde Knetzgau eine Förderung von 200.000 Euro bekommen, hinter der das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und der Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raumes (ELER) steht.
„Wir machen es für die Sache“, sagen die DJs Mick & Sonic, die während des ganzen Eröffnungstages für die musikalische Umrahmung sorgten. Max Dufner und Tim Müller stehen hinter diesen Künstlernamen, die selbst auch begeisterte Skater sind. „Früher haben wir mit dem Zug nach Würzburg oder Nürnberg fahren müssen, um so ähnliche Anlagen wie hier in Knetzgau zu finden“, erinnern sich die beiden, die zusammen mit ihrem Techniker Felix Dufner natürlich sehr begeistert sind von der „weit und breit“ einmaligen Knetzgauer Anlage sind. Das Trio kann sich auch vorstellen mit einem Non-Profit-Projekt den Verein zu unterstützen. Bereits in der Vergangenheit haben sie sich in der Szene einen Namen gemacht, in dem sie T-Shirts mit dem Label „Dosenpfand“ herstellten und verkauften. Den Gewinn daraus steckten sie in Projekte rund ums skaten, wie zum Beispiel dem Bau einer Mini-Rampe in Schweinfurt.
„Ein Riesen-Dankeschön an den Bürgermeister“, sagt mit Florian Weinhold ein ebenfalls restlos begeisterter Besucher. Er könne sich noch daran erinnern als vor mehr als zwei Jahrzehnten so ein Ansinnen von den Gemeindeverantwortlichen eher stiefmütterlich behandelt worden sei. Umso mehr ist der Knetzgau jetzt positiv überrascht von dem großen Engagement der Gemeinde. Extra aus Schonungen gekommen waren Patrick Burger und seine Lebensgefährtin Lena Metzner. Der stolze Papa des vier Monate alten Luan zeigte seinem Sprössling schon mal seine Tricks, die er mit dem Skateboard beherrscht und hofft, dass auch sein Sohn in ein paar Jahren genauso fasziniert von dem Knetzgauer Skate- und Bikerpark ist, wie er.