Burgpreppach / Gemeinfeld, Lkr. Haßberge. Nach 99 Jahren haben sie ausgedient, die alten Glocken der Pfarrkirche Maria Geburt in Gemeinfeld. Am Mittwoch wurden nun eine nagelneue und drei gebrauchte Glocken in den Glockenturm eingebaut. Ein schwerer Autokran war notwendig, um die Kirchenglocken in luftige Höhe zu transportieren.
Einst war auf dem Gelände, auf dem die stolze Kirche steht, ein Wasserschloss. Der Wassergraben ist heute noch vorhanden, wenn er auch jetzt als Gemüsegarten genutzt wird. An der Tafel vor dem Eingang steht geschrieben, dass Balthasar Neumann 1737 die Kirche erneuert hat. In Gemeinfeld glaubt man aber, dass der bedeutende Baumeister wahrscheinlich nicht ständig vor Ort war.
„Balthasar Neumann wird auf seinem Weg nach Vierzehnheiligen mal kurz in Gemeinfeld angehalten und auf den Plan geschaut haben“, scherzt Mesnerin Adelgunde Schwappach, die seit 27 Jahren die gute Seele der Pfarrei ist. Weiter weiß sie zu erzählen, dass für die im ersten Weltkrieg eingeschmolzenen Glocken im Jahre 1921 Ersatz geschaffen wurde und zwar aus Eisen. Seit einiger Zeit waren die wuchtigen Eisenglocken schon nicht mehr in Betrieb, denn sie drohten von ihren Halterungen herabzufallen.
Die alten Glocken werden aber nicht eingeschmolzen, sondern finden nach dem fast vollendeten Jahrhundert ihres Daseins im Glockenturm eine bessere Verwendung. So soll zum Beispiel eine Glocke vor dem Kriegerdenkmal in Gemeinfeld aufgestellt werden. Für eine weitere Glocke interessierte sich ein Privatmann aus Ermershausen, der sie in seinen Garten stellen wollte. Zweiter Bürgermeister Reinhold Klein, der ebenfalls in Gemeinfeld wohnt, will das aus Lokalpatriotismus aber nicht zulassen: „Die Glocke bleibt in Gemeinfeld“. Er überbot den Privatmann und einigte sich schließlich mit der Kirchenverwaltung, die vor Ort beschloss, den Heimatgedanken zu bewahren. Ein passender Standort für das eiserne Andenken dürfte wohl nicht das größte Problem sein.
Aus der nicht mehr genutzten Dominikus-Savio-Kirche in Pfaffendorf stammen drei Glocken in unterschiedlichen Größen, die jetzt in Gemeinfeld eine neue Verwendung finden. Die größte Bronze-Glocke aber wurde von einem alteingesessenen Fachbetrieb extra für die Pfarrkirche gegossen. Hergestellt hat sie in Passau die Glockengießerei Rudolf Perner. Hans Harthel, deren Verantwortlicher vor Ort, war mit zwei Mitarbeitern den ganzen Tag am Boden und auf dem insgesamt 33 Meter hohen Glockenturm beschäftigt. Befestigt wurde jede der insgesamt vier neuen Glocken mit einem Eichen-Joch, um einen besseren Klang zu gewährleisten. Auch drei Schwungräder und Glockenmotoren mussten neu installiert werden.
Das aus Kupfer und Zinn von der Firma Perner gegossene Kunstwerk ist eher ein Leichtgewicht, denn es wiegt nur 360 Kilogramm. Die größte der Eisenglocken hatte dagegen ein stolzes Gewicht von 1400 Kilogramm. Harthel bringt einen Vergleich: Demnächst ist er mit seiner Firma im Dom in Würzburg, dort wiegt von der größten Glocke alleine der Klöppel soviel wie die nagelneue Gemeinfelder Glocke insgesamt.
Damit die Glocken alle sicher hoch- und herunter transportiert werden können, war ein Autokran notwendig. Josef Weber aus Bad Königshofen ist seit einem Vierteljahrhundert Inhaber des gleichnamigen Kranverleihs. Für den Fachmann war es eine alltägliche Aufgabe, die schwere Fracht in den Turm „einfliegen“ zu lassen. Froh war Weber, hinter der Kirche den perfekten Standplatz für seinen Autokran gefunden zu haben. Seitlich an der Kirche wäre es zwar auch gegangen, aber mit mehr Aufwand verbunden. Dann hätten nämlich die Glocken über die Turmspitze gehoben werden müssen, erklärte der Unternehmer.
Pfarrer Manuel Vetter und Diakonatsbewerber Thorsten Hueller ließen es sich nicht nehmen, bei dem Vorhaben selbst mit anzupacken und die Fachkräfte beim Aus- und Einbau der Glocken zu unterstützen. Einer Tradition der Glockenbauer folgend durfte der Pfarrer auch die neue Glocke das erste Mal bereits am Boden zum klingen bringen. Unter den Augen von Burgpreppachs zweitem Bürgermeister Reinhold Klein, Sigrid Precht und Manfred Ebert von der Kirchenverwaltung sowie einigen Zuschauern aus dem Dorf schwang er den Hammer und brachte das neue Stück drei Mal zum Läuten. Mit einem kleinen Marienlied ergänzten die Anwesenden singend die Zeremonie.
Damit alles reibungslos funktionierte, hatte Verwaltungsassistentin Kerstin Waldvogel die Organisation in die Hände genommen. Die Angestellte der Pfarreiengemeinschaft zeigte sich auch stolz, dass weit über zwei Drittel der Gesamtkosten an Spenden eingegangen sind. Kirchenpflegerin Zita Behr war hier sehr emsig und sammelte bei den 120 katholischen und auch bei den 40 evangelischen Einwohnern Gemeinfelds insgesamt 31 000 Euro. Als Baulastträger zahlt die Gemeinde Burgpreppach noch 11 000 Euro hinzu, so dass der gesamte Aufwand in Höhe von 42 000 Euro gedeckt ist. Offiziell werden die neuen Glocken das erste Mal am 1. Advent zu einer Andacht läuten.