Sand am Main / Ziegelanger, Lkr. Haßberge. Die Sander haben immer etwas Außergewöhnliches auf Lager. Selbst in Krisenzeiten präsentiert das Winzer- und Korbmacherdorf seine eigene Idee, wie die Tradition trotz angeordneten Einschränkungen aufrecht erhalten werden kann.
Für Martin Fella, den Vorsitzenden der Maibaumfreunde Sand e. V. war es keine Frage, auch im Jubiläumsjahr einen Maibaum am letzten Tag des Aprils aufstellen zu wollen. Bereits seit 25 Jahren trägt der Sander hierbei die Verantwortung zusammen mit seinem Stellvertreter Thomas Gebhardt. Vor 22 Jahren wurde dann auch offiziell der Verein gegründet, der heute rund 70 Mitglieder zählt.
Auch wenn es keine Zuschauer in diesem Jahr gegeben hat, ging es auf dem Kirchplatz zünftig zu. Mit den Klängen des „Böhmischen Traums“ marschierten Martin Fella und seine Lebensgefährtin Madlen Thiele mit dem aus praktischen Gründen kleiner als sonst ausfallenden Maibaum ein. „Normal ist unser Maibaum 25 Meter hoch, jetzt müssen wir uns mit 10 Metern begnügen“, sagte der Initiator. Freilich ging somit auch das Aufstellen viel schneller als gewohnt. Mit nur einem Fuß dirigierte Thomas Gebhardt die Birke in das kleine Loch auf dem Gehweg. In einem Zug hievten seine Mitstreiter das Bäumchen hoch. Mangels Gästen klatschten die drei Maibaumfreunde sich selbst Beifall. Aus dem mitgebrachten 10 Liter-Fässchen Göller-Bier wurden dann drei frische Maß des guten Zeiler Gerstensaftes gezapft: „Prost, auf unseren 25. Maibaum“.
Der diesjährige zwangsweise Verzicht auf Einnahmen des Getränke- und Speisenverkaufs bringt die Maibaumfreunde zwar nicht in eine finanzielle Notlage, Martin Fella bedauert es trotzdem sehr: „Sonst haben wir immer jedes Jahr aus unserem Erlös für einen guten Zweck gespendet, wie zum Beispiel für die First Responder, das Jugendblasorchester, die Kindergärten, die Jugendfeuerwehr und andere. Das ist natürlich heuer nicht möglich“.
„Bäume sind ein Zeichen des Lebens und stehen für Wachstum, Fruchtbarkeit und Standhaftigkeit“, lautet das Motto der Maibaumfreunde, die für das nächste Jahr versprechen: „Wenn wieder alles im normalen Rahmen läuft, werden wir natürlich im kommenden Jahr wieder einen großen Baum aufstellen und die Bevölkerung zu unserem Maifest einladen“.
Auch in vielen anderen Orten zieren kleine Maibäume so manchen Garten oder öffentlichen Grund. So auch in Ziegelanger vor dem Feuerwehrhaus. Karlheinz Markl lies es sich nicht nehmen seinem Heimatdorf eine sechs Meter hohe Birke zu spendieren. Obwohl auf dem Baum ein großes Schild mit der humorvollen Aufschrift „Einmann-Maibaum wegen Corona-Krise“ prangt, ging Markl ein Freund der Familie zur Hand und half beim Aufstellen. Der Zuschauerkreis begrenzte sich auf Tochter Anna-Maria Markl und Mutter Liselotte Markl. Nach getaner Arbeit spielte Karlheinz Markl, der auch bei der Heimatkapelle Ziegelanger aktives Mitglied ist, auf seinem Tenorhorn den Frankenliedmarsch. Mit einem Silvaner aus den Ziegelangerer Weinbergen wurde schließlich der Baum angegossen und natürlich auch miteinander angestoßen. Am 1. Mai bereits um 6 Uhr früh machte sich der Hobbymusiker auf und erklomm die Weinberge des Abt-Degen-Weintals. Hoch über dem Maintal spielte er dann abermals fröhliche Melodien, um den Frühling willkommen zu heißen.