Haßfurt / Bamberg. Einen Mammuteinsatz hat das Technische Hilfswerk (THW) Haßfurt hinter sich. 15 Ehrenamtliche des Ortsverbandes aus der Kreisstadt unterstützten ihre Kollegen vom THW Bamberg zusammen mit dem THW Schweinfurt bei der Sicherung eines einsturzgefährdeten Hauses. Ein von der Stadt Bamberg beauftragter externer Gutachter hatte die akute Einsturzgefahr des in der Oberen Sandstraße stehenden Gebäudes festgestellt. Daraufhin wurde der dortige Musik-Club zwangsweise geschlossen und das THW mit den Notsicherungsarbeiten beauftragt.
Umfangreiche Vorbereitungen waren nötig, um mit der eigentlichen Maßnahme beginnen zu können. Bauhölzer und Stützen mussten zugeschnitten und die Außensicherungskonstruktion vormontiert werden. Das alleine dauerte schon einen ganzen Tag, erklärte Baufachberater Simon Gräf vom THW Haßfurt, der die Maßnahmen mit vorplante und auch überwachte. Neben den Verankerungen der Holzkonstruktion an der vorderen Außenwand standen viele weitere Arbeiten an. So mussten zum Beispiel im Innenbereich weitere Abstützungen gebaut und Löcher für die Ankerstäbe gebohrt werden. Zum Aufrichten der Konstruktion an der Außenseite des Hauses, wurde der beim THW Haßfurt stationierte und mitgeführte Teleskoplader mit seinem auf 14 Meter ausfahrbaren Arm eingesetzt. Während der Abend- und Nachtstunden wurde der Einsatz unterbrochen. Zeitweise war auch die Sperrung der Straße für den Verkehr notwendig.
Nach vier Tagen, an denen in Spitzenzeiten insgesamt bis zu 40 THW-Kräfte täglich um die 12 Stunden beschäftigt waren, konnte der Einsatz am Samstag beendet werden. „Es war eine große Herausforderung, gerade auch im Bezug auf die Urlaubszeit. Ein großer Dank geht somit nicht nur an die eigene Mannschaft, sondern auch an die Familien und Arbeitgeber, die für die Dauer des Einsatzes auf unsere Helferin und Helfer verzichtet haben“, sagte Haßfurts stellvertretender THW-Ortsbeauftragte Jonas Schierling.
Nicht zuletzt musste auch auf eine sichere Arbeitsweise geachtet werden, um die Einsatzkräfte nicht zu gefährden. Überwacht wurden das Gebäude auf ungewollte Bewegungen mit dem ESS (Einsatzstellen Sicherungssystem) vom THW Schweinfurt. Wie auf einer Infoseite des THW erklärt wird, besteht das ESS im wesentlichen aus Tachymeter, Stativ und einem Rechnersystem mit Datenübertragung über Funk oder Kabel. Das ESS erkennt frühzeitig kleinste Veränderungen durch Messung der Bewegungen. Diese sind häufig so minimal, dass das bloße Auge sie gar nicht wahrnehmen kann. Wenn Gebäudeteile einzustürzen drohen, werden die statischen Schwachstellen farblich gekennzeichnet und nummeriert. Die markierten Schwachstellen dienen über Spiegelprismen dem ESS als Messpunkte. Die einzelnen Messpunkte werden in den Computer eingegeben und gespeichert. So kann das ESS mit Hilfe eines Lasers die gefährdeten Bereiche permanent und automatisch überwachen. Das EES misst dreidimensional und millimetergenau. Veränderungen, beispielsweise in einer Wandstruktur, erkennt es sofort. Sobald die Daten abweichen und außerhalb eines vorgegebenen Toleranzbereiches liegen, ertönt ein Alarmsignal. Dieses warnt die Rettungskräfte, so dass sie die Einsatzstelle verlassen können, um nicht selber verletzt oder verschüttet zu werden. Vorsorglich war auch die ganze Zeit ein Rettungswagen der Johanniter Bamberg anwesend. Der Einsatz verlief aber glücklicherweise reibungslos, ohne dass es zu Unfällen kam.