[FOTOS] Unwetter überschattet Dorfrocker-Auftritt beim Dorfjubiläum 1.000 Jahre Kirchaich

Trotz aller widrigen Umstände war es ein großartiges Heimspiel in Kirchaich für (von links) Philipp, Tobias und Markus Thomann. Foto: © Christian Licha

Oberaurach / Kirchaich, Lkr. Haßberge. So haben sich die Veranstalter, Gäste und Mitwirkende sicher nicht das dreitägige Fest zum 1000-jährigen Bestehen von Kirchaich vorgestellt. Ausgerechnet am Samstagabend, als das Open-Air mit den Dorfrockern auf dem Programm stand, musste gleich zwei Mal der Festplatz geräumt werden. Schlussendlich wurde das Heimspiel der Brüder Markus, Tobias und Philipp Thomann zusammen mit ihrer Band aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Die Warnmeldungen des Deutschen Wetterdienstes sagten starke Gewitter, orkanartige Sturmböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 110 Stundenkilometer und heftigen Starkregen voraus.

Kurz vor 19 Uhr, die gesperrte Bamberger Straße füllte sich allmählich, waren alle noch guter Dinge. Auf der Bühne an der Kreuzung zum Kaulberg hatte gerade das Duo Neonlicht als Vorgruppe der Dorfrocker mit seinen ersten Songs angefangen, als dunkle Wolken am Himmel aufzogen und sich mehr und mehr starke Windböen breit machten. Die Freiwillige Feuerwehr Kirchaich, die mitverantwortlich für die Sicherheit des Events war, reagierte schnell. Durch die Lautsprecher des Einsatzleitwegens forderte der stellvertretende Kommandant Marco Heppt die Besucher auf, sich möglichst in zugänglichen Gebäuden, wie zum Beispiel dem Saal der Gastwirtschaft Neundörfer, in Sicherheit zu bringen. Keine Sekunde zu spät, denn kurz darauf flogen schon die ersten großen Sonnenschirme durch die Gegend, trafen aber glücklicherweise keine Besucher. Auch auf der Bühne wurde es hektisch. Das gesamte Equipment der Dorfrocker, das schon aufgebaut war, musste ebenfalls wieder in den Transporter verbracht werden, damit die zigtausend Euro wertvolle Ausrüstung keinen Schaden nahm.

Die Menschen suchten, wie hier beim ersten Unwetter, eine sicheres trockenes Plätzchen auf. Foto: © Christian Licha

Die etwa 3.000 Besucher mussten anschließend bei zwischenzeitlich wieder schönem Sommerwetter ausharren. Einige Zeit stand nicht fest, wie der weitere Abend ablaufen soll. Nach intensiven Beratungen mit allen Beteiligten verkündete Julian Mauchel als Vorsitzender des Ortskulturringes Kirchaich als Veranstalter: „Wir sind zwar alle naß, aber es geht weiter“. Natürlich konnte der ursprüngliche Zeitplan wegen dem unvorhersehbaren Ereignis nicht eingehalten werden.

Einige Dorfrocker-Fanclubs waren ebenfalls dabei und zeigten Flagge. Foto: © Christian Licha

Gegen 22:30 Uhr war es endlich soweit. Markus, Tobias und Philipp Thomann betraten zusammen mit ihrer Band die Bühne und ließen es so richtig krachen. Mit ihren Hits wie „Dorfkind“, „Engelbert Strauß“, „Vogelbeerbaum“ und vielen weiteren bekannten Liedern brachten die drei einheimischen Profimusiker  die Stimmung zum Kochen. Das Publikum stimmte mit ein, als die traditionelle Dorfhymne erklang: „Olda Aicher semmer“. Aber auch etwas ganz Neues aus der Feder von Tobias Thomann begeisterte die Masse. Extra für das 1000-jährige Jubiläum veröffentlichten die Dorfrocker nämlich ihren Titel: „Wir sind Aicher“.  Dazu holten die drei Brüder auch Kirchaier Kinder spontan auf die Bühne, die kräftig mitsangen. Denn seit der Premiere am Neujahrstag ist diese zukünftig zweite Hymne bereits in aller Munde. Mit dazu gesellte sich „Moggelino“, das Maskotchen des Jubiläumsdorfes, dessen aufwendiges Kostüm von einigen Helfern mühevoll gestaltet wurde. Ebenfalls prächtige Kostüme hatten die 15 jungen Tanzmädels, die als „Pink Vibes“ bereits bei den Büttensitzungen an Fasching das Publikum begeisterten und als Showeinlage ebenfalls auf der großen Jubiläumsbühne ihre perfekt einstudierten Tänze zeigten.

Tobias Thomann hat extra für das Jubiläum eine neue Hymne geschrieben. „Wir sind Aicher“, sangen auch diese Mädchen und Buben mit, die spontan auf die Bühne durften. Foto: © Christian Licha

Es hätte noch ein langer Abend werden können, aber kurz vor 23:30 Uhr kam dann das endgültige Aus. Erneut erhielt die Feuerwehr von der Integrierten Leitstelle (ILS) Schweinfurt die Warnmeldung, dass ein weiteres schweres Gewitter bevorsteht. „Uns fiel es sehr schwer, aber wir mussten unser Konzert vorzeitig beenden“, sagte Tobias Thomann nachdem es erneut wie aus Kübeln schüttete und viele Blitze am Himmel zuckten. Dabei hatten die Dorfrocker das Jubiläumsfest maßgeblich mitunterstützt. Ihre eigene Bühne stellten sie drei Tage lang kostenlos zur Verfügung und die Thomann-Brüder verzichteten auf Ihre Gage. „Das ist selbstredend, dass wir das für unser Heimatdorf tun, denn wir echten Aicher halten zusammen, so wie es schon zu Zeiten unseres Opas war“, gab sich Markus Thomann traditionsbewusst.

In aufwendiger Handarbeit nähten fleißige Helfer im Vorfeld des Dorfjubiläums dieses prächtige Kostum für Maskottchen „Moggelino“. Foto: © Christian Licha

Und wie ging das Publikum mir dem abrupten Ende um? Freilich gab es viele enttäuschte Gesichter bei Groß und Klein, aber die Mehrheit hatte dennoch Verständnis. „Der Abend war zwar sehr kurz, aber trotzdem wunderschön“, sagten sechs junge Frauen mit einer zukünftigen Braut im Schlepptau, die extra aus dem thüringischen Suhl in den Steigerwald anreisten und Junggesellinnenabschied feierten. Eine wesentlich kürzere Anfahrt hatten Thomas und Annabell Neeb aus Weisbrunn, die ihren Kindern eine Freude machten. Der siebenjährige Jakob und die elfjährige Hanna sind nämlich große Dorfrocker-Fans und was liegt da näher als das Live-Open-Air zu besuchen, wenn es schon ganz in der Nähe und am nächsten Tag dazu noch schulfrei ist. „Die Dorfrocker laufen bei uns daheim hoch und runter“, lacht Thomas Neeb. Der Familienvater, der auch Kreisbrandinspektor ist und zu dessen Inspektionsbezirk Kirchaich gehört, unterstützte voll die Entscheidung der Verantwortlichen: „Natürlich ist es schade, dass nicht ausgiebig gefeiert werden konnte, aber die Sicherheit und die Gesundheit aller Anwesenden geht nun mal vor“.