THW Haßfurt hilft im Katastrophengebiet Rheinland-Pfalz

Sonntagfrüh fuhren die THW-Helfer an der Haßfurter Unterkunft los, um in der Krisenregion in  Rheinland-Pfalz Hilfe zu leisten. Im Bild von links: Wolfgang Zinser, Simon Gräf, Julian Hartmann, Frederic Will, Matthias Virnekäs, Peter Friedrich und Sebastian Böhm. Foto: Tobias Marquardt/THW Haßfurt

Haßfurt, Lkr. Haßberge. Anders als geplant verlief am Samstagnachmittag die coronabedingt erste Zusammenkunft des Technischen Hilfswerkes (THW) Haßfurt seit eineinhalb Jahren. Ursprünglich stand ein Rückblick unter anderem auf die Hochwassereinsätze am 9. Juli im Landkreis Haßberge auf der Tagesordnung. Die Aktualität mit den Katastrophenereignissen in Westdeutschland forderte aber ein flexibles Handeln der Helfer in Blau, so dass der offizielle Teil kürzer gefasst wurde als geplant.

Seit Donnerstag war bekannt, dass sich eine Mannschaft der THW-Regionalstelle Bamberg, zu der auch der Ortsverband Haßfurt gehört, für einen Einsatz bereit halten soll. Während des Treffens am Samstag in der THW-Unterkunft in der Augsfelder Straße wurde der Einsatzbefehl vom Landesverband Bayern ausgegeben. Die 35 anwesenden Helfer packten alle mit an, um das notwendige Material und Verpflegung zusammenzustellen und zu verladen. „Wir müssen uns auf eine autarke Versorgung einstellen“, sagte der Ortsbeauftragte Christian Günther. Aufgrund der zerstörten Infrastruktur im Katastrophengebiet könne es sein, dass die Helfer dort weder eine Wasser- und Stromversorgung noch andere normal selbstverständliche Einrichtungen vorfinden. Übernachtet werde auf Feldbetten im Zelt, so Günther.

Alle packten mit an und verluden die notwendigen Materialien, als während der Zusammenkunft der Einsatzbefehl zur Fahrt in das Katastrophengebiet Rheinland-Pfalz kam. Foto: © Christian Licha

Sonntagfrüh um 7 Uhr starteten aus Haßfurt Simon Gräf (Zugtruppführer, Fachberater Bau), Julian Hartmann (Schirrmeister), Frederic Will (Gruppenführer), Matthias Virnekäs (Führungsassistent), Peter Friedrich (Führungsassistent), Sebastian Böhm (Zugführer) ergänzt von Wolfgang Zinser (Kraftfahrer des Mannschaftstransportwagens vom THW Gerolzhofen) als Führung des technischen Zuges. Ihr erster Anlaufpunkt war das Gewerbegebiet Werneck, direkt an der Maintalautobahn A70. Dort sammelten sich die Bergungsgruppe des THW Bad Kissingen, die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung des THW Coburg sowie die Fachgruppe Räumen des THW Bamberg. Weiter ging es im Verband zum Bereitstellungsraum am Nürburgring, an dem die THWler am frühen Nachmittag eintrafen. Dort werden die einzelnen Einsätze koordiniert und auch dem Zug der Regionalstelle Bamberg ein eigener Einsatzbereich zugewiesen.

Die Bergungsgruppe kann vielseitig Hilfe leisten und die Fachgruppen personell und maschinell unterstützen. Die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung verfügt über spezielle Fähigkeiten in ihrem Tätigkeitsbereich. Trümmer und massive Hindernisse kann die Fachgruppe Räumen durch den Einsatz von spezifischen Baumaschinen beseitigen und auch behelfsmäßig Straßen bauen. Dieser Mix aus verschiedenen Ortsverbänden ist deshalb notwendig um immer wieder frische Einheiten in einem rollierenden System vorhalten zu können und um die Einsatzkraft für etwaige regionale Einsätze daheim aufrecht zu erhalten. Bis Freitag werden die THW-Einsatzkräfte in Rheinland-Pfalz helfen, wo es geht. Zugführer Sebastian Böhm, der die Gesamtverantwortung für die insgesamt rund 30 Männer und Frauen trägt, betonte: „Einfach nur helfen ist unser Ziel“. Dabei wolle das THW mit seinen Fachgruppen nicht als „Besserwisser“ auftreten, sondern einfach nur die Einsatzkräfte der Blaulichtorganisationen und die freiwilligen Helfer vor Ort tatkräftig unterstützen, ergänzte Böhm.

Als Notfallseelsorgerin unterstützt Katja Müller die Einsatznachsorgeteams des THW der einzelnen Landesverbände am Nürburgring und den einzelnen Einsatzstellen. Foto: Tobias Marquardt/THW Haßfurt

Zusätzlich wurde auch Katja Müller vom THW Haßfurt in das Katastrophengebiet entsendet. Die THW-Einsatzkräfte sind auf außergewöhnliche Herausforderungen wie Unfälle und Katastrophen gut vorbereitet. Manche Einsätze können jedoch eine extreme psychische Belastung darstellen und im schlimmsten Fall zu ernsthaften Erkrankungen führen. Auch im laufenden Einsatz in der Krisenregion ist durch die Eindrücke mit Zerstörung, Hoffnungslosigkeit und im schlimmsten Falle mit Leichenfunden mit einer außergewöhnlichen psychischen Belastung zu rechnen. Hier helfen die Einsatznachsorgeteams des THW der einzelnen Landesverbände, die Katja Müller als Notfallseelsorgerin unterstützen wird.

Bereits jetzt im ersten Halbjahr 2021 hat das THW Haßfurt in 83 Einsätzen 3.800 Einsatzstunden geleistet, berichtete Ortsbeauftragter Christian Günther. Hierin sind die wöchentlichen Transporte von Hilfsmitteln zu den Corona-Impfzentren enthalten. Gefordert im außerordentlichen Maße war das THW natürlich auch, als es am 9. Juli in weiten Teilen des Landkreises „Land unter“ hieß. Alleine in der Haßfurter Unterkunft befüllten die ehrenamtlichen Helfer weit über 10.000 Sandsäcke und lieferten diese in die Brennpunkte aus. „Wir sind ein kleiner aber feiner Ortsverband mit einem gut eingespielten Team“, ergänzte Jonas Schierling als stellvertretender Ortsbeauftragter. Auch Andreas Herold, der neue Leiter der Regionalstelle Bamberg, der bei dem Treffen anwesend war, bezeichnete das THW Haßfurt als verlässliche Stütze im Landkreis Haßberge. Das Zusammenspiel mit der Feuerwehr sei hier sehr gut, was im Blick auf andere Regionen keine Selbstverständlichkeit sei. Die Haßfurter Mannschaft ist auch mit 17 Junghelfer in Sachen Nachwuchsgewinnung sehr gut aufgestellt, so Herold.

Langjährige THW-Mitglieder wurden von Regionalstellenleiter Andreas Herold (links) und Ortsbeauftragten Christian Günther (rechts) ausgezeichnet. Jeweils eine Urkunde erhielten (von links) Martin Mittelstädt (10 Jahre), Patricia Will (10 Jahre), Marco Fritsch (20 Jahre), Frederic Will (10 Jahre), Andreas Nehr (10 Jahre), Matthias Brochloß-Gerner (25 Jahre) und Paul Hochrein (25 Jahre). Foto: © Christian Licha

Trotz dem Fokus auf das Einsatzgeschehen im Westen Deutschlands kam die Würdigung der Verdienste langjähriger Mitglieder nicht zu kurz. Für 25 Jahre Zugehörigkeit zum THW erhielten Matthias Brochloß-Gerner und Paul Hochrein eine Ehrenurkunde. 20 Jahre ist bereits Marco Fritsch dabei. Zum zehnjährigen Jubiläum wurden Andreas Nehr, Martin Mittelstädt, Frederic Will und Patricia Will ausgezeichnet.

Mit einer Urkunde sprach Landrat Wilhelm Schneider seine besonderen Dank und Anerkennung den vielen THW-Helfern aus, die bei der Bewältigung der Corona-Pandemie im Landkreis Haßberge im Rahmen des bayernweiten Katastrophenfalles seit dem 16. März 2020 mit ihrer außerordentlichen Unterstützung beigetragen haben. Geehrt wurden Richard Gläser, Dominik Then, Michael Foitzig, Peter Friedrich, Martin Mittelstädt, Jan Bohl, Frederic Will, Nicki Köth, Konstantin Kaffer, Patricia Will, Markus Krumm, Lukas Bechthold, Johannes Brünner, Matthias Brochloß-Gerner, Matthias Viernekäs, Marco Fritsch, Milena-Maria Menna, Maximilian Schnös, Lea Ott, Christian Stierl, Manuel März, Henri Hofmann, Florian Hajek-Werner, Julian Hartmann, Sebastian Böhm und Jonas Schierling.

Diese ehrenamtlichen Helfer des THW Haßfurt, die auch alle selbst geimpft sind, erhielten eine Dankurkunde von Landrat Wilhelm Schneider für ihre Unterstützung bei der Bewältigung der Corona-Pandemie. Regionalstellenleiter Andreas Herold (links) und Ortsbeauftragter Christian Günther (rechts) zeigten sich stolz über die außerordentliche Unterstützung des Ortsverbandes im gesamten Landkreis. Foto: © Christian Licha