[VIDEO] See umgekippt – Fischesterben im Wonfurter „Löchle“

Tote Fische, wohin das Auge reicht. Das größte Exemplar war ein 1,60 Meter langer Waller. Foto: © Christian Licha

Wonfurt, Lkr. Haßberge. Behälter mit einem Fassungsvermögen von insgesamt über 700 Liter sind voll mit toten Fischen. Der Anglersee „Löchle“ in Wonfurt ist umgekippt. Am Dienstag wurde bemerkt, dass das Gewässer nur noch einen Sauerstoffgehalt von 0,9 Milligramm je Liter hatte. Ein Wert von etwas über 8 Milligramm je Liter sei im Sommer der Normalfall, sagte Andreas Baunacher, der Vorsitzende des Sportanglervereins Wonfurt, der zusammen mit einem Wonfurter Bürger den See von der Jagdgenossenschaft Wonfurt gepachtet hat. Das „Löchle“ war ursprünglich ein kleiner Tümpel und wurde vor ungefähr 40 Jahren für die Kiesausbeute genutzt. Durch das Ausbaggern gelangte der See zu seiner heutigen Größe von 1,7 Hektar.

„Das bricht einem das Herz, wenn man die vielen toten Fische sieht“, beschrieb Andreas Baunacher seine Gefühle. Ein prächtiger Waller mit einer Größe von 1,60 Meter war der größte Fisch, der leblos geborgen wurde. Die verendeten Lebewesen sinken zunächst auf den Grund, bevor sie einige Zeit später an der Wasseroberfläche wieder auftauchen, so der Vorsitzende. Drei Tage fuhren acht Helfer des Anglervereins mit Booten auf den See hinaus, um die darin schwimmenden Kadaver einzusammeln. Diese wurden anschließend durch eine Fachfirma entsorgt.

Die Helfer um den Vorsitzenden des Sportanglervereins Wonfurt, Andreas Baunacher (stehend vorne), hatten drei Tage lang alle Hände voll zu tun, die toten Fische zu entsorgen. Foto: © Christian Licha

Um zu retten, was noch zu retten ist, war auch die Freiwillige Feuerwehr Wonfurt von Dienstag bis Donnerstag stark engagiert. Täglich über 12 Stunden sorgten die Floriansjünger für Sauerstoffzufuhr im „Löchle“. Conny Klaus, die Vorsitzende des Feuerwehrvereins, erklärt: „Uns kam zu Gute, dass wir unser ausgemustertes LF 8 hier verwenden konnten“. Im Mai wurde ein neues Einsatzfahrzeug in Dienst gestellt, so dass das alte Löschfahrzeug für den Einsatz am See abgezogen werden konnte, ohne Einsatzmittel zu binden. Die Feuerwehr war alle drei Tage in voller Stärke für weitere Einsätze gewappnet. Mit der am alten Auto angebrachten Pumpe und einer weiteren Tragkraftspritze 8/8, die zu der Ausrüstung gehört, wurde das Wasser angesaugt und wieder in das Gewässer zurück gepumpt, damit sich der Sauerstoffgehalt verbessert. Zweiter Kommandant Florian Klaus ruderte jeden Tag früh um 7 Uhr gemeinsam mit weiteren Helfern auf den See hinaus, um dort die Ansaugschläuche von unten nach oben zu setzen, damit dabei das Wasser zusätzlich aufgewirbelt wird. Über den Tag verteilt waren immer rund zehn Mann im Einsatz, schauten regelmäßig zu dem technischen Gerät am Ufer und sorgten für Nachschub bei der Spritversorgung. Zusätzlich erklärte sich ein ortsansässiger Landwirt spontan dafür bereit, seinen Traktor mit einem angehängten Güllequirl zur Verfügung zu stellen, mit dem das „Löchle“ zusätzlich belüftet wurde. Auch die Sportangler leisteten einen weiteren Beitrag, in dem sie einige Sprudelpilze etwas weiter weg vom Ufer aufstellten. Am Donnerstagabend konnten die Angler bei ihren regelmäßigen Messungen einen Teilerfolg melden. Immerhin war zu diesem Zeitpunkt der Sauerstoffgehalt wieder auf über 5 Milligramm je Liter angestiegen.

Auch die Feuerwehr Wonfurt trug dazu bei, durch das umwälzen des Wassers mittels Pumpen den Sauerstoffgehalt zu erhöhen. Hierzu wurde das ausgediente Löschfahrzeug LF 8 verwendet und dadurch die volle Einsatzbereitschaft für andere Notfälle komplett erhalten. Foto: © Christian Licha

„Allen Beteiligten spreche ich meinen Dank und Anerkennung aus, für die schnelle und unkomplizierte Hilfe“, sagte Bürgermeister Holger Baunacher. Das Gemeindeoberhaupt vermutet, dass hier einige Gründe bei dem Vorfall zusammengespielt haben, zumal der Wonfurter See der Einzige weit und breit ist, der unter Sauerstoffmangel leidet. Badegäste sind geduldet, obwohl das „Löchle“ kein ausgewiesener Badesee ist. Das indirekte Einbringen von Sonnenmilch und -öl sei sicherlich nicht gerade förderlich. Außerdem gab es seit 2017 kein Hochwasser mehr, der einen Austausch des Wassers herbeiführte. Aber auch der Uferbereich an der Windseite, der völlig mit Büschen und Sträuchern bewachsen ist und somit den Wind nicht direkt an das Wasser heran lässt, trägt seinen Anteil bei, ist sich Holger Baunacher sicher. Hier wäre es von Nöten, dass der Eigentümer des Sees Hand anlegt und den Bereich ausforstet.

Das „Löchle“ war einst ein Tümpel und wurde nach der Kiesausbeute vor rund 40 Jahren zu einem See mit 1,7 Hektar Wasseroberfläche. Foto: © Christian Licha

Ebenfalls seien bei Baggerseen, die keinen natürlichen Zulauf haben, wie es auch in Wonfurt der Fall ist, bauliche Maßnahmen zu ergreifen. Hierzu gehört unter anderen dass Strom vor Ort liege, damit zukünftig Teichbelüfter schon im Monat Juli unkompliziert installiert werden können. so der Bürgermeister. Anders wird es wohl auch nach Baunachers Rücksprache mit den zuständigen Behörden nicht funktionieren. Jährliche Rettungsaktionen seien bei alleine sechs Seen im Gemeindegebiet Wonfurt nur schwer zu stemmen. Bei der heutigen Diskussion um den Klimaschutz sieht es Holger Baunacher als unverantwortlich an, tagelange mehrere Aggregate am See zu installieren und laufen zu lassen, zumal das Benzin dafür extra aus Haßfurt herbeigeschafft werden muss. Der Gemeinderat wird in seiner nächsten Sitzung am kommenden Dienstag darüber beraten, ob hierfür finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die Nutzung der bestehenden und neu zu installierenden Photovoltaik-Anlagen müsse hier mit in die Betrachtung einbezogen werden, ergänzte Bürgermeister Baunacher.