Knetzgau, Lkr. Haßberge. Rund 320 Einsatzkräfte von 32 Freiwilligen Feuerwehren, BRK, THW und der Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung waren gefordert, den Großbrand eines Entsorgungsfachbetriebes in Knetzgau zu bekämpfen. 26 Stunden, also bis zum späten Dienstagnachmittag zogen sich die Löschmaßnahmen hin. Danach stellte die Feuerwehr Knetzgau noch eine Brandwache, die Mittwochfrüh um 6 Uhr die Einsatzstelle im Auge behielt. Im Zuge erster Ermittlungen vor Ort konnte durch die Kripo Schweinfurt die Brandausbruchsstelle lokalisiert werden. Diese befindet sich im Bereich der Kartonagesortierung. Hinweise auf Brandstiftung gibt es nicht, vielmehr dürfte ein Fremdkörper in der Sortieranlage für den Ausbruch des Feuers verantwortlich sein. Der Sachschaden geht nach derzeitigen Erkenntnissen in die Millionen.
Eine dichte schwarze Rauchwolke umhüllte am Montagnachmittag gegen 14:30 Uhr das Industriegebiet in Knetzgau. In den sozialen Netzwerken wurde schon wild spekuliert, was da wohl brennen würde. Kreisbrandrat Ralf Dressel klärte auf: „Die brennenden Gummiförderbänder der Papiersortieranlage haben den schwarzen Rauch verursacht“. Nach Polizeiangaben brach der Brand in dieser Anlage aus und griff sofort auf eine benachbarte Halle über, in der 300 Tonnen Altpapier lagerten. Nachdem die großen Flammen gelöscht waren, musste mit zwei Radladern des Betriebes und des Technischen Hilfswerkes (THW) das vor sich hin kokelnden Papier ins Freie gebracht und dort abgelöscht werden. Ein Übergreifen auf eine weitere Lagerhalle konnte Gott sei Dank verhindert werden. „Problem war die Rückseite des Gebäudes, die mit Blech verkleidet war und wir punktuell öffnen mussten“, erklärte Dressel das schwierige vordringen zu einzelnen Glutnestern. Auch das Engagement der zahlreichen Atemschutzträger, die direkt in der verrauchten Halle das Feuer bekämpften, hob Dressel heraus. 125 Flaschen musste das Atemschutzzentrum neu befüllen, das glücklicherweise in unmittelbarer Umgebung der Einsatzstelle liegt. Bei der Erstalarmierung wurden die Feuerwehren aus Knetzgau, Sand, Hainert, Westheim, Eschenau, Zeil, Oberschwappach, Zell, Limbach, Haßfurt, Eltmann, Hofheim, Königsberg, Steinsfeld, Unterschwappach, Neuschleichach und Oberschleichach zum Einsatz gerufen. Später wurden sie von ihren Kameraden aus Untertheres, Kirchlauter, Stettfeld, Neubrunn, und Dampfach abgelöst.
In der Hauptzeit waren es 6000 Liter Wasser pro Minute, die benötigt wurden. Stolze drei Millionen Liter flossen insgesamt durch die Schläuche zum Brandherd. Der Großteil davon wurde aus dem Hydrantennetz entnommen. Hiervon wurden 200000 Liter im Pendelverkehr durch Tanklöschfahrzeuge herbei geschafft und eine Million Liter mit einer 2500 Meter langen Schlauchleitung vom Main bis in die Klingenstraße mit fünf Tragkraftspritzen gepumpt. Für diese logistische Höchstleistung war die Dispogruppe Wasserförderung des Inspektionsbezirks 1 (Raum Ebern) vollbracht. Im Oktober 2017 wurde die Dispogruppe ins Leben gerufen und hat ihre erste Übung im Eltmanner Stadtteil Eschenbach abgehalten. Weitere Gruppen in den anderen drei Inspektionsbezirken folgten und probten ebenfalls für den Ernstfall. Zuletzt erst vor einigen Wochen in Zeil und Nassach. Sinn und Zweck dieser Einrichtung ist es, bei Großeinsätzen in benachbarten Inspektionsbezirken bei der Wasserversorgung zu helfen, damit nicht alle Einsatzkräfte rund um den Brandort gebunden sind oder sich so wie jetzt beim Knetzgauer Brand die Löscharbeiten vornehmen können. Gegen 19.30 Uhr wurde am Montag die Einheit alarmiert, denen die Feuerwehren aus Rentweinsdorf, Gereuth, Pfarrweisach, Kraisdorf, Ebern, Eichelberg, Unterpreppach, Reutersbrunn, Untermerzbach und Obermerzbach angehören. An der ehemaligen Kaserne in Ebern war der Sammelplatz, ehe man sich im Konvoi mit zehn Fahrzeugen Richtung Maintal in Bewegung setzte. Unter der Leitung der Kreisbrandmeister Jonas Ludewig und Ralph Morgenroth und mit Unterstützung durch Fachberater und Kreisbrandmeister Klaus Oster wurde eine Saugstelle am Main in der Nähe des Kraftwerks errichtet und die Schlauchleitung über Feldwege und Staatsstraße in das Industriegebiet geführt. Kreisbrandinspektor Thomas Habermann zeigte sich stolz über die grandiose Teamleistung lobte seine beiden Kreisbrandmeister Ludewig und Morgenroth für die souveräne Einsatzführung: „Zwölf Stunden Wasserförderung ohne Unterbrechung ist schon eine klasse Leistung“.
Die Verpflegung durch das Rote Kreuz wurde durch zahlreiche spontane Spenden erleichtert. Auf dem kleinen Dienstweg stellte das ortsansässige Coca-Cola Werk über 2000 Flaschen Wasser und Erfrischungsgetränke unbürokratisch kostenlos zur Verfügung. Auch die Bäckerei Jung aus Hofheim belohnte den Einsatz der Ehrenamtlichen und spendierte für das Frühstück 300 Hörnchen.