Haßfurt, Lkr. Haßberge. Erschöpft, aber sehr gut gelaunt, sind am Freitag die Wallfahrer der Pfarreiengemeinschaft Haßfurt wieder in der Kreisstadt angekommen. Insgesamt 190 Kilometer sind die Pilger quer durch die Region Main-Rhön gelaufen, um den Kreuzberg zu erklimmen. „Es hat sich auf jeden Fall wieder für alle gelohnt“, sagte Diakon Manfred Griebel, der die Gruppe anführte. Ganz nach dem Motto „Mögen Engel Dich begleiten“, waren die 230 Gläubigen nicht alleine unterwegs. Griebel hob auch die Gastfreundschaft unterwegs hervor: „In Thundorf und Großenbrach, wo wir schon seit Jahren Station zum Übernachten machen, empfingen uns die Einwohner wieder fantastisch“. Auch Landrat Wilhelm Schneider nahm sich die Zeit und war zumindest bei einem Teilstück der Strecke dabei. „Einen Tag abschalten und mit Gott unterwegs zu sein, das gibt mir neue Kraft für mein Amt“, sagte der Politiker. Die Gläubigen, die am Marktplatz von ihren Angehörigen und der Bevölkerung sehr herzlich empfangen wurden, trafen sich im Anschluss an einen Gottesdienst noch im Pfarrgarten zum gemütlichen Beisammensein und Erfahrungsaustausch.
Bereits zum neunten Mal lief Franz Beck aus Haßfurt bei der Kreuzberg-Wallfahrt mit. Ein persönlicher Schicksalsschlag war damals der Auslöser, dass der heute 52-Jährige anfing, sich für die Wallfahrt zu interessieren. „Ich kann unterwegs die Nähe Gottes spüren, ja hautnah begreifen“, sagte Beck und betonte, dass das Gefühl des Getragenseins ihm auch immer wieder neue Kraft für seine vielfältigen Aufgaben im Beruf und als amtierender Präsident des Lions-Clubs Haßberge gibt. Wichtig für den Wirtschaftsingenieur ist auch, dass er nicht alleine mit seinen Ängsten und Nöten ist und Zuspruch erfährt. „Getreu dem diesjährigen Motto durfte ich die verschiedenen Engel, die immer unter uns sind, auch im nächsten Mitmenschen, erleben“, so Beck über seine Gefühle und nannte mit den Engeln des Aufbruchs, der Gelassenheit, des Friedens, der Liebe, dem Trost, der Hoffnung und des Segens seine Wegbegleiter. Vor ein paar Jahren musste der Katholik schweren Herzens seine Teilnahme absagen. Er fuhr mit seiner Frau und den Kindern in den Urlaub nach Italien ans Meer. „Hier war ich jeden Tag in Gedanken bei der Wallfahrt und habe mir vorgestellt, wo gerade die Laufroute lang führt und was die anderen erleben“, resümierte er und zählte dabei regelrecht Sandkörnchen am Strand. Seine Frau war schon etwas frustriert, aber sah ein, dass ihr Mann „seine“ Wallfahrt jedes Jahr braucht. Deshalb versprach sie ihm: „Zukünftig werden wir unseren Urlaub so legen, dass es keine Terminüberschneidungen gibt“. Nach all den Jahren ist Beck auch schon Stammspieler in der „wallfahrtseigenen“ Blaskapelle, der buntgemischt viele Hobbymusiker angehören. Mit seinem Tenorhorn, das er auch bei der Stadtkapelle Haßfurt spielt, sogt er immer für den richtigen Ton. Gestärkt für den Alltag freut sich der Familienvater nun schon auf das nächste Treffen mit Diakon Manfred Griebel und allen anderen Wallfahrtsteilnehmern: „Spätestens aber 2019 werde ich alle wiedersehen, denn dann bin ich natürlich wieder mit dabei“.
Seine ersten Wallfahrt-Erfahrungen hingegen machte Florian Hetterich aus Krum. Der Industriemechaniker plant, nächstes Jahr den Jakobsweg mit zu laufen, der 800 Kilometer von Frankreich nach Spanien führt. Gewissermaßen als „Training“ entschloss sich der 39-Jährige zusammen mit den Haßfurter Wallfahrern zum Kreuzberg zu pilgern. Durch Zeitungsberichte wurde der Industriemechaniker auf das kirchliche Event aufmerksam. „Die Mitpilger waren total offen. Man konnte mit jedem über alles reden und war nie alleine“, freute sich Hetterich über diese Erfahrung“, denn „mit Manfred Griebel war es unterwegs sehr kurzweilig und abwechslungsreich. Seine Ansprachen sind bei Jedem im Inneren angekommen“: Hetterich lobte auch die perfekte Organisation und das engagierte Helfer-Team der Pfarreiengemeinschaft. „Es gab auch eine super Verpflegung und auch an alles andere, was man so braucht während der sechs Tage, wurde gedacht“ sagte der Familienvater und hob auch die gute Organisation an den Zwischenstationen hervor. Zum Beispiel fand er als Leitender Gruppenführer der Feuerwehr Krum, die Organisation bei den Kollegen der Feuerwehr Großenbrach sehr toll. „Die Unterkünfte waren schon hergerichtet, die Bewirtung super und es gab einen Shuttlebus ins Sportheim, wenn man duschen gehen wollte“. Nach der sorgenfreien Wallfahrtswoche, bei der aber auch seine eigene Lebensgeschichte aufgewühlt wurde, versprach Hetterich, auch nächstes Jahr wieder dabei zu sein.