UG-ÖEL und Brückeneinsturz: Interessante Details zur Arbeit der Feuerwehr

Der alte Einsatzleitwagen der UG-ÖEL Haßberge, hier bei einem Großeinsatz, wurde zwischenzeitlich durch ein modernes Fahrzeug ausgetauscht. Foto: © Christian Licha

Ebern, Lkr. Haßberge. Wenn Not am Mann ist kommt die Feuerwehr, der Rettungsdienst und die Polizei. Auf welche Unterstützung die Einsatzkräfte aber bei großen Schadenslagen bauen können, weiß wohl kaum ein Bürger, der mit der Materie ansonsten nichts zu tun hat. In der Eberner Frauengrundhalle waren es 160 Interessierte, die zwar alle aus Hilfsorganisationen kamen, aber trotzdem umfassend darüber informiert sein wollten. Kreisbrandrat Ralf Dressel und Kreisbrandinspektor Thomas Habermann luden zu einem Fachvortrag ein, der die Arbeitsweise  der sogenannten UG-ÖEL (Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung der Feuerwehr) und der UG-SanEL (Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung) näher bringen sollte. Von 49 Freiwilligen Feuerwehren, zwei Werkfeuerwehren, dem THW, der Polizeiinspektion Ebern und dem Rettungsdienst waren die Zuhörer gekommen.

Kreisbrandrat Ralf Dressel (links) und Kreisbrandinspektor Thomas Habermann (2. v. r.) freuten sich über den regen Besuch und dankten den Referenten (weiter von links) Dieter Murken, Florian Zippel, Frank Drescher sowie Kreisbrandrat Holger Strunk (rechts) aus dem Landkreis Schweinfurt. Foto: © Christian Licha

„Die UG-ÖEL im Landkreis Haßberge besteht aus zehn erfahrenen Fachleuten, die der Feuerwehr und dem THW angehören“, erklärte deren Leiter, Kreisbrandmeister Dieter Murken, in seinem kurzweiligen Vortrag. Im Katastrophenfall, aber auch bei „normalen“ Einsätzen steht die Mannschaft bereit, um dem Einsatzleiter der Feuerwehr Aufgaben abzunehmen und ihn so zu unterstützen. “ Kurz gesagt: Die UG-ÖEL ist das Sekretariat des Einsatzleiters. Und dafür sind die Ehrenamtlichen bestens gerüstet. Ende letzten Jahres konnte die Gruppe einen neuen Einsatzleitwagen (ELW) in Empfang nehmen, der keine technischen Wünsche offen lässt. Neben insgesamt vier PC-Arbeitsplätzen gibt es die übliche Büroausstattung mit Laserdrucker und Laptops. Kontakt zur Außenwelt wird mittels Mobilfunk, Telefax, Telefon und Internet über eine SAT-Anlage gehalten. Außerdem gibt es für die Nutzung am Einsatzort analoge und digitale Handfunkgeräte. Unabhängig von einer stationären Stromversorgung kann sich der ELW an jeder beliebigen Stelle positionieren, da er auch ein 13 kvA-Aggregat an Bord hat. Sitz- und Tischgarnituren sowie ein Schnelleinsatzzelt mit Heizung und Beleuchtung stehen für größere Besprechungen zur Verfügung. Zu den vielfältigen Aufgaben der UG-ÖEL gehören u. a. die visuelle Darstellung des Einsatzes auf einer Lagekarte, das Führen von Einsatztagebuch und Ablaufkalender sowie die Lagemeldung an die Integrierte Leitstelle (ILS) und gegebenenfalls an die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) im Landratsamt. Der Standort der Unterstützungsgruppe bei einem Einsatz ist ein zentraler Platz für Einsatzleiter, Führungsgehilfen, Sprechfunker, Fachberater und Pressesprecher. Vor Regen, Kälte und Wind geschützt, ist es für die Führungskräfte auch ein Rückzugsort zum Nachdenken, Entscheiden und wenn sie mal fünf Minuten zur Ruhe kommen müssen. Feuerwehren, die die UG-ÖEL anfordern, müssen übrigens keine Befürchtungen haben, dass ihnen bzw. der Gemeinde Einsatzkosten in Rechnung gestellt werden. Auch Ersatzleistungen für ausgefallene Arbeitsstunden entfallen, da die schlagkräftige Truppe rein ehrenamtlich tätig ist und in ihrer Freizeit ausrückt.

Auch der vorherige Einsatzleitwagen war schon voller moderner Technik und erleichterte das Arbeiten aller. Foto: © Christian Licha

Ähnlich wie bei den Feuerwehren ist auch die UG-SanEL organisiert. Bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV), bei dem eine große Anzahl Betroffener versorgt werden muss, unterstützt die Gruppe mit Ihrem Einsatzleitwagen und dem Fernmelde-Kommandowagen den Organisatorischen Leiter (OrgL) und den Leitenden Notarzt (LNA) bzw. bei kleineren Lagen den Einsatzleiter Rettungsdienst (ELRD). Im letzeren Fall nennen sich die Helfer dann nicht mehr UG-SanEL, sondern Schnelleinsatzgruppe Information und Kommunikation (SEG luK), bestehen aber oft aus den gleichen Leuten. Neben der Kommunikation und der Dokumentation übernimmt die Unterstützungs- bzw. Schnelleinsatzgruppe die Sammlung und Ermittlung wesentlicher Lageinformationen (Anzahl Patienten und Sichtungskategorien, Art der Verletzungen und Erkrankungen, eigene Kräftelage, Lage in den Einsatzabschnitten etc.).

Schweinfurts Kreisbrandrat Holger Strunk zeigte eindrucksvolle Bilder von dem Brückeneinsturz an der A7 bei Schraudenbach im Juni 2016. Foto: © Christian Licha

Anhand eines praktischen Beispiels wurde das Vorgehen nochmals verdeutlicht. Der Schweinfurter Kreisbrandrat Holger Strunk zeigte in Vertretung für den derzeit erkrankten Kreisbrandmeister Thomas Heffel, der seinerzeit die Einsatzleitung der Feuerwehr inne hatte, eindrucksvolle Fotos von dem Einsturz der Autobahnbrücke an der A7 bei Schraudenbach im Juli 2016. Damals waren ein Toter und 14 überwiegend schwerverletzte Personen zu beklagen. Insgesamt waren hier 376 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei, THW, Rettungshundestaffel und Bergwacht vor Ort. Auch die SEG Betreuung des Roten Kreuzes aus dem Landkreis Haßberge leistete hier wertvolle Arbeit. Gegen 16 Uhr löste die ILS damals Großalarm aus und bereits 60 Minuten später waren alle Verletzten, die erst aufwendig in dem Trümmerberg gesucht werden mussten, dem Rettungsdienst an seinem Sammelplatz übergeben. Eine Person, die in den Stahlseilen in rund zehn Meter Höhe saß, wurde vorbildlich von der Feuerwehr Werneck mit der Drehleiter gerettet. Als einen Glücksfall bezeichnete Frank Drescher, der Organisatorische Leiter des Rettungsdienstes vom Malteser Hilfsdienst, den Fall, dass insgesamt fünf Rettungshubschrauber zur Verfügung standen. Die weiteste Anreise hatte der „Christoph 2“ aus Frankfurt/Main. Der Abtransport der Verletzten erfolgte je nach Verletzungsmuster alternativ auch per Rettungswagen in umliegende Krankenhäuser. Alle Organisationen haben hier hervorragend zusammengearbeitet, waren sich Strunk und Drescher einig. Etwas entfernt vom eigentlichen Unglücksgeschehen wurde eine Wagenburg mit den Einsatzleitungen von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst errichtet und von dort aus die erforderlichen Maßnahmen koordiniert. Bereits nach acht Stunden, gegen Mitternacht, war der Einsatz soweit abgearbeitet, dass die vorwiegend ehrenamtlichen Kräfte den Heimweg antreten konnten. Besonders deutlich war das Ausmaß des Schadens auf einem Video der Bergwacht zu sehen, das diese mit einer Drohne gedreht hatte und der Leiter der UG-ÖEL Schweinfurt-Land, Florian Zippel, vorführte.

Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sich Kreisbrandinspektor Thomas Habermann bei den Referenten mit einem kleinen Präsent und freute sich, dass soviele Ehrenamtliche die Bereitschaft zeigten, sich in ihrer Freizeit fortzubilden. Die Bewirtung an dem Abend übernahm die Feuerwehr Ebern in vorbildlicher Weise.

Eine hervorragende Arbeit leisteten die insgesamt 376 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei, THW, Rettungshundestaffel und Bergwacht damals in Schraudenbach. Foto: © Christian Licha