Sand am Main: Erste Station für PCR-Pooltestung in Unterfranken in Betrieb genommen

In der Firma PID ist Manfred Bergmann dafür zuständig, dass die Proben der Pooltestung für die Botenfahrt nach Erlangen in das Labor bereitgestellt werden. Foto: © Christian Licha

Sand am Main, Lkr. Haßberge. Eine Vorreiterrolle in Sachen Coronaschutz am Arbeitsplatz hat die Gemeinde Sand übernommen. Als erste Kommune in Unterfranken startete die Winzergemeinde am Montag die Pooltestung per PCR-Test von insgesamt 160 Mitarbeitern zweier Firmen und der Gemeindeverwaltung.

Der Initiative des Zweiten Bürgermeisters Julian Müller ist es zu verdanken, dass von nun an die Beschäftigten ein Stück mehr Sicherheit haben und ein eventueller Infektionsherd schneller erkannt werden kann. „Wir haben uns sofort bereiterklärt mitzumachen“, sagten übereinstimmend Bernhard Mahr, der Geschäftsführer der PID – test & engineering GmbH sowie die Geschäftsführer Gunther und Jochen Krines von der Krines GmbH, die Fenster, Türen und Wintergärten herstellt. Die Teilnahme ist für die 60 Mitarbeiter von PID und die 70 Mitarbeiter der Schreinerei Krines zwar freiwillig, dennoch haben sich die Angestellten fast ausnahmslos dazu bereiterklärt, mitzumachen.

Anders als im Testzentrum Wonfurt müssen keine Abstriche mit Wattestäbchen in Nase oder Rachen genommen werden, sondern es langt einfaches Gurgeln. Auf die Genauigkeit von Tests mit Rachenspülwasser angesprochen, sagte Julian Müller: „Die Genauigkeit ist nach der Aussage von Medizinern im Rahmen der Streuung vergleichbar mit Abstrichen, allerdings fehlen große Studien“. Nichtsdestotrotz seien die Gurgeltests ein Schritt weiter in die richtige Richtung, so Müller.

Bei der PID – test & engineering GmbH, der Schreinerei Krines und der Gemeindeverwaltung werden 160 Mitarbeiter regelmäßig per PCR-Gurgeltest getestet. Zu Beginn des Pooltests trafen sich zu einem Infotermin: (hinten von links) Bernhard Mahr (PID), Zweiter Bürgermeister Julian Müller für die Gemeindeverwaltung sowie (vorne von links) Jochen Krines und Gunther Krines von der gleichnamigen Schreinerei. Foto: © Christian Licha

Was müssen die Mitarbeiter genau machen? Zwei mal in der Woche, nämlich Montag und Donnerstag füllen die Probanden früh sofort nach dem Aufstehen ein Probenröhrchen mit fünf bis sechs Milliliter Wasser. Mit diesem wird mindestens 30 Sekunden lang gegurgelt und anschließend die Flüssigkeit wieder in ein Röhrchen ausgespuckt. Diese Wassermenge wird danach auf zwei Röhrchen aufgeteilt und diese Proben mit zur Arbeitsstelle genommen. Der Inhalt eines Röhrchens wird dort in der Firma in einen aufgestellten Sammelbehälter, dem sogenannten Pool, entleert.  Das zweite Röhrchen wird fest verschlossen und mit einem individuellen Strichcode versehen und in einer Plastiktüte gesammelt. Das gleiche Prozedere läuft bei den 30 Mitarbeitern der Gemeindeverwaltung ab. Mit internen Präsentationen werden alle die an dem Pooltest teilnehmen, nochmals genau über die Vorgehensweise informiert.

In den Vormittagsstunden werden alle eingesammelten Proben in das Universitätsklinikum Erlangen gefahren. Dort findet die Auswertung statt, deren Ergebnis  den Verantwortlichen in Sand gegen Mittag mitgeteilt wird. Wohlgemerkt müssen nur die jeweiligen Pool-Sammelbehälter getestet werden. Erst falls in einem Pool, der bis zu 30 Mitarbeiter fassen kann, ein positives Ergebnis festgestellt wird, ist mehr Aufwand nötig. Ist das Ergebnis eines Pools positiv, werden alle Mitarbeiter, die in diesen Pool ihre Proben entleert haben, umgehend darüber informiert. Dann werden noch am selben Tag auch die Einzelproben nach Erlangen gefahren und einzeln ausgewertet. Mit dem Ergebnis kann dann in den späten Nachmittagsstunden gerechnet werden. Bis zum Eintreffen der Einzelergebnisse muss diese Gruppe kontinuierlich FFP2-Masken getragen werden. Sind ein oder mehrere Personen dann als Virusträger indentifiziert, ist zur Sicherheit nochmals ein Antigen-Schnelltest notwendig.

Mit einem QR-Code können sich die Mitarbeiter die Vorgehensweise der Pooltestung auf ihr Smartphone laden. Der Behälter vorne dient als Pool, in dem alle Proben gemeinsam gesammelt werden. Zusätzlich gibt jeder Mitarbeiter seine Einzelprobe ab (hinten). Foto: © Christian Licha

„Es sind noch Kapazitäten frei für Unternehmen aus Sand oder der näheren Umgebung“, beschreibt Julian Müller die derzeitige Auslastung. Nähere Informationen hierzu erhalten interessierte Firmenchefs bei dem Zweiten Bürgermeister, dessen Kontakt gerne die Sander Gemeindeverwaltung vermittelt. Für die Unternehmen sind die Kosten überschaubar. Es muss nur in je vier Probenröhrchen pro Mitarbeiter sowie das notwendige Zubehör investiert werden. Immer wenn die Beschäftigten ein Röhrchen abgeben, bekommen diese das vom vorherigen Test zum Wiederverwenden zurück. Freilich muss es zuvor gründlich gereinigt werden. Die Laborkosten übernimmt der Freistaat Bayern. Müller hofft, vielleicht auch im Landkreis Haßberge ein Testlabor einrichten zu können, damit die langen Botenfahrten nach Erlangen entfallen. Hierzu wäre ein Raum, die notwendige Apparatur zur Auswertung und eine geschulte Fachkraft notwendig.