Poetry Slam lockte wieder Jung und Alt nach Haßfurt

Mit "Schnick-Schnack-Schnuck" wurde die Auftrittsreihenfolge der Finalisten (von links) Micha-EL Goehre, Luca Swieter und Florian Stein auf lustige Art und Weise ermittelt. Foto: © Christian Licha

Humorvoll aber auch tiefsinnig ging es wieder beim Poetry Slam in Haßfurt zu. Bereits zum siebten Mal präsentierte das Bibliotheks- und Informationszentrum (BIZ) im “Silberfisch” den Dichterwettstreit.

Der bekannte Moderator Christian Ritter, der auch derartige Veranstaltungen in Würzburg, Bamberg und Berlin durchführt, hatte aus seinem 400 Personen umfassenden Netzwerk wieder einige deutschlandweit aktive Slammer in die Kreisstadt eingeladen. Mit Micha-El Goehre (Bielefeld), Yannick Steinkellner (Graz), Luca Swieter (Aachen), August Klar (Bochum), Florian Stein (Bochum) und Cris Ortega (Erlangen) wurden dem Publikum die unterschiedlichsten Vortragsarten präsentiert.

Im Rahmen der “offenen Liste” waren auch zwei Teilnehmer aus dem Landkreis Haßberge vertreten.
Selina Walter aus Oberschwappach wurde durch eine Freundin auf das Event aufmerksam. Sehr spontan entschloss sich die 23-Jährige, die in den letzten drei Jahren die Welt bereiste, teilzunehmen. Bei ihren Station u. a. in Neuseeland, Australien und Indonesien hatte sie schon Texte verfasst, die sie jetzt kurzfristig noch für den Poetry Slam optimierte. Hierbei ging es um die Wiederentdeckung der Liebe in sich selbst und dass man alles überstehen kann, wenn man sich dessen bewusst ist. Enttäuscht war die Oberschwappacherin nicht, dass sie es nicht in das Finale geschafft hatte. Ihr ging es hauptsächlich darum, ihr Werk den Menschen näher zu bringen.

Selina Walter aus Oberschwappach war eine der regionalen Teilnehmerinnen und philosophierte über die Wiederentdeckung der Liebe in sich selbst. Foto: © Christian Licha

Der zweite spontane Teilnehmer war Marc Heinz. Der 43-Jährige ist seit Sommer diesen Jahres der neue Haßfurter Stadtmanager und trug damit als Slammer auch zum kulturellen Leben in der Stadt bei. Ganz unerfahren ist er nicht im Schreiben, wie man sich auf seinem persönlichen Blog im Internet (www.textmaler.de) überzeugen kann. Für seinen siebenminütigen Auftritt hatte er gleich zwei Texte eingeplant. Einmal ging es mit der Überschrift “Haltestelle” eher nachdenklich um einen alten Mann, um den sich keiner kümmert und der droht, unter die Räder zu kommen. Im zweiten Teil wurde es dann humorvoll. Mit Wortakrobatik rund um das Verb “halten” forderte Heinz die Lachmuskeln der Zuschauer. “Dabei sein ist alles”, meinte er, als sich abzeichnete, dass auch er leider nicht in das Finale vorrücken würde.

Haßfurts Stadtmanager Marc Heinz (links), der selber auch aktiv als Slammer teilnahm, freute sich mit Moderator Christian Ritter über die gelungene Veranstaltung. Foto: © Christian Licha

Darüber entschieden, wer zu den besten drei Slammern des Abends zählt, hatten zufällig ausgewählte Zuschauer. Diese hatten Tafeln, so wie die Jurymitglieder zum Beispiel im Tanzsport,  bekommen und konnten dann die einzelnen Teilnehmer mit Punkten von 1 bis 10 bewerten. Zwei dieser Jurymitglieder waren Vanessa Stengel und Michael Scherner aus Schlüsselfeld. Die beiden sind fleißige Slam-Besucher und gönnen sich öfter mal eine Achterbahnfahrt der Gefühle bei solchen Events. Deshalb war es auch nicht groß verwunderlich, dass sie die rund einstündige Anreise quer durch den Steigerwald auf sich nahmen, als sie von der Haßfurter Veranstaltung hörten.

Die Jury waren ausgewählte Zuschauer, wie hier (vorne) Michael Scherner und Vanessa Stengel aus Schlüsselfeld. Foto: © Christian Licha

Zu den Finalisten zählten schließlich Florian Stein, Micha-EL Goehre und Luca Swieter. Gemessen am Applaus des Publikums konnte sich schließlich Luca Swieter über den ersten Platz freuen und bekam als symbolische Siegesprämie einen “halben Meter” fränkisches Bier überreicht. Die Studentin der Gesellschaftswissenschaften aus Aachen begeisterte die Anwesenden mit ihrer natürlichen, spontanen Art und hatte sehr viele Lacher auf ihrer Seite. “Das erste Liebesgedicht, dass ich ernst meine.”, war der Titel ihres ersten Vortrages. Hier ging es in heiterer Weise um Brötchen, die sie über alles liebt und auf vielen Ebenen lobpreiste. In ihrem Finalbeitrag beschrieb die 23-Jährige eine wilde Partynacht aus der Perspektive einer etwas komischen Person, der die absurdesten Dinge passieren. Auch hier gab es einen wahren Beifallssturm, der die Begabung der jungen Künstlerin über alles würdigte.

Die 23-jährige Luca Swieter aus Aachen beigeisterte mit ihrer natürlichen, spontanen Art und hatte sehr viele Lacher auf ihrer Seite. Foto: © Christian Licha

Sylvia Schnitzer, Bibliothekarin im BIZ, freute sich, dass immer mehr Zuschauer zu den Slams kommen. Während ihres Studiums in Stuttgart hatte Schnitzer ihre Vorliebe für die Dichterveranstaltungen entdeckt. Ihrer Initiative im Jahre 2014 ist es zu verdanken, dass der Poetry Slam zwei mal im Jahr zu einer fester Größe im Veranstaltungskalender geworden ist. Mit einem durchweg gemischten Publikum in allen Altersklassen ist dieses Event des BIZ sehr beliebt. Der nächste Poetry-Slam findet am 4. Februar 2018 wieder im Ganztagsgebäude des Schulzentrums statt.

Die Erstplazierte Luca Swieter freute sich über die symbolische Siegesprämie, einen “halben Meter” fränkisches Bier. Foto: © Christian Licha
Auch lustige Gesichtsakrobatik gehörte zum Poetry Slam dazu, wie hier Yannick Steinkellner aus Graz zeigt. Foto: © Christian Licha